Konzerte

Dragonforce
Freedom Call

17.April 2007

Nachdem Dragonforce von ihrer US-Tour zurückgekehrt waren, entschieden sie sich kurzerhand eine Minitour durch Deutschland zu starten. Großartige Idee! Eine der vier auserwählten Orte war die Batschkapp in Frankfurt am Main. Eine sehr kleine Location für so eine bewegungsfreudige Band wie Dragonforce.

Bevor die Senkrechtstarter die Bühne stürmten, war es an Freedom Call, die mittlerweile gut gefüllte Batschkapp anzuheizen. Wie man schon an den Autos auf dem Parkplatz und den Bandshirts erkennen konnte, waren nicht wenige gekommen, um sich die Franken anzuschauen. Die Band startete ihren Auftritt mit dem Opener ,We Are One’ und hatte das Publikum sofort im Griff. Die Songs wurden sofort begeistert mitgegröllt und die Band frenetisch angefeuert. Es folgte ,Hunting High And Low’, bevor Frontmann Chris erstmals das Publikum mit den folgenden Worten begrüßte: „Vielen Dank, dass ihr trotz des Pokalhalbfinales der Eintracht heute gekommen seid. Übrigens, wir kommen aus Nürnberg.“ Wie sich später zeigte, trafen alle Eintracht Fans die richtige Entscheidung, dass Konzert dem Trauerspiel auf dem grünen Rasen vorzuziehen (Nürnberg siegte 4:0, Anm. d. Verf.). Natürlich stellte die Band an diesem Abend auch einige Stücke der neuen Scheibe „Dimensions“ vor, von der u. a. ,Blackendsun’ ,Queen Of My World’ und Innocent World’ zu hören waren. Letzterer klang live genauso kitschig wie auf dem Album, diesmal jedoch ohne Einspielung eines Kinderchores. Höhepunkt der neuen Tracks war eindeutig ,Mr. Evil’, der zunächst etwas skeptisch beäugt wurde, im weiteren Verlauf jedoch in einem längeren „Sing Along“ Contest ausgiebig mitgesungen wurde. Mit ,Warriors’ gab’s noch einen weiteren Gute Laune Track obendrauf, der die Stimmung weiterhin oben auf hielt. Freedom Call verabschiedeten sich mit der gleichnamigen Bandhymne von den Zuschauern und wurden ihrem Ruf als exzellente Liveband einmal mehr gerecht.

Nach einer recht langen Wartezeit durch das Zurechtrücken der Mikrophone, dem Podestaufbau sowie einem Soundcheck für die Bühnenshow, schallte plötzlich AC/DC aus den Boxen und brachte schon einige der wartenden Fans in beste Headbangerlaune.

Dann endlich sprangen Dragonforce auf die Bühne. Und das „Springen“ ist hier wörtlich gemeint! Denn Dragonforce machen nicht nur genialen Speed Metal sondern gleichzeitig auch eine Freakshow der besonderen Art. Bei keiner einzigen Band kommt man bei einer Live Show so oft zum Lachen wie bei den etwas durchgeknallten Metallern um Hermann Li.  Obwohl die Bühne wirklich sehr klein war (zu klein für Dragonforce) haben die Jungs es geschafft ihre Luftsprünge, Pirouetten, und sonstigen athletischen und künstlerisch wertvollen Stands zu performen. Stand mal einer der Bandkollegen im Weg, wurde er mit einem gezielten Fußtritt in das Hinterteil wegbefördert. Versorgt wurde die Band mit reichlich Corona und noch einem anderen Biermischgetränk, das in perfekter Höhe am Mirko angebracht war. Mit einem leichten Beugen (natürlich wurde die Gitarre weiterhin brutal misshandelt) schafften es die zwei Gitarristen sowie der Bassist durch die Strohhalme die erfrischende Flüssigkeit zu schlürfen. Wasser stand natürlich auch zur Verfügung. Doch die Band sah wie geschwitzt und durstig die Menge war, so wollten sie  das erfrischende Nass niemanden vorenthalten. Bereitwillig verteilte ZP, der Frontmann der Band, die kühle Erfrischung in der grölenden Menge. Mal direkt aus der Flasche, ein anderes Mal nach eigener Mundspülung. Ein aufgestellter Windgenerator sorgte dafür, dass die ewiglangen Mähnen von ZP und Hermann in die Höhe peitschten. Während ihrer grandiosen Show wurde ein junger Fan in der ersten Reihe mit Autogrammen auf sein wohl neu erworbenes Shirt in Extase versetzt. Roter Edding auf schwarzem Shirt… ob er nach der Show wirklich vor seinen Freunden damit prahlen konnte? Wir werden es nie erfahren. Einzelne Fans, die mit dem rasanten Tempo nicht ganz so mithalten konnten, und sich irgendwann einfach nur noch in der Menge befanden, wurden von ZP und dem Bassisten immer wieder nachgeäfft und aufgefordert, den angewachsenen Kopf etwas mehr Bewegung zu gönnen. Keiner der Bandmitglieder, außer Dave Mackintosh an den Drums, hatte seinen festen Platz auf der Bühne. In Sekundenschnelle ging der Wechseln von Links nach Rechts, von Vorne nach Hinten, vom Podest hoch, vom Podest runter.

Von den Songs, war es eine perfekte Mischung aus allen bisher erschienenen Alben. Die besten Lieder wurden ausgewählt und einfach nur geil live performt. Bei dem Tempo was die Jungs auf den Alben ans Tageslicht bringen stellt sich Dragonforceneulinge bestimmt die Frage: „Sind die live auch so schnell?“ Nein! Nicht wirklich! Im Gegenteil, sie sind noch schneller! ZP trifft jeden Ton, singt perfekt wie auf der Platte. Ein großartiger Sänger. Wie macht er das? ZP ist der lebende Beweis dafür, dass man trotz Alkohol und Zigaretten eine grandiose Stimme und eine perfekte körperliche Verfassung haben kann. Was natürlich jetzt keine Aufforderung sein soll zu trinken und zu rauchen. Bei ,Operation Of Ground And Pound´ konnten die meisten Fans sogar den Refrain mitsingen. Doch plötzlich hörte der langhaarige Riese auf der Bühne auf zu singen… und die Fans natürlich auch. „Habt ihr unsere CD mal vor der Show angehört?“ fragt der Sänger und hilft den Fans mit dem Text ein wenig nach. Mit ,Trail Of Broken Hearts´ gönnten sich die Jungs eine Verschnaufpause. Das Licht wurde dämmrig und bläulich. Der für mich unbekannte lockige Bassist mit dem Nastril zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an und setzte sich auf die Ecke des Podests. ZP hatte in der Zwischenzeit sein Hemd aufgeknöpft (damit die weibliche Fangemeinde zusätzlich was Nettes als Hingucker hatte). Die Menge vor der Bühne verwandelte sich in ein kleines Lichtmeer. Die einzige Ballade am diesem Abend wurde ein großartiges Highlight und eine Verschnaufpause für jedermann (Abgesehen von ZPs Stimme, die immer noch der Knaller war und alles zeigte was sie zu bieten hat). Nachdem alle für kurze Zeit hinter der Bühne verschwunden waren, kam Vadim als erster zurück und fragte ob man Lust auf „Sick Shit“ hätte. Ohne wirklich zu wissen was er damit meinte, bejahte die Fangemeinde die Frage und schon legte der absolut schräg gekleidete Keyboarder los. So war die Frage was „Sick Shit“ ist beantwortet. Vadim hatte wohl seinen Synthesizer auf diesen Namen getauft. Nachdem Vadim die Bühne eine Zeit lang für sich alleine in Anspruch genommen hatte, kam Fred hinzu, um seinen Bandkollegen unter die Arme zu greifen. Die zwei Freaks schossen beide über die Bühne, wer kann da noch folgen? Dann endlich kam mein Fave des Abends:  ,Though the Fire And The Flames´. Ich war wieder absolut von ZP begeistert. Wie bekommt er das hin? Die Songtexte sind ewig lang und diese dann noch in solch einem Tempo vorzutragen ist eine wahre Kunst. Obwohl, wenn ein Fehler passiert wäre, hätte das keiner der Anwesenden gemerkt. Einige Songs der Band haben nämlich doch so ihre Ähnlichkeit. Insbesondere bei  ,Operation Of Ground And Pound´und ,Through The Fire And The Flames´. Der letzte Songs des Abends war ,Valley Of The Damned´ , die Jungs powerten noch ein letztes Mal voll durch. Zum Abschluss gab’s jede Menge Plektren zu fangen, sowie zwei Drumsticks und ein kräftiges abklatschen von allen Fans in der ersten Reihe.

Nun war das Konzert wirklich endgültig vorbei. 1 ½ Stunden voll Aktion und geiler Musik. Kann ein Abend denn besser sein? Also wer sich von dieser großartigen Band nicht mitreißen lassen kann, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen.

Stefanie Krämer / Oliver Bender