Konzerte

Werner - Das Rennen
Roger Chapman, Dick Brave And The Backbeats, The Darkness, Motörhead, Apokalyptica, In Extremo, J.B.O., Torfrock, Achim Reichel, Lotto King Karl, Rohling Schdons, Rio Bravo, Bon Scott, Peace Brothers, Quo, Bar B.Q.

03.September bis 05.September 2004

16 Jahre ist es her, seit Brösel, alias Rötger Feldmann, das erste Wernerrennen veranstaltete. Damals drehte sich alle um das Rennen aus dem Comic das Red Porsche Killer gegen Holgi's Porsche 911 lautete. Damals verlor Brösel das Rennen, weil er im zweiten Gang losfuhr. Dieses Jahr sollte es wesentlich mehr Showprogramm geben, aber das zentrale Augenmerk lag selbstverständlich auf der Revanche von 1988.

Bis dorthin sollte es aber noch zwei Tage dauern, denn es ging bereits am Freitag mit Musik los. Es waren viele Coverbands gebucht, die die Mainacts umrahmen sollten und so legten Bar B.Q. an diesem Abend als erste los. Bar B.Q. kommen aus Hamburg und imitieren die bärtigen Herren von ZZ Top. Da sehr viele Biker anwesend war, die Veranstaltung ähnelte mehr einem Bikertreffen als einem Festival, fand die Band den gebührenden Anklang, als sie die Klassiker der Altmeister des Blues Rock aufspielten. Es waren noch nicht allzu viele Rocker anwesend, aber das war Bar B.Q. egal und sie hatten jede Minute ihres Auftritts Spaß mir den Fans.

Die nächste Coverband stand schon in den Startlöchern um direkt auf ZZ Top Songs Titel von den Boogie Rock Helden aus England, nämlich Status Quo, zu spielen. Quo, so der sehr aussagekräftige Name der Band, gibt es seit über 10 Jahren. Gestartet wurde die Band aus Spaß an der Musik ihrer Vorbilder. Es entwickelte sich eine handfeste Coverband, die schon auf vielen Konzerten zugegen war und so ihren Stil verbessern konnte um Status Quo in nichts nachzustehen. ‚The Wanderer', ‚Rockin' All Over The World' und ‚Whatever You Want' sind nur ein kleiner Teil vom Programm das die Herren Köhler, Hansen, Fürhoff und Anowski präsentierten, denn eine Stunde lässt viel Zeit um seinen Vorbildern nachzueifern und alte Rocker in Bewegung zu versetzten.

Nun war es an der Zeit den ersten wahren Headliner des Werner Festivals in Empfang zu nehmen. Die finnischen Cellisten von Apokalyptica betraten ihre Podeste und heizten die Menge mit ihren Interpretationen der Metallica-Klassiker ordentlich ein. Viel Abwechslung gab es auf der Bühne nicht geboten, aber Titel wie ‚Sad But True' oder ‚Enter Sandman' verbreiteten auch ohne visuelle Spielereien eine richtig gute Party-Laune. Als der Killer ‚Nothing Else Matters' angespielt wurde gab es kein Halten mehr, denn sämtliche Besucher sangen den Klassiker lauthals mit. Zum Schluss boten die Finnen noch ein wunderbares Medley, bei dem die Nackenmuskeln ordentlich zu tun hatten.

Motörhead, die drei alten Männer aus England, waren für den ersten Abend der Festivals vorgesehen. Doch vorher kam Brösel mit einem Motorrad auf die Bühne gefahren und begrüßte das Publikum. Er ging kurz nach hinten und kam dann wieder ans Mikro nur um zu sagen: "Er kommt, er kommt! Lemmy! Ich habe ihn gesehn!". Er schaffte sein Motorrad von der Bühne bevor Mr. Kilmister himself und seine zwei Kumpanen auf der Bühne erschienen. Der Begrüßungssong seit ihrer Platte zum 25jährigen Jubiläum ist immer wieder ‚We Are Motörhead'. Nachdem sich Mikkey, Phil und Lemmy gebührend vorgestellt hatten konnte ein heißer Gig beginnen der viele Leute mit den bekannten Motörheadtattoos verschiedenster Sorte vor die Bühne lockte. Lemmy sang wie immer Richtung Himmel, denn das ist jeher seine Tradition, deshalb steht das Mikro immer nach unten gerichtet und etwas höher. Bei ‚Civil War' packte der Herr seine raueste Stimme aus und zauberte die Basslines nur so dahin, dass die Luft vibrierte. Die alten und die neuen Alben waren alle präsent das sah man besonders eindeutig als auf ‚God Save The Queen' vom neueren "We Are Motörhead", ‚Metropolis' vom zweiten Album "Overkill" folgte. Seit etwa zwölf Jahren spielt das Trio nun in dieser Besetzung und gibt sich immer noch lässig und ungestresst auf der Bühne. Routine kam niemals auf und die Künstler hatten ohne Frage immer noch Spaß daran ihre Mischung aus Rock'n'roll und Metal an die Fans zu bringen. Das neue Album Inferno kam erst diesen Sommer in die Läden und die Tour dazu steht noch an, trotzdem muss man den Fans auch auf den Gigs vor der Tour mal vorführen was es da so alles für neue, tolle Songs gibt, deshalb spielten die Altherren ‚Life's A Bitch'. Mit ‚Over The Top' kam man dann wieder zurück zu früheren Zeiten die wohl etwas wilder gewesen sind, denn Lemmy entschuldigte sich seinerzeit dafür, dass er alt und langsam geworden ist. Der längste Song des Konzerts war ‚Sacrifice'. Während des Songs verließen Phil und Lemmy die Bühne während Mikkey ein ausladendes Drumsolo vorführte, das einfach nur beeindruckte. Als sie wieder vollständig angetreten waren, beendeten sie den Song ordnungsgemäß um den Endspurt einzuleiten. Am Ende stand natürlich der Titel, der einst den Durchbruch brachte, ‚The Ace Of Spades'. Einen letztes Lied gab es danach zwar noch, aber der Höhepunkt war hier erreicht und die Show war für viele beendet.

Die Bühne wurde nun für die englischen Glam-Rocker von The Darkness vorbereitet und mit wahnsinnig vielen Lampen, Lametta und sonstigen visuellen Spielereien ausgestattet. Als das Quartett dann endlich um kurz vor Zwölf in ihren engen 80er Jahre Glitter-Outfits auf die Bühne kam war es an der Zeit für ein wenig Rock'n'Roll der modernisierten Art. ‚Bareback' war der erste Titel der gespielt wurde und wie es sich für Glam Rock gehört wurde erst einmal auf den Gitarren gepost bis der Notarzt kam. Ob nun ‚Black Shuck' oder ‚Growing On Me' von ihrem Debütalbum "Permission To Land", die Jungs hatten es einfach drauf sich zu präsentieren. Wenn man The Darkness so zusieht kann man schon verstehen warum es bei dieser Band nur zwei Lager gibt: die einen lieben das pompöse Gehabe und die geniale Show der Engländer, die anderen hassen sie dafür, aber warum? Einfacher Rock'n'Roll ein wenig aufgepeppt mit kongenialen Soli und einer wahnsinnigen Show, was ist daran verkehrt, okay sie wirken wirklich ein wenig arrogant, aber gehört das nicht dazu? Nun ja die Setlist ging mit der schmalzigen Ballade ‚Love Is Only A Feeling' weiter, bei der es mitten im Hochsommer Blätter regnete. Es folgten Songs wie ‚Physical Sex' oder ‚Stuck In A Rut', ehe die Vier ihren letzten regulären Song performten, für den sich Sänger Justin Hawkins abermals ein anderes Outfit anzog. Der vorerst letzte Track ‚I Believe In A Thing Called Love' wurde förmlich zelebriert, nicht nur das Solo wurde erweitert, nein es regnete Glitter, die Lichtshow blendete und die Jungs holten och einmal alles aus sich heraus. Nach einer kurzen Pause gab es dann doch noch zwei Zugaben geboten. ‚Givin' Up' und ‚Love On The Rocks With No Ice' beendeten das einstündige Set und hinterließen einen wahrhaft grandiosen Eindruck. The Darkness lieferten mit Sicherheit die beste Show des Rennwochenendes, einfach nur geil.

Den Freitagabend ausklingen lassen, dafür waren die Peace Brothers engagiert worden. Leicht ist der Job nicht, wenn man nach Motörhead und The Darkness spielen muss, eine reine Coverband ist und es bereits 1:30 Uhr ist. Trotzdem ging es nach ausgiebigem Soundcheck, den die Herren Alfred E., Perzi und Chaos Peace höchstpersönlich vornahmen, mit dem Intro der alten Miss Marple Serie los. Die Peace Brothers sind nicht so einfach veranlagt, Songs von anderen Bands zu nehmen und sie original nachzuspielen, sondern sie verändern den Rhythmus oder gar den kompletten Stil des Songs, so dass aus Pop Rock oder sogar Country wird. Der erste Song der dieser Modifikation zum Opfer fiel war ‚I Love Rock'n'roll'. Gekonnt verlangsamt und angepasst brachten die Herren den Song auf sehr ungewöhnliche Weise an den Mann/die Frau. Der nächste Titel war ‚Kung Fu Fighting' der ehemals von Patti Rothberg geschrieben wurde und schon als Main Theme von Beverly Hills Ninja diente. Die Auswahl der Songs ging den ganzen Auftritt über quer durch die Charts. Ob es nun ‚It's My Life' als Medley mit ‚Life Is Life' oder gar ‚Let's Dance' von David Bowie gespielt wurden, war egal, denn die noch nicht müden Fans hatten ihren Spaß, während der Rest schon Schlafen war oder auf dem Campingplatz die Feierlichkeiten fortsetzte. Eine gute Stunde später war das Programm samt den Charts abgegrast und die Herren verabschiedeten sich von der Bühne.



Der erste Festivaltag lag am Samstag morgen also hinter uns und der Samstag versprach noch einige Hochkaräter. Doch bevor diese an der Reihen waren wurden viel Festivalbesucher durch die Rockformation Rio Bravo aus ihren Zelten geworfen. Also frühstückte man mit musikalsichen Hintergrund erst einmal ehe man sich auf den Weg zur Bühne machte, dort angelangt kündigten Rio Bravo auch schon ihren letzten Track ‚Surfin' Bird' vom Werner Soundtrack an und ebneten somit den Weg für Bon Scott.

Nachdem Harald Fürhoff bereits am Tag zuvor ran musste, nämlich im Dienste von Quo, war es heute an der Zeit AC/DC aufleben zu lassen. Konsequent waren die Herren, als sie den Namen vom verstorbenen Sänger der Hard Rock Formation, nämlich Bon Scott, als ihren Bandtitel annahmen. Die Liste an Songs sollte im Vorfeld klar sein, denn AC/DC hat weit mehr als genug Material um 50 Minuten zu füllen. ‚Sin City' war der erste Titel, bei dem die Band ihren Charme spielen lassen konnte, der seit nunmehr 1985 die Fans bei ihren Shows zu Begeisterungsstürmen aufpeitschte. ‚TNT' war unverkennbar, denn Achim Borm, der Mann am Mikro, verstand es perfekt den Ex-Sänger aus Australien zu mimen. Auf einer Biker Party darf ein Titel niemals fehlen und er wurde prompt von Bon Scott geliefert. Mit ‚Highway To Hell' waren sämtliche Wünsche der Motorradfahrer erfüllt und man genoss den Rest der Show, der unter ‚Whole Lotta Rosie' noch viele weitere bekannte Titel beinhaltete. Die Aufwärmphase für die Werner-Festival-Stimmung war nun beendet.

Am frühen Samstag Mittag war es dann schon an der Zeit die Band zu feiern, die bereits den ersten Werner Film ihren Stempel aufdrückte. Die Rede ist natürlich von Torfrock. Und welcher Song eignet sich wohl perfekt als Opener auf Wernersens Festival? Ganz genau ‚Beinhart'. Der ein oder andere Besucher holte sich noch schnell ein wenig Sprit und dann ging's ab vor die Bühne um den Gig der Urgesteine des Werneruniversums beizuwohnen. Neben den traditionell verulkten Texten wie ‚Wildsau' (im Original ‚Wild Thing') gab es mit ‚Freie Bahn mit Marzipan' auch gleich den neuen Hit der Torfrocker um die Ohren. Auch echte Klassiker, die bei einigen schon längst in Vergessenheit geraten waren kamen zum Einsatz. Den Höhepunkt setzte definitiv der ‚Presslufthammer Bernard', der von fast jedem bis dato Anwesenden mitgesummt wurde. Mit ‚ Volle Granate Renate' beendeten Klaus und seine Truppe die mittägliche Show und schickten die Besucher in der heißen Sonne erst einmal wieder zum Abkühlen.

Kaum war der Wasserhaushalt wieder aufgetankt kam schon das nächste Nordlicht auf die Bühne: Lotto King Karl. Der 101%ige Hamburger konnte seinen Vorgängern Torfrock nicht einmal annäherungsweise das Wasser reichen. Zwar verbirgt sich hinter Lotto King Karl eine unglaubliche Geschichte, die sich wie der amerikanische Traum vom Tellerwäscher zum Millionär liest, aber mit der Musik hapert es auch nach jahrelanger Erfahrung im Rockgeschäft ein wenig. Titel wie ‚Allergie' oder ‚Fussball und Dosenbier' kamen mit seiner Samba-Show zwar gut rüber aber vom Hocker gehauen hat das wenige, also machte man sich kollektiv auf den Weg sich einen Sitzplatz auf der Zielgeraden zu suchen und von dort aus den einen oder anderen Blick von Lotto King Karl zu erhaschen. Von dort vernahm man auch den Guns'n Roses Klassiker ‚Knockin' On Heavens Door' ehe sich Karl König aus Hamburg Barmbek mit "Wer ist Euer Meister" in seiner gewohnt bodenständigen Art und Weise verabschiedete.

Nach dem Wake-Up Call mit den vier mehr oder weniger bekannten Künstlern kam die Zeit der PS-Monster. Die Zielkurve des Eurospeedways füllte sich zusehends, denn neben den vielen Dragster Rennen war der heutige Höhepunkt (auf der Rennbahn) definitiv das Rennen der Dolmette. Nachdem Dieter Bohlen und Uli Stein abgesagt hatten zauberten die Organisatoren die Sportmoderatorin Christina Surer aus dem Hut, die mit einem aufgemotzten Audi die Herausforderung aufnahm. Die Rennen der bis zum geht nicht mehr getunten Autos und Bikes interessierte dabei lediglich die Scharen an Bikern, die zu diesem Event gepilgert waren. Doch als Andi Feldmann mit seiner Dolmette in der Boxengasse einfuhr war auf den Rängen die Hölle los. Das konnte nur noch durch den rohen Sound der unzähligen Kettensägenmotoren getoppt werden. Kaum war das Monster angelassen und beide Kontrahenten an der Startlinie versammelt war es auch schon wieder vorbei, denn in knappen 10 Sekunden war das Renn für die Dolmette gelaufen und Christina Surer durfte sich als Siegerin feiern lassen.

Nachdem das Rennen zwischen Christina Surer und Andi Feldmann beendet war gab es wieder Live Musik auf der Bühne. In Extremo hatten sich für diesen frühen Abend angesagt und begannen pünktlich um 18 Uhr mit ihrem Intro. Wie es wohl auf vielen Konzerten von In Extremo dieses Jahr war, begann das Konzert mit ‚Küss Mich' dem ‚Hiemali Tempore' und ‚Wind' hinterher geschoben wurden. Diese Band hatte zahlreiche Anhänger die an der Kleidung leicht identifiziert werden konnten und die ihre Band mit allen Kräften zu unterstützen suchten. Nach einer kurzen Umkleidungspause wurden mal wieder die ‚Merseburger Zaubersprüche' verlesen auf die ein extremer Themenwechsel folgte. Das nächste Lied war nämlich der ‚Erdbeermund' der vulgär und mit Leidenschaft von letzten Einhorn vorgetragen wurde. Die Künstler hatten sichtlich Spaß auf der Bühne obwohl nicht die Zeit für ein ausgiebiges Feuerwerk blieb. ‚Herr Mannelig' und ‚Ai Vis Lo Lop' gehörten genauso zu dieser Show wie ‚Ave Maria' bei dem die Fans etwas näher zusammenrückten, obwohl auf dem Festival insgesamt immer sehr viel Platz zwischen den Zuschauern war. Der Song bei dem die Menge in etwa gleich laut wie die Männer auf der Bühne waren hieß ‚Spielmannsfluch'. Die Stunde flog nur so dahin, während Flex, Yellow Pfeifer und alle anderen ihr bestes gaben um das Publikum zu belustigen. Groß angekündigt wurde die ‚Nymphenzeit' der leider schon fast das Ende bedeuten sollte. Eben Genanntes trat schließlich bei ‚Übers Meer' ein. Der Mann am Mikro stellte noch jedes Bandmitglied vor bevor sie gemeinsam ihren Dienst quittierten.

Es wurde allmählich dunkel und die Besucher des ersten Werner-Rennens wurden das Gefühl nicht los ein Deja Vu zu erleben, denn wie vor 16 Jahren trat auch heute Altmeister Roger Chapman auf die Bühne im Innenraum des Eurospeedways. Man konnte zwar keine technisch anspruchsvolle und wilde Show erwarten, aber die Menge an Rock-Klassikern, die unter dem Einfluss von Mr. Chapman entstand ist einfach phänomenal. So reihte ich also Hit an Hit und jeder Rocker sang das ein oder andere Liedchen lauthals mit. Titel wie ‚Love Is A Hard Thing' oder ‚ Just A Step Away (Let's Go) And Kick It Back' gingen runter wie Öl. Als sich Roger mit einem Medley verabschiedete wurden Rufe nach "Shadows" laut. Natürlich kam Roger Chapman samt Band zurüxk auf die Bühne und gab dem Publikum was es wollte: ‚ Shadow On The Wall'. Das war auch zugleich der letzte Song auf der prall gefüllten Setlist, man hätte aber dennoch dem Altmeister ein wenig länger lauschen wollen.

Der Höhepunkt der vielen Musikliebhaber des Festivals war neben dem eben erwähnten Roger Chapman sicherlich die Rock'n'Roller von Dick Brave aus Kanada. Selbst bei den Auftritten von Sashas kleinem Projekt hält man stur an dem kanadischen Konzept fest, legt einen amerikanischen Kaugummi-Dialekt auf und kündigt die Songs traditionell in englisch an. Opener ihres letzten Open Air Auftritts war der Einheizer ‚20 Flight Rock', der sämtliche Hemmungen fallen lies, sofern die nicht schon bei Mr. Chapman gefallen sind, und für eine richtig gute und vor allen Dingen lockere Stimmung sorgte. Eingestaubte Hits wie ‚Highschool High' oder ‚She's The Most' kamen in der Setlist genauso vor wie aktuelle Charthits ‚Get The Party Started', so das für jeden Geschmack etwas dabei war. Rock'n'Roll pur boten Dick Brave And The Backbeats. Kontrabassist Phil stieg des Öfteren auf sein Instrument und spielte dennoch weiter, Dick Brave himself sprang auf das Piano, machte einen Handstand oder rannte sich die Lunge aus dem Leib, es war jedenfalls die Hölle los, vor und vor allem auf der Bühne. Nachdem mit ‚Walk This Way' das reguläre Set beendet war, gab es noch drei Stücke als Zugabe (‚Just A Gigolo' und ‚Give It Away'). Der absolut letzte Song war ‚Great Balls Of Fire', hier ließen sich die Rock'n'Roller etwas ganz Besonderes einfallen, denn beim finalen Refrain wurden sämtliche Positionen getauscht und so lange gespielt bis jeder einmal jedes Instrument bedienen durfte, einfach grandios. Dick Brave And The Backbeats erweckten den Rock'n'Roll der 60er Jahre hier auf dem Eurospeedway für eine knappe Stunde zum Leben. Um es kurz zu fassen: Wahnsinn!

Abwechslung war an diesem Tag mehr als gegeben, denn nach Dick Brave und Rock'n'Roll kommen J.B.O. mit ihrem Blödel Metal. Die vier Mannen aus Bayern, die die Republik schon seit 15 Jahren rocken, gaben sich auch bei Werner - Das Rennen die Ehre und dank Torfrock waren sie mit ihrer lustigen Musik nicht alleine. Nachdem die Mikroständer mit dem Notwendigen ausgestattet waren, Kitzmann Bier ist einfach überlebensnotwendig, kamen Hannes, Vito und Co auf die Bühne um mit ihrem typischen Intro, ‚Verteidiger des Blödsinns', loszulegen. Danach konnte man meinen Hannes lege es darauf an bestimmte Songs direkt nacheinander zu spielen, denn nach einer falschen Ansage spielten sie nach ‚Walk With An Erection' direkt ‚Hose Runter!'. Wieder mal dabei war der Mann der jeden Scheiß mitmacht und z.B. bei ‚Walk With An Erection' in einer Badehose auf der Bühne herumsprang und sein bestes Stück darin massierte, das er vorher hineingetan hatte und welches ein Riesenrohr war. Der erste Song von ihrem neuen Album, der präsentiert wurde war selbstverständlich die Singleauskopplung ‚Gänseblümchen'. Das Publikum mochte die Band auf Anhieb und es war wohl die Band des Festivals, die die meisten Zuschauer vor die Bühne locken konnte. Der Zweite und gleichzeitig letzte neue Song von "United States of Blödsinn" war das ‚Glaubensbekenntnis. Die Vier huldigten dem Rock und wurden von zwei "Messdienern" unterstützt die auch den benötigten Weihrauch mitbrachten. Hannes gab danach bekannt, dass die Schröders abgesagt hatten und J.B.O. somit mehr Zeit blieb um Musik zu machen. Wie bei J.B.O. üblich, hatten sie einen "Gast" im Handgepäck der einen Song performen durfte. Diesmal war es aber nicht nur ein Song an dem Luciano Pavarotti mitwirken durfte, nämlich ‚Roots Bloody Roots', sondern er spielte zusätzlich noch ‚Highway To Hell', welches die Herzen der Biker höher schlagen ließ. Kurz vor Schluss kam der bekannteste und beliebteste Titel der vier Erlanger ‚Ein guter Tag zum Sterben' zum Einsatz, bei dem den Fans ein großer Teil der Texte überlassen wurde. Nach der ersten Strophe gab es noch kurzes Zwischenpalaver zwischen Vito und Hannes, aber dann ging der Rest etwas schneller über die Bühne. Der letzte Track war wieder einmal selbst verherrlichend und hieß, wie kann es auch anders sein ‚J.B.O.'. Man dachte es wäre vorbei, aber die Bayern gehen eigentlich nie von der Bühne ohne vorher eine Zugabe gebracht zu haben. Dieses Mal war der Anfang der Zugabe ‚Arschloch und Spaß dabei' der auf vielen T-Shirts der Zuhörer prangte. ‚Ein Fest' feierte man dann als Abschluss des Abends, wo alle noch einmal ihre Stimmbänder ruinieren durften. Akustisch begleitet durch das Intro von Deep Space Nine wurde ein riesiger rosa Schriftzug aufgeblasen. Diese drei Buchstaben waren das Letzte was man auf der Bühne sehen konnte.



Die Toten Ärzte machten sonntagmorgens Platz für ein etwas längeres Ausschlafen, das aber durch das Warm-Up der Mördermaschinen auf der Rennbahn etwas verspätet unterbunden wurde, sodass man etwa eine halbe Stunde mehr Schlaf bekam. Es war zwar etwas Schade, dass diese talentierte Band nicht zum Zuge kam, aber der Festivalbetrieb fühlte sich dadurch nicht gestört.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen des langerwarteten Rennens zwischen Brösel auf seinem Red Prosche Killer und Holgi in seinem Porsche. Doch zuvor boten Vize-Europameister Peter Schöfer samt Team und die Großzahl an Dragstern ein Ohrenbetäubenden Spektakel, das die ganzen angereisten Bezinjunkies so schnell nicht vergessen werden. Kaum waren die Rennen vorbei kam Brösel mit dem Ölfuß Team auf die Rennstrecke und ließ sich unter tobendem Applaus feiern. Es konnte also mit der Revanche losgehen. Doch wie so oft trat auch bei Brösel und seinem Red Porsche Killer der "Vorführeffekt" ein, denn auch wenn das Rennen dreimal stattfand kam das PS-Monster nicht vom Start weg und der Porsche gewann souverän alle drei Rennen. Einen vierten Versuch wollte man den Zuschauern nicht mehr zumuten und man erklärte das Rennen für beendet.

Nachdem das Rennen auch offiziell für beendet erklärt wurde, machten sich die Rohling Schdons auf, um den Eurospeedway zu rocken. Viele Gäste waren schon auf dem Weg nach Hause oder hatten andere Dinge mit ihre Bikes zu tun, dass nur ein magerer Teil der Gesamtbesucherzahl übrig blieb um den Tönen der Flensburger Covercombo zu lauschen. ‚(I Can't Get No) Satisfaction' war unzweifelhaft der Song auf den die restlichen Zuschauer, beim Gedanken an die Rolling Stones, gewartet haben. Ansonsten gab es die gewohnte Kost, die man auch auf "Forty Licks" hören kann.

Das Musikprogramm wurde unterbrochen von der Parade "Werners Kulteisen und Freunde" und so hatte Achim Reichel noch einige Zeit sich darauf vorzubereiten, den Schlusspunkt des 3-Tage-Open-Airs zu setzen. Achim Reichel, der auch als "Urvater" der deutschen Rockmusik gilt, hatte eine schwere Aufgabe zu meistern. Wie schafft man es am Ende eines dreitägigen Festivals den Rest der noch vorhandenen Bikercommunity mit Deutschrock auf Touren zu bringen? Einige Fans waren noch geblieben um der letzten Show des Sonntags beizuwohnen und Achim nicht das Gefühl zu vermitteln, dass er seine Zeit mit einem Auftritt verschwendet den keiner sehen will. Er brachte also die verschiedensten Lieder, die natürlich meistens auf Poesie deutscher Dichter ihr Fundament bauten, und rockte so, sehr schnell die vorgesehenen 75 Minuten herunter, sodass das Festival ein sehr versöhnliches Ende fand.

Winfried Bulach / Nils Manegold