Es ist Freitag und vor dem Schlachthof ist eine Menschenmenge die alle gekommen sind um den Tourabschluss von Frau Doktor in ihrer Heimat zu sehen. Doch bevor die Altmeister des Wiesbadener Ska die Bühne betreten sollten, gab erst einmal Ska aus Spanien. Genauer gesagt kamen die Mannen um Frontfrau Anna aus Katalonien. Mitgebracht hatten die Neun nicht nur ihre Instrumenten, eine Menge Rhythmus und Musik, sondern auch eine veränderte katalonische Flagge, die ein blaues Dreieck mit einem Stern auf der Seite hatte.
Der Schlachthof war um Viertel vor Zehn brechend voll und man war gespannt was die Dame mit ihrer Begleitung so drauf hatte. Drei Tonträger im Gepäck sollten reichen um dem Schlachthof aufzuheizen, aber die Menge an Zuschauern war wohl größer als erwartet also gaben die Künstler ihr Bestes. Die Sprache ist bei Ska nicht so entscheidend, denn obwohl ausnahmslos alle Songs in Spanisch gesungen wurden hatte das Publikum jede Menge Spaß. Ob nun ein Cover gespielt wurde, der Hit ‚Gira’ von ihrem zweiten Album oder ‚Jamaica Reggae’, es wurde getanzt was das Zeug hielt und Bewegungswellen wogten durch die Halle. Die Stimmung und auch die Temperatur im Schlachthof stiegen zum Ende hin deutlich an, so dass Frau Doktor die richtige Vorband ausgewählt wurde. Punkt Halb Elf hörte die Band mit ihrer charmanten Frontfrau auf zu spielen und einer der zahlreichen Herren, der sich bis dahin im Hintergrund hinter seinem Instrument gehalten hatte, las von einem Zettel vor. Wenn Spanier Deutsch sprechen klingt das komisch, aber dennoch kam der Dank an alle Beteiligten an und die Gruppe wird bestimmt noch eine lange Zeit an dieses Konzert denken.
Nach einer halbstündigen Umbaupause war es endlich an der Zeit den Tournee-Abschluss der Lokalheroen Frau Doktor ordentlich zu feiern. Eine kurze namentliche Vorstellung der Band, die im Übrigen ganze 5 Minuten dauerte, eröffnete die Ska-Show der Wiesbadener. Nach einem kurzen Intro wurde die Ska-Show standesgemäß punkig eröffnet. Der Klassiker ‚Du bereust es’ vom Debütalbum „Muss“, sowie ihre Huldigung der Ska-Urgesteine, der Skatalites, in Form von ‚Old Rockin’ Chair’ legten den Grundstein für eine großartige Show. Querpass von Jamaika über Spanien (‚Puerto Hurraco Sisters’) zurück zur gewohnt einheimischen Kost (‚Das Selbe’). Songs wie ‚Du und Ich’ oder ‚Alte Männer’ ließen die Stimmung im weiteren Verlauf zum kochen bringen. Der gesamt Schlachthof war begeistert vom Heimspiel der Frau Doktor, egal ob die Leute mitsangen, mittanzten oder einfach nur den Kopf im Takt der Musik bewegten, man spürte förmlich, das eine gewisse Magie in der Luft lag, der man sich nicht entziehen konnte. Nach einem Radl-Instrumental, bei dem fast die komplette Band mit gelben Radfahrerkappen auf der Bühne stand, gab es noch diverse Klassiker geboten, ehe Keyborder Matze mit einem Buch nach vorn kam und eine nette Anekdote der Mörtley Crüe vorlas. Passend zum vorherigen Titel (‚Alles noch schlimmer’) wurden die Eskapaden von Ozzy Osbourne und der Mörtley Crüe in Bezug auf Urin und das Aufschlecken selbigen vom Boden zu einem wahren Hörgenuss. Nach drei weiteren Songs, unter anderem ‚The Sounds Of The Suburbs’, bedankte sich das Gespann bei den Fans und dem Schlachthof und ging nach 80 Minuten das erste mal von der Bühne. Lange musste das Publikum nicht auf eine Zugabe warten, die es im Form des Ramones Klassikers ‚Do You Remember Rock’n’Roll Radio?’ gab. Insgesamt gingen die Jungs dreimal von der Bühne und gaben pro Zugabe drei weitere Songs zum Besten. Nach den 9 (!) Zugaben (‚Musik’, ‚Auf dem Weg in die Stadt’, ‚Ska Stars’, ‚Träger Sack (irgendwie mag ich Dich)’) war der Abschluss-Gig auch endlich über die Bühne gebracht. Das zwei Stunden Mega-Ska-Set neigte sich gegen 1.00 Uhr nachts dem Ende und die Zuschauer gingen entweder in die Räucherkammer, um noch ein wenig mit Frau Doktor zu feiern, oder nach Hause ins, um sich von den Strapazen der genialen Show zu erholen.
Winfried Bulach / Nils Manegold