ERH: Clem, Du hast gerade Deine erste Soloplatte nach 45 Jahren im Musikgeschäft veröffentlicht. Warum jetzt und warum hat das so lange gedauert?
CC: Ich war bis 2011 Mitglied bei Colosseum. Bis dahin habe ich all meine Songs der Band zur Verfügung gestellt. Im Anschluss daran war ich bei der Hamburg Blues Band. Ich hatte sehr viel zu tun und daher hat es eine Weile gedauert. Ich wollte auf meiner Soloplatte in erster Linie meine eigenen Songs haben und nicht irgendwelche Coverversionen. Und daher hat es eine Weile gedauert, bis ich ausreichend gutes Material für eine ganze CD zusammen hatte.
ERH: Wie bist Du zu Deiner Band gekommen?
CC: Adrian ist ein alter Freund von mir und er wollte schon immer mit dieser Rhythm Section zusammenarbeiten, die er für die beste hält. Ich kenne die beiden aus meiner Zeit aus der Hamburg Blues Band und so blieb das sozusagen in der Familie.
ERH: Kannst Du uns etwas über die Entstehung der Platte "In The Public Interest" erzählen?
CC: Den Titelsong habe ich geschrieben, als das damals mit Amy Winehouse passiert ist. Überall waren diese Papperazzi, die diese arme Frau verfolgt haben, mit der dummen Ausrede, alles, was sie tue, sei im öffentlichen Interesse. Damit versuchen diese Leute alles zu rechtfertigen. Wir haben die Platte dann in relativ kurzer Zeit fast in Liveatmosphäre eingespielt. Meine Band kennt den Studiobesitzer und so konnten wir da recht unkompliziert zur Sache gehen.
ERH: Waren die Songs vorher fertig arrangiert?
CC: Einen großen Teil der Arrangements habe ich vorher schon fertig gehabt, aber in dieser großartigen Bandatmosphäre haben wir dann einige Dinge im Detail noch verändert, so dass diese frisch und unverbraucht klingende Scheibe dabei herausgekommen ist.
ERH: Woher stammte die Idee für das Cover?
CC: Ich hatte die Idee, dass ich dabei gezeigt werden sollte, wie ich in einer unpassenden Umgebung von Papperazzi verfolgt werde, so zum Beispiel vor einem Stripclub. Ich habe dann die Idee einer befreundeten Künstlerin, der Ehefrau des ersten Colosseum-Gitarristen mitgeteilt, und dieses Cover war das, was dabei herausgekommen ist.
ERH: Du bist schon sehr lange im Geschäft. Gibt es etwas, das Du bereust?
CC: Als Bakerloo sich 1969 auflösten, mussten wir noch einige Auftritte absolvieren. Dazu stellte ich eine neue Formation zusammen mit Cozy Powell am Schlagzeug und Dave Pegg am Bass. Diese Band war phantastisch. Aber kurz darauf lud mich Jon Hiseman ein, bei Colosseum einzusteigen, und Colosseum waren damals die mit Abstand besten Musiker weit und breit. Ein solches Angebot konnte ich unmöglich ablehnen. Cozy Powell stieg dann bei Jeff Beck ein und Dave Pegg wurde Mitglied bei Fairport Convention und später bei Jethro Tull, so dass wir alle unser Stück vom Erfolg hatten. Später, nach dem Ende von Humble Pie wollten Cozy und ich wieder etwas zusammen machen, aber dann bekam er das Agebot von Ritchie Blackmore, bei Rainbow einzusteigen. Wir hatten also nie die Chance, unsere eigene Band auf den Weg zu bringen.
ERH: Apropos Ritchie Blackmore: Stimmt es, dass Du als Nachfolger von Ritchie bei Deep Purple im Gespräch warst?
CC: Ja, ich war Jon Lords Wunschkandidat. Aber sie brauchten eine andere Art Gitarrist. Ritchie war ja auch der Hauptsongwriter und sie benötigten jemanden, der Songs wie am Fließband schreiben konnte mit markanten Riffs. ich arbeite als Songwriter viel langsamer und daher hat das nicht gepasst. Wir haben einige Male zusammen gejammt, aber das war es dann. In der Zeit habe ich aber einige Wochen bei Jon Lord in dessen Haus in Malibu Beach gewohnt. Das war eine verdammt coole Zeit. Eines Abends holte mich Glenn Hughes ab und wir fuhren zu einem seiner Freunde, der damals nur ein paar Kilometer entfernt wohnte. Wie sich herausstellte, war das David Bowie. Wir jammten die ganze Nacht und schrieben dabei einen Song, den keiner von uns dreien bislang veröffentlicht hat. Wir hatten fest vor, eine Band zu gründen, die musikalisch in Richtung Mahavishnu Orchestra gehen sollte, so mit verrückten Gitarrensachen. Leider wurde auch daraus nicht.
ERH: Welches Equipment spielst Du derzeit?
CC: Ich besitze sehr viele Gitarren, aber derzeit spiele ich am liebsten meine Orville by Gibson ES-335, das ist die japanische Gitarrenlinie von Gibson. Sie klingt noch viel besser als die ganzen amerikanischen ES-335 Modelle, die ich besitze. Daneben habe ich auf dieser Tour meine Gibson Les Paul Standard aus den 80er Jahren, auf der ich meine Slidesachen spiele. Privat spiele ich auch sehr viel auf Strats, aber die setzen sich im Bandsound wegen ihrer Singlecoils nicht so gut durch. Darum hat mein Freund Brinsley Schwartz mir eine Japan-Fender modifitziert mit zwei Seymour Duncan Humbucker, die sich zwar wie eine Strat spielt, dabei aber nach Les Paul klingt. Brinsley ist ungalublich gut! Für mich ist er ein absoluter Gitarren Guru!
ERH: Vielen Dank für dieses Gespräch!
CC: Es war mir eine Freude.