Stories

Oktober 2002

Falk (Drehleier, Dudelsack und allerlei andere Blasinstrumente) und Timo (Schlagzeug und Programming) von der Band Saltatio Mortis beantworteten gut gelaunt die Fragen von Evil Rocks Hard am Telefon...

Wie sind denn Saltatio Mortis zusammengekommen?

Wir sind auf dem Mittelaltermarkt zusammengekommen als wir immer mehr beim musizieren wurden und es immer lauter und witziger wurde. Da kam uns die Idee, mal einen Proberaum zu mieten, um ein bisserl zu spielen. Von da an konnten wir gar nicht mehr voneinander lassen!

Und ihr seid aus dem Schwabenländle?

Aus Baden, Hessen und der Pfalz! Unsere Base aber ist Mannheim.

„Saltatio Mortis“ ist ein mittelalterlicher Springtanz, wie kamt Ihr denn auf diesen Bandnamen?

Übersetzt bedeutet das „der Totentanz“ und ist ein mittelalterliches Piktogramm, d.h. ein Sinnbild für den Tod den man sich als Spielmann vorgestellt hat, dessen Melodien so unwiderstehlich waren, dass damit die Seelen ins Jenseits gelockt wurden. Daher leitet sich auch der Brauch ab, dass Spielleute am Bett eines Kranken spielen, um besser zu spielen als der Tod. Daraus leiten sich 2 wichtige Aussagen für uns ab:

1. Vor dem Lied des Todes sind alle gleich, egal ob Könige, Bischöfe oder Bauern.

2. Die Macht der Musik ist so groß, dass man damit allen Unwettern begegnen kann!

Wie kommt man auf die Idee, alte Klänge (mittelalterliche) mit dem modernsten (Beats, Elektronic) zu kombinieren?

Bei 7 Leuten kommt jeder von einer anderen Musikrichtung, der eine vom Jazz, der andere vom Folk oder der Klassik. Von daher war es eine Herausforderung, das älteste mit dem modernsten zu kombinieren.

Das „Zweite Gesicht“ euer Albumtitel hat welchen Hintergrund?

Jemand dem man früher nachsagte, er habe das Zweite Gesicht konnte angeblich in die Zukunft blicken. Wir haben uns gedacht, was wohl ein Spielmann mit dem Zweiten Gesicht in der Zukunft von der modernen Musik halten würde. Natürlich hätte er diese in seine Musik eingebaut und das haben wir gemacht! (lacht)

Das Cover Eurer CD gefällt mir sehr gut, Ihr habt auf der linken Seite den Spielmann von früher wie er heute aussehen würde und dem Hintergrund der alten Schrift, und auf der rechten Seite den modernen Spielmann mit einem Hintergrund von Binärcodes, richtig?

Absolut richtig! Wir haben uns viele Gedanken gemacht mit dem Booklet und der Covergestaltung. Da gibt es viel zu entdecken!

Wie viele verschiedene Instrumente verwendet ihr denn?

3 bis 4 verschiedene Arten von Blasinstrumenten die wir einfach als Schalmei zusammenfassen, dazu kommen Dudelsäcke in 4 verschiedenen Stimmungen, Keyboards, Synthesizer, wir haben einfach alles benutzt was wir konnten und spielen wollten. Insgesamt sind das knapp 30 historische und 30 moderne Instrumente.

Welchen Background haben denn eure Texte, sind das Überlieferungen?

Das sind eigentliche alle bis auf einer von uns getextete Texte.

Könnt ihr mir zu 3 Songs einen kurzen Kommentar geben: ‚Junges Blut’...

...ist unsere Annäherung an die Vampirthematik. Wenn man sich mal ein bisschen näher mit Bram Stokers Roman auseinandergesetzt hat wird man feststellen, dass das eigentlich ein furchtbar erotischer Roman in der viktorianischen Zeit ist. Die Symbole, die der Vampir darstellt sind nichts anderes als erotische Symbole in einer sehr verklemmten Zeit. Da wir auch ein etwas erotisches Lied auf der CD haben wollten nehmen wir diese Thematik!

‚Dunkler Engel’...

Da geht es um eine Sagengestalt die man kennt, nämlich den Sukkubus. Das ist ein weiblicher Geist, der nachts zu dem Mann ans Bett kommt und ihm im Schlaf durch erotische Handlungen den Lebensgeist aussaugt. Das ist die mittelalterliche Vorstellung davon, warum der Mann morgens manchmal erregt erwacht...

‚Der Ruf...’

... ist unsere Herangehensweise an das Thema des Totentanzes.

In diesem Lied ist die Rede von einem Traum. Welchem Traum?

Es ist der Traum desjenigen, den der Tod ruft.

Und die Mutter schreit, er solle nicht ins Licht gehen. Warum nicht?

Das ist ein Zitat aus dem Film Poltergeist. Jetzt müsste es vielen klar sein warum... (lacht). Es geht aber auch um die Vermutung, dass wenn man stirbt ein Licht sieht.

Ihr tourt von Januar bis Dezember auf allen möglichen Mittelaltermärkten und anderem. Das ist ja Wahnsinn euer Tourprogramm...

Deshalb ist es so schwer zu sagen „Saltatio Mortis sind auf Tour“... wir sind auf jeden Fall in fast allen Regionen irgendwann vertreten. Wir sind einfach eine Liveband, das was auf CD ist, sind nur Quintessenzen unsere Liveauftritte! Bei jedem Auftritt klingen wir unterschiedlich, da oft mal etwas auf der Bühne passiert und alle lachen (oder auch nicht!) (lacht)

Auf welcher Burg spielt ihr denn besonders gerne?

Es gibt sehr viele wo wir gerne spielen, aber 2 haben es uns angetan: Zum einen das Wäscherschloss bei Wäschbeuren und zum anderen die Sparrenburg in Bielfeld Ende Juli. Dort hatten wir auch unseren aktuellen Besucherrekord mit knapp 10.000 Leuten vor der Bühne!

Danke für das tolle Interview, ich wünsch euch von ganzem Herzen Glück und macht bitte weiter so, ihr seid Klasse!

Thomas Schmitt