Konzerte

Blackmore's Night
Geyers

17.Juli 2003
Kaiserthermen, Trier

Die mächtigen Ruinen der um 300 n. Chr. erbauten Kaiserthermen waren an diesem Abend Schauplatz des letzten Konzertes der Blackmore’s Night Deutschland Tour. Während sich früher die Römer an diesem Ort zur Entspannung niederließen, waren an diesem Abend zahlreiche Mittelalter Fans gekommen, um Deep Purple Legende Ritchie Blackmore und seiner Frau Candice Night zu lauschen. Überflüssig zu erwähnen, dass das Konzert ausverkauft war. Ein besseres Ambiente hätte man kaum auswählen können, inmitten der Kaiserthermen ragte die Bühne heraus, gestaltet wie ein Marktplatz früherer Jahre, von dem aus man auf das riesige Bannerschauen konnte, in dessen Zentrum eine Burg platziert war. Es war ein schöner Sommerabend, viele Besucher hatten sich der musikalischen Zeitreise angepasst und erschienen in mittelalterlichen Kostümen. Die Rahmenbedingungen waren also nahezu optimal.

Wie schon des öfteren auf Blackmore’s Night Konzerten war es auch dieses mal den Geyers vorbehalten, die Besucher einzustimmen. Die Band zelebriert ebenso einen mittelalterlichen Stil aus volkstümlichen und folkigen Liedern. Los ging’s mit einem Instrumental, dass mir schon allein wegen der Dudelsäcke sehr gut gefallen hat. Die vier Herren bedienten sich im Laufe des Abends unterschiedlichster Instrumente, einige davon waren mir bis dato völlig unbekannt. Die Stücke wurden durchweg von der Mandoline und den Bongos begleitet, dazu gesellten sich noch die Leier und Flöte. Nach dem ersten Stück wurde das Publikum von Sänger Thomas Roth begrüßt und zugleich auf das nächste Lied ,Im Maien’ eingestimmt, welches auch auf dem neuen Album der Band vertreten ist. Dieser Song war nicht ganz mein Fall, vor allem textlich nicht sehr innovativ, dafür wurde man mit dem nächsten entschädigt: ,Past Time With Good Company’, dessen sich ja auch schon Blackmore’s Night angenommen haben. Die Geyers interpretierten diesen Song etwas ruhiger, dennoch verbreitete er auch in dieser Fassung sehr viel Charme. Das Altmeister Blackmore für den folgenden Track ,Die Göttliche Devise’ ein Solo auf dem Livealbum beisteuerte, wurde von der Band stolz erwähnt. Wenn mich nicht alles täuscht, war dies die gleiche Version wie ,Fires At Midnight’. Der letzte Song stellte natürlich das allseits bekannte ,Was Wollen Wir Trinken’ dar, die den gut 30minütigen Gig der Geyers beendete, ein gelungener Auftritt wie ich meine. Auch wenn viele Zuschauer ein kühles Getränk erst einmal vorzogen, so hat man die verbliebenen Zuhörer doch sehr gut unterhalten und einige Fans hinzugewonnen.

Warum es letztlich so lange dauerte, bis Blackmore’s Night die Bühne betraten, ist mir immer noch ein Rätsel. Der Gig war angesetzt für 20 Uhr, eine Dreiviertelstunde später war es dann soweit: Die Sitze waren mittlerweile restlos gefüllt, eine leichte Abenddämmerung setzte bereits ein, als Candice und Ritchie in Begleitung ihrer Band und unter tosendem Applaus die Bühne betraten. Los ging’ s wie auf dem Livealbum mit ,Shadow Of The Moon’, gefolgt von ,Play Minstrel Play’. Natürlich war der Sound etwas gemäßigter als bei Metalkonzerten, dass sollte sich aber im weiteren Verlauf des Abends noch ändern. Begleitet wurden die beiden Hauptdarsteller von den Drums, Bass bzw. Akustikgitarre, Geige bzw. Flöte, Keyboard sowie zwei Backgroundsängerinnen. Schon nach den ersten beiden Stücken wurde die ganz besondere Konzertatmosphäre von Blackmore’s Night spürbar. Romantische, anmutige Melodien, spielerisch auf exzellentem Niveau vorgetragen hüllten die Zuschauer in ein Meer aus Faszination und Bewunderung. Während Ritchie Blackmore mit seiner Mandoline zumeist etwas im Hintergrund blieb, versprühte vor allem Candice mit ihrem Charme sehr viel Wärme, war ständig in Bewegung und begleitete die Songs durch rhythmisches Klatschen. Stimmlich gab es an der Engelszunge der Sängerin nichts auszusetzen. Nach ,Under A Violent Moon’ sowie ,Past Time With Good Company’ begrüßte Candice erst einmal die Zuschauer. Nach einem kurzen Plausch und der freudigen Erkenntnis, dass zumindest ein Besucher das neue Album ,Ghost Of A Rose’ sein eigen nennen durfte, wurde ,Queen For A Day’ von demselbigen auch gespielt. Die ruhigen, einfühlsamen Passagen in diesem Stück gepaart mit den folgenden, tänzerischen Elementen charakterisieren fast wie kein anderer Song die Musik Blackmore’s Night. Weiter ging’s mit dem nächsten Höhepunkt, ,Soldier Of Fortune’, dass auch allen Purple Fans noch in bester Erinnerung ist. Zwischendurch wurde von Ritchie auch mal kurz die Deutschlandhymne angespielt, zusammen mit dem Bassisten spielte man auch spontan etwas anders als Candice das wollte, die komödiantischen Züge kamen also auch nicht zu kurz. Die Freude wurde danach noch mal ein Stück größer, denn bei ,16th Century Greensleeves’ griff Ritchie erstmals zur E-Gitarre und steuerte auch sofort ein paar starke Soli bei. Der Song, ohnehin sehr kraftvoll gelagert, entfaltet live sehr viel Power, den Höhepunkt stellte hier das Duett gegen Ende zwischen Candice und dem Bassisten dar, der seine starke Stimme sehr gut mit einbrachte. Überhaupt war der Bass an diesem Abend sehr gut zu hören, zusammen mit den Drums bildeten die beiden eine starken Rhythmussektion. Weiter ging’s mit ,Diamonds & Rust’, dessen Klasse ich ja bereits auf dem Album gewürdigt habe, sehr schön kamen hierbei die Vocals der Backgroundsängerinnen zum Tragen. Ob die Ansage zum Instrumental ,Mr Peagram’s Morris And Sword’ von Candice zu Beziehungsstörungen geführt hat ist nicht bekannt (Zitat: ,The song is about Ritchie’s school time in a couple of hundred years ago’). Wir gehen mal davon aus, dass Ritchie seine Drohung nicht ernst gemacht hat (,I’ll kill you if you say that’). Es folgten ,Ghost Of A Rose’ , ein weiteres Instrumental (das die Zuschauer wegen eines berauschenden Geigensolos von den Sitzen riss) sowie ,Still Remeber You’. Candice’s Einladung, sich direkt vor der Bühne zu platzieren, wurde von den Fans sofort wahrgenommen, so dass mit Beginn von ,Rennaissance Faire’ nur noch die wenigsten, später gar keiner mehr saß. Der Titel des letzten Songs ist mir leider entfallen, dass Stück selbst nicht mehr, da hierfür auch die Geyers noch mal auf die Bühne kamen. Dudelsäcke, Flöten, Mandoline u. v. m. harmonierten auf nicht möglich gedachte Weise, sodass natürlich die Zugaberufe so sicher wie das Amen in der Kirche waren. Weiter ging’s also mit ,Rainbow Blues’ (und wieder mal der E-Gitarre), ,Here I’m Going’ und ,One For All’ ,dass durch seinen starke Instrumentierung und einem Schlagzeugsoli auffiel. Restlos zum Ausflippen brachte Ritchie die Menge mit den ersten Tönen zu ,Black Rain’. Begeistert mitgegrölt von den Zuschauern war es erneut der Basser, der diesen Track durch seine starke Stimme nach vorne peitschte. Natürlich war auch jetzt immer noch nicht Schluss, der Purple Song schlechthin sollte folgen: ,Smoke On Water’!. Untypisch für ein Konzert aber textlich absolut treffend wurde der Gig mit ,We Think Of You Now And Then’ abgeschlossen, eine sanftmütige Ballade, deren Aussage die besondere Beziehung zwischen Blackmore’s Night und dem Publikum noch einmal veranschaulichte.

Fazit: Wer die Möglichkeit hat, Blackmore’s Night einmal live zu sehen, sollte sie nutzen. Ein fantastischer Abend mit großartigen Songs, einer lebenden Legende auf der Bühne und einem feierlichen Ambiente sind garantiert. Mit eines der besten Konzerte, dass ich bis jetzt gesehen habe!

Oliver Bender