Reviews

Deadlands

Label: Century Media (2002)

Wer kennt das nicht? Man kommt abends gestresst nach Hause und will sich erstmal bei einer guten Metalplatte entspannen. So wollte ich es auch machen und legte die neue Scheibe der Norweger Madder Mortem ein. Da ich keine Ahnung hatte was mich da erwarten sollte, ging ich möglichst offen an die Scheibe heran.

Und dann…, nun ich sag es mal so, entspannen ist etwas schwierig bei dieser Art von Musik. Die Skandinavier spielen sehr vertrackt auf. Zudem sind die Songs eher von längerer Machart und verlangen schon aufgrund dessen einiges mehr an Konzentration. Der Stil ist irgendwo zwischen Gothic Rock und - Metal auszumachen, was hauptsächlich auf den Gitarren fußt, da es keine Keyboards gibt. Aber es kommen einige weitere Einflüsse zum Tragen, insbesondere psychedelischer Rock aus den späten 60ern ist hier zu nennen, da Frau Kirkevaag am Mikrophon auch schon Mal wie die Sängerin von Jefferson Airplane bei ‚White Rabbit’ klingt (‚Jigsaw’). Ansonsten zeichnet sie sich durch kräftigen, klaren Gesang aus, der nichts mit dem Engelsquietschen anderer Bands gemein hat. An weiteren Einsprengseln im musikalischen Bereich sind Doom und gelegentlich auch das abgehackte, energiereiche Riffing des Neo Metals zu nennen. Überhaupt kann man Madder Mortem nicht vorwerfen, sich an einen Stil anzubiedern, eigenständig ist man. Nur fehlt schon mal ein Schuss Eingängigkeit, die Gitarren sind des Öfteren sehr dissonant gespielt und gehen damit auf die Nerven, während der Bass einige schöne Akzente setzen kann. Insgesamt muss man schon eine gewisse Toleranz oder ein Faible für so etwas haben, um dauerhaft mit Madder Mortem warm werden zu können. Mich stresst das Ganze sehr oft und außerdem dauert mir das Album mit über 60min zu lange. Man mag mich jetzt einen Banausen nennen, aber ich bevorzuge es, wenn eine Band gerade heraus spielt und sich den Arsch aufreißt. Hier das ist mir zu kopflastig, obwohl ich durch verschiedentliche Zufuhr von Stoffen versuchte, die sicherlich durch ebensolche Mittel entstandene Musik zu verstehen. Offene Gotiker können in das Album mit den Songs ‚Rust Cleansing’ und ‚Silverspine’ reinhören und in die hypnotische und schwermütige Welt von Madder Mortem eintauchen.

Christian Kremp