Um 21.10 Uhr gingen dann die Lichter aus und die Gäste wurden mit schottischen Hochlandklängen auf die Show der alten Hasen vorbereitet. Dann das Introriff und Dan McCafferty's unvergessliche Worte: "Send a telegram today, tomorrow you'll be on your way, could be Memphis or LA..." - nun, an diesem Abend eben Bauschlott. Kaum ein anderer Song ist geeigneter eine Rockshow zu eröffnen, als diese großartige Hommage an das Leben "on the road". Und schon bei diesen Zeilen war klar, dass die Sangeslegende nichts von ihrer Ausdruckskraft verloren hat. Sensationell! Dieser Mann hat im Rentenalter mehr Druck auf der Lunge, als die gesamte schwedische Rotzrock-Szene zusammen - und das sage ich, obwohl ich die Skandinavier liebe! Es gibt einige Songs, auf die kann man bei einem Nazareth Konzert sein Haus verwetten: 'Love Hurts', den Nackenbrecher 'Razamanaz', 'This Flight Tonight' oder 'Hair Of The Dog', bei dem Dan seinen Dudelsack durch eine Talkbox spielt. Daneben sind die Schotten aber immer wieder für handfeste Überraschungen gut. In diesem Jahr waren das unter anderem 'Shanghai'd In Shanghai', 'Turn On Your Receiver', 'My White Bicycle' (die Coverversion des alten Psych-Klassikers der Band Tomorrow), 'Love Leads To Madness', 'Heart's Grown Cold', 'Bad Bad Boy' und einige andere mehr.
Eine gelungene Abrundung fand das Programm durch drei relative neue Songs von "Boogaloo" und "The Newz", der sensationell guten Comeback CD vom letzten Jahr. Nach drei Zugaben und immerhin 90 Minuten Spielzeit blieben kaum Wünsche offen, außer dass es Nazareth noch möglichst lange geben soll, da sie in dieser Form immer noch unersetzliche Garanten hemdsärmeligen ehrlichen Rock'n'Rolls sind. Und die etwa 400 Zuschauer waren definitiv viel zu wenig im Vergleich zur gebotenen Leistung, zumal Dan und Pete Agnew (Bass und Gesang) unglaublich liebenswert und charmant immer wieder Schwänke aus ihrem Leben (u.a. Amsterdam 1975...) zum Besten gaben. Ganz große Könner mit einem hervorragenden Auftritt. Und vielleicht haben wir ja Glück und sie kommen demnächst noch einmal in unserer Nähe vorbei...
Frank Scheuermann (Photo von Udo Talmon)