Stories

November 2001

Interview mit Lanvall, Gitarrist und Songwriter von Edenbridge...

Du hast ja bereits 3 Soloalben herausgebracht. Was war der Grund dafür, deine eigene Band zu gründen?

Die Band gab es vorher auch schon, damals ist sie aber nur nebenbei gelaufen, quasi als Ausgleich zu den Soloalben. Als der Vertrag mit der Plattenfirma auslief, hab ich mich entschlossen, die Band mehr in den Vordergrund zu hieven, weil es auch einfach eine neue Herausforderung darstellte.

Wie ist Edenbridge entstanden und wolltest du von Anfang an eine Sängerin dabei haben?

Unseren Bassisten kenne ich schon seit 1994, Sabine ist dann 1996 dazugekommen und Roland 1998, was sozusagen der Startschuss für die Band war. Ich habe es nicht unbedingt darauf ausgelegt, mit einer Sängerin zu arbeiten. Die Songs sind jedoch alle so konzipiert, dass sie in hohen Stimmlagen gesungen werden müssen und in Österreich gibt es in der Metalszene nicht so viele Leute, die das beherrschen.

"Sunrise in Eden" erhielt durchweg positive Kritiken. Wart ihr von eurem Erfolg selbst ein bisschen überrascht?

Wir waren natürlich von unseren Songs vollends überzeugt. Wir haben die CD selbst produziert und sie an 30 Label weltweit geschickt. So kam auch der Deal mit Massacre zustande, die sofort begeistert waren. Durch die guten Resonanzen hat sich das Teil auch entsprechend verkauft. Von solch einem Ergebnis konnten wir natürlich nur träumen.

Welche Bedeutung hat der Titel des neuen Albums?

Arcana steht für Geheimnisse oder Mysterien. Es ist sozusagen ein Übertitel für mehrere der Songs, dennoch ist es kein Konzeptalbum. Ich interessiere mich sehr für mystische und spirituelle Dinge, bin auch ein großer Star Trek Fan. Dementsprechend versuche ich auch, diese Dinge in den Songs zu verarbeiten.

Wie würdest du eure musikalische Entwicklung zwischen den beiden Alben beschreiben?

Der größte Schritt, den wir nach vorne gemacht haben, lag sicherlich in der Produktion selbst. Wir hatten ein viel höheres Budget zur Verfügung und konnten dementsprechend auch besser arbeiten. Die Aufnahmen waren sehr gut, sodass man beim Mix nicht mehr viel falsch machen konnte. Auf das Album bezogen wollten wir die Stimme noch zentraler darstellen, als dies bei "Sunrise In Eden" der Fall war. Die Arrangements wirken ebenfalls wesentlich kompakter als noch beim Vorgänger.

'Velvet Eyes Of Dawn' halte ich persönlich für den stärksten Song, dennoch ist er nur als Bonustrack vertreten. Wie kommt's?

Das sollte ein zusätzlicher Anreiz für die Fans sein, sich den Digipack zu kaufen, ha ha. Aber ernsthaft: Über die Auswahl des Bonustracks gab es auch in der Band heftige Diskussionen, einige meinten, dass man diesen Song auf gar keinen Fall nehmen könne. Aber letztlich mussten wir einen auswählen. Ich finde es auch gar nicht so verkehrt, wenn man nicht unbedingt den schwächsten Titel dafür auswählt.

Das Album wirkt sehr vielschichtig durch teils spanische und asiatische Klänge. Steht diese Flexibilität für eure musikalische Philosophie?

Als Songwriter versuche ich natürlich möglichst viele Einflüsse mit in den Songs zu verarbeiten, weil man sich auch dadurch vom Großteil der Bands abhebt. Außerdem habe ich ein großes Faible für fernöstliche Musik, es klingt dadurch einfach spannender.

Welche Bands haben euch musikalisch am meisten geprägt?

Schwierige Frage. Mir persönlich ist klassische Musik sehr wichtig, da ich damit auch aufgewachsen bin. Zum Metal bin ich erst mit 14 Jahren gekommen, deswegen versuche ich auch immer, beides miteinander zu kombinieren und bewundere vor allem Bands wie z. B. Shadow Gallery, Dream Theater oder Royal Hunt, die ebenfalls klassische Parts in ihren Songs verarbeiten.

Wie sieht's mit der Metalszene in Österreich aus? Wie bekannt seid ihr dort und verkaufen sich die Alben?

Durch die Erfolge im Ausland werden wir natürlich auch in Österreich ernster genommen. Dennoch ist es enorm schwierig, dort Konzerte zu veranstalten, da der Markt auch relativ klein ist. Nichtsdestotrotz haben wir auch dort unsere Fans und verkaufen auch verhältnismäßig viele CDs.

Vergleiche mit Nightwish werden wohl nicht ausbleiben, obwohl sich eure Musik doch eindeutig von den Finnen unterscheidet. Nervt euch das mittlerweile?

Im Großen und Ganzen stört uns das nicht weiter. Ich mag Nightwish, der Kontakt der Bands untereinander ist sehr gut, wir waren auch schon zusammen auf Tour. Doch bis auf die Tatsache, dass beide Bands Sängerinnen haben, sind da nicht viele Gemeinsamkeiten. Schon allein die Stimmlagen von Sabine und Tarja sind völlig unterschiedlich, zudem sind unsere Songs komplett anders angelegt. Ich würde auch nicht behaupten, dass Nightwish uns wesentlich beeinflusst haben, sie sind halt 1 Jahr früher bekannt geworden. Wenn ich mir die Kritiken in den Magazinen über unser neues Album anschaue, kommen wir doch relativ eigenständig rüber, worüber ich mich natürlich auch sehr freue.

Wie ist eure Musik auf Tour bei den Fans angekommen?

Ich denke mal ganz positiv. Unsere Musik ist natürlich mehr zum Zuhören als zum Bangen geeignet, von daher müssen wir natürlich auch einiges bieten, um das Publikum mitzureißen. Als wir auf Tour mit Axxis und Pink Cream 69 waren, war das eine schwierige Sache, da beide Bands mit ihrem Gute Laune Rock'n'Roll für eine gute Show prädestiniert sind. Aber wenn sich die Alben gut verkaufen, werden die Leute auch zu unseren Konzerten kommen.

Steht für demnächst eine Tour an, wenn ja mit wem?

Endgültig ist noch nichts, Vorschläge bestehen jedoch bereits. Im Frühjahr 2002 gehen einige Bands auf Tour wie z. B. Blind Guardian, Savatage oder Rhapsody, die für uns höchst interessant wären. Wichtig für uns wäre einfach, dass wir auf einer Tour die 2. Position inne hätten, mal schauen, was dabei heraus kommt.

Welche Musik hörst du privat?

Wie bereits erwähnt, bin ich ein großer Klassikfreund, höre aber auch New Age Sachen wie Vangelis. Meine CD-Sammlung ist ziemlich groß, da ist von jeder Musikrichtung was dabei.

Oliver Bender