Reviews

Remedy Lane

Label: InsideOut (2002)

Es gibt CDs, die so viel Background besitzen, dass man beim ersten hinhören nie und nimmer alles verstehen kann, man hört nur oberflächlich und sollte die Musik nicht gerade zusagen, wird die CD aus dem Player wieder entfernt und nie wieder aus dem Regal genommen. Tut man sich und der CD aber den Gefallen und hört präziser auf die Musik und erforscht evtl. etwas mehr über die Band im Internet oder im Booklet, stellt man dann vielleicht fest, es mit einem ganz großen Künstler oder einer sehr hintergründigen CD zu tun zu haben.

Die Prog-Metal Formation Pain Of Salvation mit ihrem Frontmann Daniel Gildenlöw gehören ohne Frage mit ihrem neuen Album „Remedy Lane“ zu diesen Künstlern. „Remedy Lane“ ist eine englische Redewendung und bedeutet soviel wie einen Gang zurückzugehen über die Strasse der Erinnerungen, einen nostalgischen Gang. Genau diese privaten Erinnerungen von Sänger Daniel Gildenlöw sind auf dem dreigeteilten Konzeptalbum musikalisch verarbeitet. Im ersten Kapitel der CD beginnt die Reise in der Vergangenheit in einem ungarischem Hotelzimmer, wo sich ein Kind zum ersten Mal mit der Frage von Liebe und Sex beschäftigt. Darin enthalten sind Querverweise zu Gildenlöws traurigen Erfahrung mit der Fehlgeburt seiner Frau und die psychischen Folgen daraus. Den Abschluss dieses Kapitels bildet ‚This Heart Of Mine’ ein wunderschön ruhiges Liebeslied, dass selbst den härtesten Kerl durch seine beruhigende Melodie weich werden lässt. Im zweiten Kapitel dann wird der schmale Grat zwischen Hysterie und Apathie dargestellt in den Songs ‚Undertow’ (Tränen sind garantiert), ‚Rope Ends’ (hart und wütender Song mit vielen Rhythmuswechseln), ‚Chain Sling’ (interessante Gitarrenarbeit, fremd klingender Song) und ‚Dryad Of The Woods’ (wunderschönes instrumental). Kapitel 3 handelt von der Frage, welche soziale Verpflichtung die Menschen auf der Erde haben und ob es nicht darum geht, die Wunden anderen zu heilen statt nur für sich selbst verantwortlich zu sein. Das Instrumental ‚Remedy Lane’ regt darin zu Beginn an, über sich selbst nachzudenken und sich mit dieser Frage zu beschäftigen. Zum Abschluss der Thematik wird der Hörer nach 2 weiteren ergreifenden Songs mit dem 10-Minuten Lied ‚Beyond The Pale’ entlassen und hat in fast 70 Minuten einen Einblick in das Gemütsleben des Sängers Gildenlöw erhalten. Reinhören in diese CD ist eigentlich für alle Fans von tiefgründiger und emotionaler Musik Pflicht, „Remedy Lane“ ist musikalisch und von den Lyrics her ein absoluter Sahnehappen, der zwar schwer zu verdauen ist, aber ordentlich Anregung zum Nachdenken bietet!

Thomas Schmitt