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Meds

Label: Virgin Music (2006)

Es ist so weit. Das 5. Album des Trios um Brian Moloko läuft vom Band. Nur vier Monate hat die Gruppe gebraucht um alle Songs einzuspielen, was wohl nicht zuletzt an der Leistung von Dimitri Tikovoi, dem Produzenten von Meds, lag. Er verlangte immer das letzte von der Band und kitzelte all die aufgestaute Kreativität aus dem Dreier heraus, die sich während der letzten drei Jahre angestaut hatten. Placebo hat sich neben Dimitri Tikovoi auch die Mitarbeit von zwei Prominenten Musikern gesichert. So hat Michael Stripe, die Hälfte von den Stripes, an ‚Broken Promise’ und Alison Mosshart, ihres Zeichens Sängerin bei The Kills, an ‚Meds’ mitgearbeitet.

Eigentlich wollten Brian und Co. den Fokus auf die elektronischen Elemente ihrer Musik legen, „Meds“ macht aber eigentlich das genaue Gegenteil, denn die Gitarren rocken sich deutlich in den Vordergrund. Mit gedankenlosem Gedudel hat das neue Album nichts am Hut und das stellt der Titeltrack ‚Meds’ auch gleich klar. Thema des Songs sind Medikamente und man kann es leicht als Anspielung auf den Medikamentenkonsum der Amerikaner verstehen, bei denen die Einnahme von Prozac und anderen Psychopharmaka nichts Ungewöhnliches ist. Traurig, melancholisch mit einer einleitenden Akustikgitarre zieht der Song von der ersten bis zur letzen Minute an den Emotionen des Konsumenten. ‚Infra-Red’ macht an gleicher Stelle direkt weiter, ist aber nicht niederschlagend sondern Euphorie auslösend. Fast hymnisch gibt sich ‚Post Blue’, der mir persönlich am Besten gefällt, weil das Verhältnis der elektronischen Einflüsse gegenüber den Gitarren perfekt stimmt, zudem ist er packend und extrem eingängig gestaltet. Der auf der Single als Remix präsentierte ‚Because I Want You’ hält was er versprochen hat. Es ist ein fröhliche, ja fast schon poppiges gute Laune Stück, das die Stimmung etwas aufhellt, die von den zahlreichen nachdenklichen, langsamen und sehr deprimierenden Songs erdrückt wurde. Um nicht einen zu schwermütigen Eindruck zu hinterlassen, steht die Single ‚Song To Say Goodbye’ am Ende der 13 Titel umfassenden Tracklist, die von der Aussage an sich besser nicht passen könnte.

Placebo haben sich selbst übertroffen. Mit der Rückkehr zu den Wurzeln, die aber keinesfalls als Kopie ihrer alten Stücke zu sehen ist, haben sie eine richtig gute, aber auch sehr nachdenklich machende Scheibe erschaffen, die jedem Fan alternativer Rocksounds das Herz aufgehen lassen wird.

Winfried Bulach






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