Reviews

Generations

Label: Frontiers Records (2005)

Kennt Ihr den Begriff „Hassliebe“? Nun, damit beschreibt man gemeinhin eine starke persönliche Bindung an jemanden oder etwas, das man eigentlich gar nicht so sehr mag. Oft entsteht dieses Hassgefühl (siehe Meyers Taschenlexikon) aus enttäuschter Hinwendung. Im Blick auf Journey stellt sich das bei mir folgendermaßen dar: diese Band hat es verstanden, aus dem Stand heraus in den 70er Jahren drei phänomenale Alben zu veröffentlichen, irgendwo zwischen Jazzrock, Hard Rock und Progressive Rock. Dabei war man chronisch erfolglos. Was tut man dann? Richtig, man reißt das Steuer herum und macht etwas grundlegend anderes. In diesem Falle holte man Heulboje Steve Perry (oh Gott!) an Bord und verlegte sich auf das Schreiben von einfachen Radioliedchen mit Stromgitarrenbegleitung. Dabei war beileibe nicht alles schlecht, vieles sogar unter rein instrumentalen Gesichtspunkten sogar herausragend. Leider wurden die Songs aber von Herrn Perry kaputt gejammert (Micky Mouse auf Helium!!!). Ich weiß, viele sehen das grundlegend anders, sonst hätten Neal Schon & Co. nicht Abermillionen Platten damit verkauft, aber schließlich schreibe ich ja die Kritik und nicht Ihr! Irgendwann in den 90er Jahren hatte Herr Perry dann ein Einsehen und verließ das Journey-Schiff. Seitdem ist Steve Augeri (ex-Tall Stories) am Mikro und Journey-Platten sind wieder rundum genießbar, manchmal sogar richtig klasse! Und hier kommen wir endlich bei „Generations“ an. Zwar fehlt dieser Scheibe ein wenig von der Härte der Mini CD „Red 13“, aber sie steckt voller melodischer Rock-Highlights. Die alten Hasen Neal Schon, Jonathan Cain und Ross Valory schütteln AOR-Hymnen aus dem Ärmel und peppen die ganze Scheibe noch dadurch auf, dass jedes Bandmitglied einmal als Sänger ran darf. Das sorgt dafür, dass die ganze Scheibe noch abwechslungsreicher rüberkommt. Für mich ein echter Hammer und nicht nur langweilige Partymucke für Mittvierziger (obwohl sie denen zweifelsohne auch gefallen wird). Wie auch schon auf den letzten Veröffentlichungen vervollständigt Schlagzeuglegende Deen Castronovo (u.a. ex-Heart) das Line-up. Lange Rede, kurzer Sinn: alle AOR-Jünger legen sich die Scheibe sowieso zu, die anderen sollten mal ein wenig Zeit beim CD-Dealer ihres Vertrauens investieren. Einen löblichen Kaufanreiz bietet das Label auch dadurch, dass eine limitierte CD-Edition als Ecobook auf den Markt kommt. Ein Schmankerl für Ästheten!

Frank Scheuermann






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