Reviews

Fuck Machine

Label: Soulfood Music (2014)

„Abwechslung erfreut“, soviel wussten schon die alten Römer. Es scheint, als ob MSI davon nichts mitbekommen haben oder sich – wohl wahrscheinlicher – nicht darum scheren.
Als ich hörte, dass eine neue Scheibe mit immerhin 12 Tracks bereits Ende Januar in den Startlöchern steht, war die Freude erst ma groß. „Haben die Schlingel also in den 5 Jahren Funkstille doch noch gewerkelt“, war mein erster Gedanke. Tja, die Tracklist führte dann erstmal zur Ernüchterung. Eine ganze Latte an Remixes zu „Fuck Machine“, das sich im Original bereits auf dem letzten (sauguten) Album befand.
Nun kann eine Remix-CD ja durchaus auch ein Vergnügen sein, doch 2 Lieder sind dann doch eine dürftige Grundlage, insbesondere da „Jack you up“ sich lediglich mit einer Interpretation beteiligen darf. Warum man sich aus dem Album dann gerade „Fuck Machine“ herausgepickt hat, bleibt ebenso rätselhaft. Für eine derart breite Interpretation bietet der Track meiner Meinung nach schlicht und ergreifend nicht genug Fleisch. 
Die Abfolge der Tracks sorgt denn auch für Frustmomente. Bis man zu KMFDMs überraschend ruhiger Interpretation kommt – eine der besseren Bearbeitungen – hat man sich bereits durch den Scandinavian Cock Mix und den Mustard Pimp Mix schleppen müssen. Wer bei letzterem tatsächlich noch ruhig bleiben konnte, der verfügt offenbar über Nerven auf Stahl. Mich hat die Mischung aus Dubstep und Technomusik jedenfalls mehr als einmal in Richtung Skip-Taste zucken lassen. Mein zweiter Hoffnungsträger wäre eigentlich der Combichrist Remix gewesen, kämen die Jungs hier nicht so überraschend zahm daher. Zu diesem Zeitpunkt hat man sich bereits durch eine Anzahl „Fucks“ gekämpft, die jedem Tarantino-Streifen zur Ehre gereichen würde und so stellt sich bei Jack you up eine geradezu euphorische Dankbarkeit ein. Den Abschluss bilden das Album-Original und eine Acapella-Umsetzung. Erstere kann man mittlerweile – obwohl es sich an und für sich nicht um einen schlechten Track handelt – auch nicht mehr hören. Die Acapella-Variante finde ich an und für sich gelungen, immerhin bietet sie etwas „Abwechslung“. Was allerdings der fast komplette Break in der Mitte soll (zunächst dachte ich, es gäbe einen Bonustrack), vermag ich nicht zu sagen.
Seit ich 2009 von einem Mitbewohner auf MSI aufmerksam gemacht worden bin, mag ich die Jungs. Nicht zuletzt, weil es eine der wenigen Gruppen mit echter Experimentierfreude ist. Umso mehr schmerzt es mich, dass diese hier deutlich zu weit geht. Was Jimmy und seine Mannen zu diesem Experiment getrieben hat, weiß ich nicht, aber man wünscht sich sehnlichst, sie hätten es gelassen. Selbst als Fan kann man hier einen Kauf nur schwerlich empfehlen.
Für alle, die MSI (noch) nicht kennen gilt: Weitergehen, es gibt nichts zu sehen. Ehrlich! Lasst die Finger davon. Das ist nicht das MSI, wie ihr sie kennenlernen solltet. Kauft euch lieber das gelungene letzte Album und lasst euch infizieren.
Meine letzten Worte richten sich daher an Jimmy Urine: Wenn ihr von irgendjemanden auf dieses Album angesprochen werdet, setzt einen überraschten Gesichtsausdruck auf und fragt: „Welches Fuck Machine-Album?“. Dieses Album hat es genauso wenig gegeben wie Matrix 2 und 3 oder Indiana Jones 4, wenn ihr versteht.

3/10

KoJe