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Lost In The New Real

Label: InsideOut (2012)

Arjen Anthony Lucassen ist vermutlich der größte holländische Progressive Rock Künstler aller Zeiten. Bei diesem Titel sticht er sogar unbestrittene Größen wie Jan Akkerman, Thijs van Leer oder Bands wie Earth & Fire aus. Nach seinen bisherigen, recht ansehnlichen Stationen Vengeance, Ayreon, Star One und Stream Of Passion lässt er jetzt sein erstes echtes Soloalbum vom Stapel. Und das hat es in sich. "Soloalbum" beschreibt es annähernd angemessen, da er erstmals neben fast allen Instrumenten auch fast den gesamten Gesangsanteil übernommen hat, lediglich Schauspielerlegende Rutger Hauer (Blade Runner) hat einen Teil der Erzählungen übernommen.

"Lost In The New Real" ist - wie zu erwarten - ein Konzeptalbum geworden, das die Geschichte des Mr. L. (Lucassen?) erzählt, der sich in der Gegenwart hat eingefrieren lassen, und der in der Zukunft aufwacht und sich in einer völlig neuen Welt orientieren muss. Musikalisch geht es auf "Lost In The New Real" wesentlich weniger metallisch und mit dem Vorschlaghammer zur Sache als gewohnt. Trotzdem versprüht die Scheibe das Flair eines Ayreon Werks. Da sind die typischen, sehr verspielten Melodien des Meisters, die zum Teil surrealen Ideen und Sounds, und der überbordende Ideenreichtum. Mal wird es eher folkig, an anderen Stellen geht es deutlich in Richtung Space Rock.

Was den Silberling nochmals dramatisch aufwertet, ist die serienmäßig mitgelieferte Bonusdisc, auf der sich der Multiinstrumentalist vornehmlich bei Songs von Kollegen bedient, namentlich Pink Floyd, Alan Parsons Project und Led Zeppelin. Ein ganz besonderes Schmankerl liefert er mit der Blue Öyster Cult Großtat 'Veterans Of The Psychic Wars', das zwar das Original nicht toppt, aber doch mächtig Eindruck hinterlässt und Frank Zappas 'I'm The Slime', im Original auf der göttlichen "Overnight Sensation" von 1973.

Fazit: Mit "Lost In The New Real" ist Arjen Anthony Lucassen ein zwar etwas ruhigerer und phasenweise humoresker Soloeinstieg gelungen, der aber qualitativ die Klasse seines bisherigen Werkes mindestens zu halten weiß. Groß!

Frank Scheuermann