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Sad Wings Of Destiny

Label: Repertoire (1975/2012)

War der Vorgänger "Rocka Rolla" noch eine durch und durch in den 70er verhaftete Hardrockscheibe klassischer Prägung, so betraten Judas Priest mit dem Nachfolgealbum endgültig zumindest teilweise völliges Neuland. Das beginnt schon mit dem Cover. Der gefallene Engel im Sündenpfuhl hätte auch bestens zu einer Black Sabbath LP passen können und macht sich noch heute sehr gut als Poster.

Die Riffs einiger Songs sind deutlich härter als noch ein Jahr zuvor und mit 'The Ripper', 'Genocide' und 'Tyrant' hat man Songs an Bord, die sich Fans in jedem Judas Priest Konzert wünschen, während auf "Rocka Rolla" nur der Bonus Track (die Coverversion von Joan Baez' 'Diamonds And Rust') bis heute regelmäßig gespielt wird. Den absoluten Oberhammer bietet allerdings einer der besten Songs, die jemals im Hard'n'Heavy Bereich gespielt worden sind: 'Victim Of Changes' bietet unglaubliche Gitarrenarbeit, ein packendes Arrangement und die vermutlich legendärsten Gesangspassagen, die Rob Halford jemals zum Besten gegeben hat.

Der Rest der Platte ist mir persönlich noch ein wenig zu sehr hippieesk (das konnten andere Bands besser!), aber alleine die vier genannten Songs sind absolute Killer, die keinem fehlen dürfen.

Die neu aufgelegte Version von Repertoire hat einen guten Klang, der gegenüber der uralten Version auf Line allemal vorzuziehen ist, ohne dass man natürlich heutige Standards erreicht. Aber sind wir mal ganz ehrlich: "Sad Wings Of Destiny" müsste man selbst dann haben, wenn die Aufnahmen wie ein drittklassiger Bootleg klingen würden. Das hier ist Metalgeschichte! Punkt.

Frank Scheuermann