Konzerte

Earthshaker Fest 2005

23.Juli 2005

Ein turbulentes und etwas hektisches Wochenende lag zum 23. Juli an. Leider war es uns freitags nicht mehr möglich rechtzeitig zur Veranstaltung zu kommen, was im Nachhinein betrachtet gar nicht so schlimm war, denn auf Grund des Wetters musste der Veranstalter quasi über Nacht neuen Platz für Camper schaffen und so wurde alles etwas hektisch. Nichtsdestotrotz kamen wir samstags an und mussten feststellen, dass die Running Order auf Wunsch von Manowar etwas geändert wurde und wir so nicht mehr in den Genuss von After Forever kamen.

Folglich kam das erste musikalische Schmankerl des Tages aus deutschen Landen und hört auf den Namen Disbelief. Kurz nach Zwölf stand das Quartett auf den Brettern, doch vor der Bühne war noch nicht allzu viel los. Das Programm der Truppe um Karsten "Jagger" Jäger war bunt gemischt, angefangen bei ihrem Debütalbum mit dem Song ‚God? Master!' über die letzte Scheibe mit ‚To The Sky' bis zur aktuellen Platte von der ‚For God' gespielt wurde. Das Publikum wärmte sich währenddessen bei bewölktem, aber warmem Wetter etwas auf um fit für später zu sein. Nach einer dreiviertel Stunde war die Zeit der Band abgelaufen und man verabschiedete sich mit ‚Rewind It All (Death Or Glory)' von "66Sick".

Weiter ging es mit dem ersten Ersatz des Tages, der allerdings schneller organisiert werden musste, da Overkill kurzfristiger abgesagt hatte als Testament, für deren Ersatz Dimmu Borgir später sorgen sollte. Jetzt hieß es erstmal ein Thrashlegende aus Deutschland zu begrüßen: Destruction! Nach einem kurzen Intro ging die Show los, deren erster Höhepunkt ‚Nailed To The Cross' war. Das Publikum, reagierte extrem positiv auf den "Ersatz" und begann an abzufeiern. Danach ging es sofort mit ‚Thrash Til Death' weiter, das einige Leute zum Moshen brachte. Zwischen den Songs hielt Schmier eine kleine Ansprache und erzählte dass sie ursprünglich nur gekommen waren um zu saufen und durch die Absage von Overkill jetzt noch die Möglichkeit bekamen ein wenig zu spielen. Demnächst steht eine neue Destruction Veröffentlichung an und auf dem Earthshaker Fest wollte das Trio dem Publikum einen kleinen Vorgeschmack geben. ‚Soul Collector' hieß das gute Stück, das die angewachsene Menge vor der Bühne in Bewegung brachte. Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei denn der letzte Track stand an: ‚The Butcher Strikes Back'. Alle mobilisierten noch mal die gesamten Kräfte um Destruction zu zeigen, dass sie ihre Arbeit gut machten, bis das Extro gespielt wurde. Doch halt! Die Jungs kamen noch mal wieder um sich beim Publikum mit ‚Bestial Invasion' zu bedanken und dann erst ihre Show zu beenden.

Primal Fear war die nächste hochkarätige Band aus deutschen Landen, die die Menge vor der Bühne des Earthshaker Fests ordentlich in Aufruhr brachte. Mit ‚Final Embrance' legten die Jungs aus Esslingen den Grundstein für ihre druckvolle und energiegeladene Show. Das sich anschließende ‚Battalions Of Hate' kam zwar nicht so brachial rüber wie der Opener, aber wusste das Publikum mindestens genauso zu überzeugen. Weitere Highlights der sieben-jährigen Bandhistorie waren sicherlich ‚Angel In Black' oder ‚Chainbreaker' vom Debütalbum. Mit ‚Rollercoaster' gaben die Schwaben schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Album. ‚Running In The Dust' und ‚Nuclear Fire' komplettierten die äußerst kurz wirkenden Setlist. Zu guter letzt wurde von Primal Fear die Metalhymne ‚Metal Is Forever' geschmettert, was im Publikum besten Anklang fand. Leider mussten die Jungs die Bühne schon nach 40 Minuten verlassen und den Platz für Masterplan räumen.

Nach einer halben Stunde Umbaupause ging's dann mit dem deutsch-norwegischen Metal-Schlachtschiff Masterplan weiter. ‚Crimson Rider' war ein guter Einstieg für die Helloween-Mannen Roland Grapow und Uli Kusch um Frontmann Jorn Lande. Gerade mal zwei Alben haben Masterplan produziert und selbst bei einer soclh kleinen Songauswahl reihte sich eine Highlight an das andere. Ob nun ‚Wounds' von der aktuellen Scheibe "Aeronautics" oder der Hit ‚Kind Hearted Light' vom selbstbetitelten Debütalbum, es blieben keine Wünsche offen. Einziges Manko der fast zu perfekten Live-Präsenz von Masterplan sind die Ruhephasen. Frontmann Jorn Lande kommuniziert kaum mit dem Publikum und Gitarrist Roland Grapow gibt sich recht wortkarg. Songs wie ‚Enlighten Me' oder ‚Soulburn' lassen diese Kleinigkeit aber schnell vergessen. Eine gute Stunde durften Masterplan die Bretter des Earthshaker Fests rocken und verabschiedeten sich stilgerecht mit ‚Crawling From Hell'.

Nun war es endlich an der Zeit für eine geballte Ladung Death Metal. Doch zuvor kam ein gewisser Herr DeMaio auf die Bühne, schnappte sich das Mikro und faselte irgendwas von "Metal", "Blasmusik" und das der Abend unvergesslich werden wird. Dann kam auch noch der wenig kompetente Moderator auf die Bühne und kündigte "Hypoc(h)rist" an. Peter Tägtgren und Co schienen unbeeindruckt von all dem Trubel zu sein und bretterten mit ‚Fractured Millenium' sofort los. Ein wahres Feuerwerk an Klassikern boten Hypocrisy den zahlreich angereisten Fans dar. Ob nun ‚Pleasure Of Molestation', ‚Inferior Devoties' oder ‚Erasure' Peter grölte wie ein Elch und Horgh trommelte wie wahnsinnig auf seine Felle. Der Sound war einfach nur brachial, vielleicht ein wenig leise, aber absolut genial. Der Höhepunkt war sicherlich ‚Rosewell 47', den Peter lapidar mit ‚Manowar 47' ankündigte. Das war's dann auch schon wieder vom Death Metal Spektakel Hypocrisy. Eine gute Stunde ist einfach viel zu wenig.

Die Verteidiger des wahren Blödsinns aka J.B.O. schickten sich an Geiselwind zu rocken. Es war keine Überraschung, dass sie mit ‚Verteidiger Des Blödsinns' anfingen und die Leute vor der Bühne spontan das, dazu passende, Verteidigerzeichen machten. ‚Bolle' brachte richtige Feierlaune nach Geiselwind und überraschend viele der angereisten Manowar Fans kannten die Texte der Band. Wie Destruction brachte auch J.B.O. eine kleine Premiere an den Start, denn seit dem Weggang von Holmer und Schmitti konnte das Quartett den Song ‚Könige' nicht mehr performen. Wolfgang und Ralf haben nun Abhilfe geschaffen und die von ihren Vorgängern handelnden Texte durch ihre eigenen ersetzt. Leider war Ralfs Mikro nicht an und man konnte nichts von seinem, zweifelsfrei lustigen Text verstehen. Die Show ging mit einer "Pyro"-Einlage à la Rammstein weiter als die Jungs ‚Ein bisschen Frieden' brachten. Wie bei fast jeder Show der Erlanger war wieder ein international bekannter Stargast anwesend, so wunderte es keinen, dass Pavarotti plötzlich auf der Bühne erschien und zusammen mit Hannes ‚Roots Bloody Roots' präsentierte. Ob nun ‚Glaubensbekenntnis', ‚Wir ham 'ne Party' oder ‚Arschloch und Spaß dabei' die Leute feierten, sangen und kippten Bier ab so weit es ihr Kreislauf erlaubte. Den obligatorischen Gruß an Dieter Bohlen, Yvonne Catterfeld und Co in Form von ‚We will fuck you' konnte man sich auch nicht verkneifen und brachte die mehr als 20.000 Anwesenden dazu sich ihnen anzuschließen. Dann kam der Endspurt der ‚Lärm', ‚Gänseblümchen' und natürlich ‚Ein guter Tag zum Sterben' an den Tag legte. Eine volle Stunde füllten die Herren bevor auch ihre Vorstellung zum Ende kam. Das Ende bei J.B.O. ist immer gleich gehalten, denn jeder Gig mit der Gruppe ist ‚Ein Fest' auf welches stets das Extro in Form der Deep Space 9 Titelmusik folgt, während Silberflitter ins Publikum gefeuert wird und somit eine geniale Party zum Ende bringt.

Eigentlich sollten Testament auf ihrer Reunion-Tour einen Abstecher nach Geiselwind machen, doch mit dem Black Metal Flaggschiff Dimmu Borgir wurde ein adäquater Ersatz gefunden. Zu dem Intro ‚Allegiance' kamen die Norweger mit Corpsepaint, in Leder, Spikes und Nieten auf die Bühne und ballerten dem Publikum ‚Cataclysm Children' um die Ohren. Ein wirklich bizarrer Anblick, wenn man Dimmu Borgir einmal bei strahlendem Sonnenschein zuschauen darf. Das wird wohl auch einer der Gründe gewesen sein, dass die Norweger nicht so gut ankamen. Auch echte Highlights wie ‚Spellbound By The Devil' oder ‚In Death's Embrace' konnten das Publikum nicht so recht in ihren Bann ziehen. Erst die obligatorische Zugabe ‚Mourning Palace' ließ ein wenig Stimmung aufkommen. Nichts desto trotz boten Dimmu Borgir eine solide Show, die von der Songauswahl keine Wünsche offen ließ.

Nachdem Dimmu Borgir den Auftritt beendet hatte und die Pyrotechniker mit den Vorbereitungen für Show am Ende waren, kamen endlich die Kings of Metal persönlich auf die Bühne. Der erste Titel war die bandeigene Hymne ‚Manowar'. Die Menge tobte, immerhin war weit mehr als die Hälfte angereist um die Amerikaner zu sehen und vor allem zu hören. ‚Brothers Of Metal' war Titel Nummer zwei auf der gigantischen Setlist des Quartetts. ‚Call To Arms', das Gitarrensolo von Karl und natürlich ‚Kings Of Metal' standen danach auf dem Programm und man bekam langsam den Eindruck, dass man auf einem normalen Konzert der US-Metaller war, doch später sollte sich rausstellen, das man auf einer Show der Superlative zu Gast sein durfte. Auf ‚Sign Of The Hammer' und ein paar andere Songs standen noch auf dem Programm bis Joey sein Solo spielen wollte, doch Probleme mit der Bassgitarre hatte und deshalb ging es direkt mit der Präsentation von Ex-Drummer Rhino weiter der ‚Metal Warrior' spielen durfte. Sein Drumkit wurde direkt neben dem von Scott hochgefahren und dann ging es ab. David Shankle war der nächste Stargast und Ex-Manowar Gitarrist der bei ‚Achilles, Agony And Ecstasy' mitmischen durfte. Danach dankte Joey erstmal Rainer Hansel dafür dass Manowar in Geiselwind auf der Bühne standen und präsentierten direkt danach die noch fehlenden Mitglieder aus alten Manowar Zeiten: Donnie Hamzik und Ross The Boss. Damit stand alles im Zeichen von "Battle Hymns". Sowohl ‚Metal Daze' als auch ‚Dark Avenger' standen auf dem Programm bis die aktuelle Manowar Besetzung wieder ans Werk ging. ‚Gloves Of Metal' brachte DeMaio noch über die Bühne doch bei ‚Outlaw' musste er unterbrechen, da ihm der Sound nicht gefiel und er dem Publikum zeigen wollte wie ein richtiger Soundcheck geht. "Die Fans verdienen nur das Bestmögliche und wer hier was dagegen hat der soll gehen" meinte Joey mit ein wenig unblumiger bis das Soundproblem behoben war und ‚House Of Death' anstand.

Hier war der Bruch in der Show, der das Ganze zu einem epischen Event machen sollte. Zuerst wurde nur der Keyboarder präsentiert und eine kleine Rede gehalten in der sich der Kopf der Band bei der Strohofer Familie für die Möglichmachung des Earthshaker Fests bedankte, doch als ‚Herz aus Stahl' anfing fielen die Abdeckungen Rechts und Links vom Gerüst der Bühne. Auf beiden Seiten war ein vollständiges Orchester mit Streichern, Bläsern und natürlich einem Chor. Nur wenige Bands organisieren so viel für ihre Fans. Nach dem Song gab es einen kleinen Aufklärungskurs in Sachen Heavy Metal in dem Joey erklärte dass Deutschland den Heavy Metal besitzt, weil Richard Wagner der Erfinder des Heavy Metal sei. Die Band hatte sogar das Büro der Erben von Richard Wagner angeschrieben und wollte ihnen eine goldene Schallplatte zukommen lassen, doch es gab eine Absage, die forderte, dass Richard nicht mit Manowar in Verbindung gebracht werden soll. Damit wischte sich Joey den Allerwertesten ab und kündigte den Prelude aus dem 3. Akt aus dem Lohengrin an die perfekt von Orchester performt wurden. Ein neues Stück namens ‚King Of Kings' vom kommenden Album bekam nun seine Premiere bevor die Gruppe von der Bühne ging, doch das Ende war das noch lange nicht. Der klassische Einzug mit Harleys und Frauen stand bevor und ihm folgte ‚Warriors Of The World United' der von wirklichen jedem Fan mitgesungen wurde. ‚Hail And Kill' und ‚Black Wind, Fire And Steel' waren die letzten zwei Tracks vor dem "Ende" der Show. Karl und Joey zelebrierten die Zerstörung der Saiten ihrer Instrumente minutenlang um nach dem Abschied doch noch mal auf die Bühne zurückzukehren um ‚Battle Hymns' zu spielen. Alle Ex-Mitglieder kamen im Laufe des Songs auf die Bühne und spielten mit, so dass am Ende drei Gitarren und drei Drumkits auf der Bühne waren und bearbeitet wurden, trotzdem klang alles perfekt aufeinander eingespielt und es kamen keine Fehler zum Vorschein. Die obligatorische Zerstörung eines Beckens von Scotts Drums war das Letzte was die Band auf der Bühne tat. Danach kam ‚The Crown And The Ring' von CD, während eine großartige Pyroshow den gelungenen Abend beendete.

Winfried Bulach / Nils Manegold