Konzerte

Blind Guardian
Astral Doors

11.September 2006

Die Wächter riefen und die Massen strömten. Auch wenn die Langener Stadthalle zumeist bei Metal Konzerten gut besucht ist, war es selten bereits vor Einlass rund um die Halle so voll wie an diesem Abend. Glücklich konnten sich diejenigen schätzen, die Ihre Karte bereits im Vorverkauf ergattern konnten. Der Rest musste sich in die nicht endende Warteschlange der Abendkasse einreihen. Aber was tut man nicht alles, um Blind Guardian hier mal wieder live zu sehen? Geschlagene 4 Jahre ist es her seit dem letzten Gastspiel. Mit neuem Album im Gepäck und einer starken Supportband durfte man an diesem Abend einiges erwarten.

Wer zeitlich gut kalkulierte, konnte den Wartezeiten am Eingang gelassen entgegen sehen und sich pünktlich um 20 Uhr der Show von Astral Doors widmen. Die Schweden sind mittlerweile mit ihrem aktuellen Album „Astralism“ auch schon beim dritten Longplayer angekommen und konnten sich seit dem Debüt „Of The Son And The Father“ Stück für Stück nach oben arbeiten. Da die Stadthalle bereits zu diesem Zeitpunkt sehr gut gefüllt war, konnten Astral Doors praktisch vor der komplett versammelten Mannschaft loslegen. Das die Schweden live ordentlich rocken, konnten sie bereits im letzten Jahr hier an Ort und Stelle auf der Tour mit Grave Digger beweisen. Mit Ihrer Mischung aus traditionellem Hard und Heavy Rock hatten Sie das Publikum auch an diesem Abend schnell auf Ihrer Seite. Songs wie ,Time To Rock’ oder ,Bride Of Christ’ gehören live schon zum festen Repertoire der Band, sodass das Motto des erstgenannten Titels vollends vom Publikum mitgetragen wurde. Unter dem stimmgewaltigen Patrick Johansson gingen die Backing Vocals seiner Bandkollegen leider ein wenig unter, womit jedoch auch Blind Guardian zu kämpfen hatten. Positiv aufgefallen ist, dass Frontmann Patrick nicht mehr ganz so steif an seinem Mikro klebt wie zu früheren Tagen; Luft nach oben ist bei der Performance jedoch nach wie vor noch vorhanden. Erwartungsgemäß gab’s die Highlights wie das gänsehauterregende ,Of The Son And The Father (bei dem Patrick auch das Publikum mal mitsingen ließ)’ sowie das erdige ,Hungry People’ erst gegen Ende der Show zu hören. Den finalen Gong bildete standesgemäß ,Cloudbreaker’ vom Debutalbum, sodass sich die Schweden mit einem dicken Ausrufezeichen verabschieden konnten und Ihrer Rolle als Einheizer mehr als gerecht wurden. Starker Auftritt.

Gegen 21.20 Uhr wurden die „Guardian“ Sprechchöre des Publikums dann endlich erhört und die Mannen um Hansi Kürsch betraten die mit Nebel eingehüllte Bühne. Überraschenderweise folgten die Wächter nicht dem Trend, mit dem ersten Song des aktuellen Albums zu beginnen, sondern starteten mit ,Into The Storm’. Logischerweise wurde es gleich in den vorderen Reihen noch ein bisschen enger. Das hinderte die Menge jedoch nicht daran, die Band tierisch abzufeiern. Der Opener wurde lauthals mitgegrölt, sodass die Halle bereits nach wenigen Takten bebte. Nach dem darauf folgenden ,Mourning Hall’ gab’s mit ,Nightfall’ den nächsten Song vom fast gleichnamigen Album zu hören und zugleich die ersten sanfteren Töne. Die Bühneneffekte waren im Vergleich mit Bands wie Edguy und Brainstorm recht schlicht gehalten, lediglich eine Video Leinwand im Hintergrund untermalte die Songs mit visuellen Effekten. Pyros gab es ebenfalls nicht zu bestaunen, dafür waren die Lichteffekte erste Sahne. Das fehlende Drumherum machten die Jungs auf der Bühne jedoch spielend wieder weg. Die beiden Gitarristen André und Markus machten einen spielfreudigen Eindruck und gaben dem Publikum jede Menge der investierten Energie zurück. Der neue Drummer Frederik fügte sich ebenfalls sehr gut in das Zusammenspiel der Formation ein. Die ersten Worte von Hansi galten dem Keyboarder, der an diesem Abend seinen Geburtstag feierte. Nach dem folgenden ,Requiem’ gab’s mit ,Fly’ den ersten Song von „A Twist In The Myth“ zu hören, der auch live sehr gut rüber kam. Dies gilt leider nicht für die 2 anderen neuen Songs ,This Will Never End’ und ,Another Stranger Me’. Hier geht einfach zu viel Magie der Stücke durch die fehlenden Chöre verloren. Die Backing Vocals waren bei Guardian ähnlich schlecht wie bei Astral Doors, sodass man auch nicht mehr viel kompensieren konnte. Macht ja auch nichts. Dafür wurde ein Klassiker wie ,Walhalla’ von den Fans enthusiastisch gefeiert und noch nach Ende des Stücks begeisternd mitgegrölt. Nicht minder schlecht war das unmittelbar folgende ,Time Stands Still’, mit dem der nächste Klassiker eingeläutet wurde. Danach gab’s mit ,Lord Of The Rings’ ruhigere Töne zu hören, die durch die schönen Keyboard-Klänge sehr majestätisch rüberkamen. Im Anschluss wurde vom Publikum lauthals ,Majesty’ gefordert, das dann auch spontan gespielt wurde. Das offizielle Ende der Show kam recht früh, dafür aber mit … ,And Then There Was Silence’ umso gewaltiger, womit die nächsten 13 Minuten auch gefüllt waren. Passend zur Thematik des Stückes wurde die Story auf der Videowand visuell begleitet – jedoch ohne Brad Pitt in der Hauptrolle. Wie Hansi danach verkündete, hatte das Publikum die Zugabe dem Keyboarder zu verdanken, der die Menge für gut befand und das käme selten vor. Wie dem auch sei, es folgten das bereits erwähnte ,Another Stranger Me’ sowie ,Imaginations From The Other Side’, bevor dann der Alltime Klassiker ausgepackt wurde: ,Bard’s Song’. Wie immer überwiegend vom Publikum gesungen, wie immer einfach nur fantastisch. Interessanterweise singt Hansi bei diesem Stück auch immer nur an denselben Stellen mit. Wer anwesend war, kann es anhand der „Forgotten Tales“ mal selbst testen. Den finalen Track des Abends stellte mit ,Mirror Mirror’ noch mal ein staighter Uptemposong dar, der die erstklassige Show der Wächter beendete. Fazit: Blind Guardian gefielen weit aus besser als bei ihrem letzte Auftritt in Langen und konnten auch ohne berauschenden Show Effekte überzeugen.

Oliver Bender






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