ERH: Ein Jahr Pause, das hört sich schön entspannt an, aber war es wirklich so entspannt? Im Studio sein, einspielen, evtl. noch komponieren… In der Deluxe Version bekommt man 2 CDs mit je 14 Songs…
Definiere „entspannt“. Also wir denken, dass dieses Jahr, ohne hier mal im direkten Fokus zu stehen, wichtig war, um sich auf seine Wurzeln und Denkweisen konzentrieren zu können und unserer Leidenschaft für unsere Band zu fokussieren und mittelfristige Pläne zu schmieden. Somit war das „stille“ Jahr durchaus auch von Frei.Wild Aktivitäten geprägt, erlaubte uns aber auch Phasen zu schaffen, um auch mal durchzuatmen und private Belange in den Vordergrund zu stellen.
ERH: Was sind eurer Meinung nach die Neuerungen zum Vorgänger „Feinde deiner Feinde“? Ich lasse bewusst das „Still“ Album aus, da es sich ja weitestgehend um neue Arrangements bekannter Songs handelte.
Also Frei.Wild sind Frei.Wild, waren Frei.Wild und werden immer Frei.Wild bleiben. Wir denken „Opposition“ ist vielleicht etwas roher, direkter und provokanter als „FDF“. Somit gibt es auch zwischen diesen Alben einen roten Faden. Da man aber Songs aus der jeweiligen Stimmung heraus schreibt und wir stets direkt Geschehnisse aus der Vergangenheit verarbeiten, kommen auf dem neuen Werk halt unter anderem Thematiken zur Sprache, mit denen wir nach FDF konfrontiert worden sind und welche wir mit unserer Musik gezielt verarbeiten. Trotzdem ist dieses Album breit gefächert und handelt nicht nur Sozialkritisches ab, sondern wendet sich auch den schönen Dingen wie Zusammenhalt, Liebe, oder Party zu (lach).
ERH: Für mich hört es sich ein wenig wie back to the roots an, eure Angriffslust, eure Direktheit in puncto Lyrics ist wieder zurück. Auch bei diversen Songs ist die Melodieführung wieder härter, direkter und auch schneller, was mich als alten Metalhead sehr freut! War es an der Zeit wieder einen Gang höher zu schalten oder haben euch die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre dazu veranlasst?
Die Frage wurde ja quasi bereits beantwortet. Wir gehen bei „Opposition“ sehr direkt und ohne Schnörkel ans Werk, um möglichst plakativ und strukturiert auf den Punkt zu kommen. Das geschieht dann manchmal auch auf die harte und querulantische Art und Weise. Vorgenommen haben wir uns das im Vorwege nicht, sondern das gestaltete sich während des gesamten Entstehungsprozesses quasi ganz von alleine. Wir sind mit dem Ergebnis zumindest mehr als zufrieden.
ERH: Gibt es einen oder zwei absolute Lieblingssongs auf dem Album, wenn ja warum? Wenn nicht, warum nicht?
Nein, Lieblingssongs gibt es nicht und es wäre dem Album gegenüber auch ungerecht, hier einzelne Songs in den Vordergrund zu stellen, denn „Opposition“ funktioniert als Gesamtwerk und spiegelt in den einzelnen Songs einzelne Facetten wider, die uns sehr wichtig waren/sind und die ein Bild malen, welches wir hier gerne ausstellen und der Gesellschaft voller Stolz präsentieren.
ERH: In der Essenz des Albums dringt ja durch alle Ritzen der Oppositionsgedanke, in Form von bejahenden Songs diese Rolle auch anzunehmen. Vor allem diese Aufrichtigkeit, das Positive aus solchen Erfahrungen zu ziehen sticht da hervor. Ist das eure Art mit den Anfeindungen umzugehen? Ist das der Preis den ihr für eure Bekanntheit zahlen müsst, Anfeindungen zu ertragen auch von Musikerkollegen die euch/die ihr nicht mal kennt?
Anfeindungen entgegenzunehmen, die jedweder logischen Grundlage und Fakten entbehren, egal ob von Bands und Medien generiert, ist immer unbefriedigend und stimmt einen nicht fröhlich. Hier wird ein Feindbild generiert, welches sich stets in der „Opposition“ befindet und sich in diese Rolle rein lebt. „Opposition“ ist aber kein rein politischer Begriff, den man noch weniger negativ auslegen sollte, denn eine funktionierende Demokratie benötigt zwingend eine starke Opposition, um Missstände auch mal anzuprangern und eine Gesellschaft nicht in einen Trott verfallen zu lassen, der gleichgültig und müde macht. Wir sehen uns als sozialkritisch und versuchen den Spirit des Rock N Roll zu leben und darzustellen. Deswegen begeben wir uns gerne in die „Opposition“ und halten der Gesellschaft den Spiegel vor.
ERH: Jetzt sind die „Legenden“ alljährlich wieder zu sehen und zu hören. Einer dieser Legenden gehört zu Rookies und Kings, als Solokünstler… Wird es auf Grund dieser Nähe evtl. mal ein „Gipfeltreffen“ auf einem Konzert oder Festival mit euch geben ?
Na, es ist ja nicht so, dass man eingemauert auf seiner Burg verweilt und sein Gegenüber isoliert. Der Musikzirkus ist so klein, dass es zwangsläufig irgendwann mal zu dieser Begegnung, in welcher Art und Weise auch immer, kommen wird. Wir verschließen uns niemandem, aber fokussieren dieses auch nicht. Manche Dinge muss man sich einfach entwickeln lassen und bei Bedarf schauen, was man daraus gestaltet. Somit ist dieses kein „Ja“ und auch kein generelles „Nein“.
ERH: Einige Fans sehen das Erscheinen der „Legenden“ als scheinheilig an. Es wird Ihnen vorgeworfen, dass man sich früher auf ihr Wort verlassen konnte und dies war: Es wird keine Reunion geben und jetzt dieses scheinheilige „Nichts ist für die Ewigkeit“. Lediglich ein Push für die Solo-Karrieren? Wie steht ihr dazu?
Wir haben hier sicherlich unseren eigenen Standpunkt, aber dieser dient nicht der Öffentlichkeit, denn jeder soll sich lieber selber sein eigenes Bild anhand der vorliegenden Fakten schaffen. Exakt dieses Prozedere erwarten wir uns ja auch bei unserer Band, wenn man sich mit ihr beschäftigen darf/soll.
ERH: Wie sehen eure weiteren Ziele aus? Haben die sich durch das eine Jahr Pause irgendwie verändert oder gar konkretisiert? Was plant ihr, gibt es gewachsene Träume die ihr innerhalb der nächsten 5 Jahre umsetzen wollt?
Weltherrschaft wäre was Feines ;-) Nein im Ernst, ich denke jeder Mensch reift mit den Jahren und die Sichtweise verschiebt sich etwas, ohne die Grundwerte zu vernachlässigen. Wir wünschen uns, dass die Band Frei.Wild weiterhin das Sprachrohr einer großen Gemeinde sein darf und wir niemals müde werden, unsere Standpunkte zu vertreten und auf bodenständige Weise versuchen dürfen unsere „Opposition“ der Gesellschaft näher zu bringen. Zudem knoten wir die privaten Bande stets weiter, um unseren Rückhalt und Zusammenhalt in der Familie und unseren Freunden auf dem liebevollen Level wie jetzt zu halten.
ERH: Eure Tour endet im Mai. Wird es noch weitere Konzerte ab Juni geben? Könnt ihr da schon etwas bekanntgeben bzw. wollt ihr dazu schon etwas sagen? Abgesehen von eurem Alpen Flair natürlich… Früher hattet ihr auch immer viel Spaß auf dem Pfeffelbach Open Air…
Ja, wir werden auch 2015 wieder Spaß auf dem Pfeffelbach Open Air haben ;-) Zudem gibt es noch weitere Festivals, die endlich wieder die Eier haben Frei.Wild in ihr Programm aufzunehmen. Wir freuen uns auf das Out & Loud in Geiselwind und das Baltic Open Air in Schleswig. Dann gibt’s nochmal eine schöne Portion Beach Flair im Oktober. Letztendlich steht dann Weihnachten auch wieder vor der Tür und wer Frei.Wild kennt, der weiß, dass wir „zwischen den Tagen“ auch mal gerne bei den Leuten vorbeischauen, um musikalisch zu feiern ;-)
ERH: Wollt ihr zum Schluss noch ein paar Worte an unsere Leser richten?
Freunde, bleibt wie ihr seid, bleibt wachsam, bleibt offen, steht zu euren Werten und lasst euch nicht verbiegen! Wie sehen uns in der „Opposition“.
Ich bedanke mich für die Zeit und eure Antworten und freue mich zugleich euch endlich wieder live sehen zu können. Die Pommesgabel zum Gruße
Car Sten