Konzerte

Excalibur - The Celtic Rock Opera

04.Januar 2010

Wie die Erfahrung lehrt, ist es schon angemessen, mit einer gewissen Portion Skepsis an eine Sache heranzugehen, die ausschließlich in Superlativen angepriesen wird. Seit dem Erscheinen des ersten Werkes aus der Artussage aus der Feder des Franzosen Alan Simon vor einer guten Dekade, wurde jede CD mit einem Overkill an namhaften Musikern ausgestattet. Und nun zieht seit letztem Sommer des Tross, der die Highlights aus beiden Tonträgern zu einer durchgehenden Rockoper zusammenfasst, mit einer äußerst hochkarätigen Besetzung durch die Lande.

An prominentester Stelle steht hier mit Sicherheit Michael Mendl, der mit vielen Preisen dekorierte deutsche Schauspieler, der in der Rolle des Merlin durch die sehr eklektische Darstellung des Excaliburzyklus führt. In Mannheim geschah dies mit großem Charme, zumal er einen kleinen Patzer in der Sprechrolle geschickt ausnutzen konnte, um Sympathiepunkte beim Publikum zu sichern. Überhaupt war sein Spiel der große Aktivposten neben der souverän agierenden Band. Das konnte dann auch über diverse dramaturgische Schwachpunkte hinwegtrösten. So waren einigen Rollen jeweils doppelt besetzt, zum einen als Spielrolle und dann noch als Gesangsrolle. Das sorgte zuweilen für Verwirrung auf der Bühne, wenn zum Beispiel Guinevere (mit Judy Weiss in der Gesangsrolle) ein schmachtendes Liebesduett mit König Artus intoniert, zugleich aber (als Spielrolle) recht sinnlich mit Lancelot tanzt. Auch die Doppelbesetzung des Lancelot, der in der Gesangsrolle als feuriger Liebhaber der Königin mit dem gut 60-jährigen Les Holroyd (Barclay James Harvest) nun nicht unbedingt überzeugend besetzt war (auch wenn der Gesang als gelungen bezeichnet werden muss), und die der Morgana, die einerseits von Simone Heitinga dargestellt am Trapez hoch über der Bühne akrobatischste Verrenkungen ablieferte (und dafür später mit verdientem Sonderapplaus bedacht wurde) und andererseits von Jacqui McShee (von Pentangle) stimmlich repräsentiert wurde.

Daneben gaben sich das New Symphony Orchestra of Sofia, Celtic Feet Dance & Theatre Company, Fictum, Feuervogel und Corvus Corax die Ehre. Die Rockgruppe wurde vornehmlich durch die aktuelle Besetzung von Fairport Convention gestellt, dazu vor allem der wie immer brillante Gitarrist Martin "Lancelot" Barre (Jethro Tull), Saxophonist John Helliwell (Supertramp) und Alan Parsons, der in seiner Kostümierung wirkte, wie eine Mischung aus Captain Ryker (Star Trek Next Generation) und Heinrich VIII. Johnny Logan als König Artus wusste stimmlich zu gefallen, fiel aber mit seiner Kostümierung in Goldjäckchen und barockem Rüschenhemd weit aus der Rolle eines frühmittelalterlichen Helden heraus.

Auch der hohe Aufwand, eine Kampfszene mit Pferden zu gestalten, wurde vom Publikum dankbar angenommen. Insgesamt war der Abend in der nur gut halb besetzten Mannheimer SAP Arena kurzweilig, auch wenn wegen der erwähnten Schwachpunkte durchaus zuweilen eine gewisse Popcornatmosphäre greifbar war. Das gut gelaunte Ensemble spendete aber brav noch einen Zugabenblock, so dass die Show, die pünktlich um 20 Uhr begonnen hatte und um 21 Uhr für zwanzig Minuten unterbrochen worden war, kurz vor 23 Uhr endgültig zu Ende war. Das Spektakel ist also durchaus Freunden folkloristischer Klänge und Anhängern aus dem Fantasy-Lager durchaus zu empfehlen.

Frank Scheuermann