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Defenders Of The Faith 30th Anniversary Edition

Label: Sony (1984/2015)

Wenn jemals eine Platte purer Heavy Metal war, ohne irgendwelche andere Einflüsse, dann war es wohl "Defenders Of The Faith" von Judas Priest im Jahr 1984. Die Musik ist melodiös, hart, schneidend, hat keinerlei Bezüge mehr zum 70er Jahre Hardrock, den Judas Priest sonst noch zu zitieren pflegten. Mit "Defenders Of The Faith" wurde endgültig ein Genre in Granit gemeißelt, von dem andere zuvor gedacht hatten, es bestünde schon.

Dass die Platte mit Klassikern geradezu gespickt ist, sieht man schon daran, dass sich in den letzten 30 Jahren alle Songs der Scheibe schon einmal ins Live Set der Band geschlichen haben. Und nun erscheint zur Würdigung dieses Meilensteins eine Deluxe Edition, die es in sich hat. Zwar hat man gegenüber der normalen remasterten Version auf die beiden Bonus Tracks verzichtet, dafür wurde aber ein etwa zweistündiges komplettes Konzert aus der Long Beach Arena 1984, das es schon ewig als Bootleg gab, mit draufgepackt. Judas Priest waren an diesem Abend vor ca. 30.000 "Heavy Metal Maniacs" (wie Halford mehrfach betont) in bester Spiellaune. Zwar gingen manchmal die Gäule ein wenig mit ihnen durch, was sich an der manchmal zum Teil erheblich erhöhten Schlagzehl der Songs zeigt - ein Umstand, der nicht jedem Lied ausschließlich zum Vorteil gereicht- aber man spürt förmlich, wie die Band vor Energie fast platzt. Und das Publikum trägt die Band auf einer Woge der Begeisterung bis zum Finale.

Leider war mit "Defenders Of The Faith" auch ein vorläufiger Schlusspunkt gesetzt, denn weder mit dem Nachfolger "Turbo" (zu keyboardlastig) noch mit "Ram It Down" (zu banale Songs) konnten Judas Priest an diesen künstlerischen und kommerziellen Erfolg anknüpfen. Erst mit "Painkiller", satte sieben Jahre später, verstand es die Band, in eine vergleichbare Kerbe mit nochmals erhöhter Schlagzahl zu hauen. Wenn es jemals einen echten, unverzichtbaren Heavy Metal Klassiker mit 100% Reinheitsgebot gegeben hat, dann "Defenders Of The Faith"! Darum kann das Fazit nur lauten: Ran an den Speck!

Frank Scheuermann

10/10