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Equinoxe Infinity

Label: Sony (2018)

Natürlich umgibt eine Fortsetzung eines Genreklassikers immer der Hauch von Peinlichkeit und Stillstand. Das war bei Goethes Faust II schon so, das haben auch die allermeisten bei "Operation Mindcrime II" so gesehen (trotz aller erwiesenen Qualitäten). Nur in einigen wenigen Fällen geht so etwas ohne große Kritik über die Bühne. 

Der französische Electronice-Künstler Jean Michel Jarre hat schon zum wiederholten Male seine Klassiker der 70er und 80er Jahre aufgefrischt und neu ausgerichtet: Oxygene 2 und 3 (2 durchaus gelungen, spätestens an 3 scheiden sich die Geister). Und nun kommt seine ambivalente Zukunftsvision "Equinoxe" aus dem Jahr 1978 zu eben dieser Ehre.

Einige musikalische Themen dieser Scheibe sind eindeutig diesem Zyklus zuzuordnen. Aber der Sound will so gar nicht nach damals aktuellen und heute angestaubt klingenden Sequenzern scheinen - nein, beim Sound ist Herr Jarre wirklich so ziemlich auf dem aktuellsten Stand. Vorbei sind auch die Zeiten, als er mit dem französischen Shred-Gitarristen Patrick Rondat eine größere Nähe zu harten Rocktönen suchte.

Mir persönlich gefällt die Platte, gerade weil sie zur Kontemplation einlädt. Allerdings werden genau das andere bemängeln als Mangel an kreativen Ideen. Das Konzept jedoch steht, ist stimmig, und die Sounds, die sich aus den Boxen schälen, rechtfertigen fast schon alleine den Kauf. Wer also schon immer ein Faible für diesen Künstler hatte, sollte gerne mal ein Ohr riskieren. 

Frank Scheuermann

7/10