Reviews

Black Traveller

Label: Dritte Wahl Records (2012)


16 Jahre. So lange haben es die Rostocker erfolgreich geschafft, sich vor mir zu verstecken. Denn Mainpoint existiert schon seit 1996 und bringt mit „Black Traveller“ nunmehr schon den vierten Longplayer heraus. Dennoch hatten es die Jungs bisher nicht auf mein Radar geschafft.


Schade eigentlich, denn was sie abliefern lässt sich durchaus gut hören – doch nur schwer in Schubladen packen. Schwergewichtig zeigt sich die eigene Vergleichsliste: Paradise Lost, Moonspell, Type O Negative und nicht zuletzt die guten alten Sisters of Mercy – immerhin heißt es wenigstens, dass diese als Vergleich herangezogen werden.  So beliebt das Spiel mit den großen Namen in den Promomaterialien auch sein mag – unpassend wirkt es aus zwei Gründen:
Einerseits wird es den Rostockern stilistisch nicht wirklich gerecht. Denn hier wird nicht nur langsam-schwermütig philosophiert, sondern durchaus auch frisch und unbeschwert dahergespielt. Ein Beispiel hierfür ist das titelgebende „Black Traveller“, das dem düster angehauchtem Text zum Trotz munter und mitreißend daherkommt. Ja, in kleinen Stücken sind die Anleihen durchaus zu sehen, doch stets gut gemischt und mit einem eigenem Hauch, den man nicht recht zuordnen kann.
Zum anderen haben Mainpoint diese Etikettierung nicht wirklich nötig. Was geboten wird, kann auch ohne große Vorbilder überzeugen.


Insgesamt ein Album für die etwas experimentierfreudigeren Goten. Die Puristen dürften angesichts der angeschlagenen Bandbreite und dem Verzicht auf eine Beschränkung auf puren Düstersound zwar die Nase rümpfen, dafür dürfte sich auch der eine oder andere Hörer der Rockfraktion angesprochen fühlen. Für Fans der härteren Kost nur eingeschränkt zu empfehlen, denn der „brachial-darkige Potpourri“ bemisst sich an den Maßstäben des Goth n’Roll und nicht des Thrash – doch vielleicht kann sich ja doch mancher mit „Gold Rush“ anfreunden.
Anspieltipps:
Black Traveller, Gold Rush, The Silent Queen
KoJe