Konzerte

Donots
Strike Anywhere, The Peacocks

16.Dezember 2004

Zwei Jahre lang hab ich auf sie warten müssen und lediglich die Erinnerungen an ihren letzten Auftritt plus ein neues Album in der Zwischenzeit verkürzten die schier endlose Zeit des Wartens. Doch nun sollte es erneut passieren, Strike Anywhere erschienen wieder im Schlachthof, wie gesagt mit einem Album mehr auf dem Rücken seit dem letzten Gig und einem gewachsenen Fan Potential. Doch dazu später mehr...

Das Konzi gliederte sich in drei Abschnitte, die auf Grund der spielenden Bands unterschiedlicher zueinander nicht hätten sein können.

Den Opener machte ein verrückt geniales Trio aus der Schweiz. The Peacocks waren für mich tatsächlich die Überraschung des Abends. So erwartete ich eigentlich bei einem solchen Bandnamen, der vor Einfallsreichtum nur so strotzt, eine dreckig verranzte, stinkig langweilige Schrammel Punk Band, die als Vorband dem völlig besoffenen Publikum einheizen sollte. Doch weit gefehlt. Die drei schwarz gekleideten überzeugten und gefielen, denke ich, der gesamten Halle sehr gut. Mit einem schwer einzuordnendem Stil rockten sie was das Zeug hielt: Manchmal mit etwas Country Punk à la Swingin` Utters, dann wieder mit recht jazzigen Einlagen, mit deutlichen Anleihen an die Nekromantix oder Tiger Army. Insgesamt also eine gelungene Mischung aus dreckigem Punk Rock und seichtem Swing–a–Billy. Für mich als ehemaligen Bassisten ist der Kerl am Bass der Peacocks noch besonders hervorzuheben. Was dieser Teufelskerl da auf der Bühne mit seinem Kontrabass anstellte, lässt jeden, der zuhause mal auf `nem Bass geklampft hat und sich wie ein Musiker fühlte, deprimiert dastehen.

Das Publikum reagierte ziemlich verhalten, ob der unbekannten Band. Merkwürdigerweise schwappte die gute Laune der Band nicht zu 100% auf das Publikum über, was mich zu meinem nächsten Punkt führt: Das Publikum an jenem Abend im Schlachthof. In die große Halle gehen bestimmt fünf mal so viele Leute rein wie in die Räucherkammer, doch war der Andrang an diesem Abend sehr, sehr überschaubar. Und wenn man nun mal in einem Radius von 5m keine weiteren Leute um sich herum hat, dann ist es auch verflucht schwer mal ordentlich abzugehen.

Noch kein Grund sich Sorgen zu machen, da mir ja bekannt war, dass gerade Strike Anywhere auf der Bühne das unglaubliche Talent besitzen, die Menschen zu mobilisieren. So standen sie also auf den Brettern, und machten dort eine noch bessere Figur als damals in der Räucherkammer. Immer noch genau so sympathisch, schnell, hart, laut, mitreißerisch und abwechslungsreich. Das Quintett aus Amerika spielte eine ausgewogene Mischung von ihren beiden Alben ,Change is a Sound` und ,Exit English`. Wobei im Gegensatz zu vor zwei Jahren das Publikum ordentlich mitsang und gut feierte. Auf einmal war alles gegeben, beste Stimmung, Lob an den Tonmeister für den super Sound und ein circle pit. Für Strike Anywhere führte dieser Abend sicherlich zu vielen weiteren Fans und Bewunderern.

Den Abschluss als Headliner gaben dann noch die Donots aus Deutschland. Und schlagartig wurde mir überklar, warum ich von denen noch nie etwas bewusst oder als gut wahrgenommen hatte. Weiterhin wurde dann auch die Frage geklärt, wieso eigentlich so viele Kinder im Schlachthof rumgelaufen sind. Auf einmal kam mir die ganze Geschicht wie ein Abitur Scherz vor. Überall nur noch überschminkte H&M Alternative Mädels und Jungs, die wahrscheinlich ihre Weihnachtsferien mit einem Sekt zu viel angingen. Also zog ich mich dezent in die hinteren Reihen zurück, um wenigstens der Musik oder der Performance was gutes abzuringen, doch da traf mich der Schlag. Die Musiker der Donots sind ja mal so mit das Langweiligste, was ich je auf irgendwelchen Bühnen gesehen habe. Nicht nur das ihre Musik voll lahm und aalglatt rüberkommt, mir ist eigentlich nicht ein Solo aufgefallen, die Jungs mit Saiteninstrumenten standen die ganze Zeit wie angewurzelt auf ihrem Platz und der Sänger war `ne echte Volltröte, ohne Energie, Leidenschaft und vor allem ohne den leichten Hauch des Wahnsinns. Ich kann dieser Viva/MTV Neo Punk Bewegung, geprägt von den führenden Modehäusern Europas leider überhaupt nichts abgewinnen. So war auch niemand in meiner Begleitung wirklich traurig darüber, dass es keine großen Zugaben mehr gab.

Fazit: O.k., die Headliner waren eine absolute Enttäuschung, doch dafür überzeugten Strike Anywhere noch mehr als ich es mir zuvor vorstellen konnte, und man ist auf eine verdammt gute, neue Band namens The Peacocks gestoßen.

Tim Ruhl 






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