Reviews

Relf, Keith
All The Falling Angels

Label: Repertoire (2020)

Keith Relf gehört mit großer Sicherheit zu den wichtigen, glanzvollen aber auch überaus tragischen Figuren der Rockgeschichte. An vielen Abzweigungen stand er bereit und machte viele Entwicklungen, mal als Nachfolger, mal als Avantgarde mit, schaffte es aber bis zu seinem viel zu frühen Tod nicht, sich dauerhaft im Mainstreambewusstsein zu verankern.

Als einfacher Mundharmonika spielender Sänger der Yardbirds startet sein musikalischer Werdegang in den frühen 60ern, etwa zeitgleich mit den Rolling Stones und anderen Bands dieses Kalibers. Nach dem etwas merkwürdigen Ende dieser Truppe, wollte er wohl so weit wie nur irgend möglich weg vom Konzept der virtuosen Gitarristen, auf die der komplette Bandsound zugeschnitten ist, und er gründete zusammen mit seiner Schwester Jane die symphonische Folkrockband Renaissance, mit denen er insgesamt zwei Platten aufnahm. Renaissance erzielten ihren Durchbruch aber erst zwei Jahre später, als sie in komplett anderer Besetzung zu einer bis heute festen Größe der britischen Folkszene wurden. Da waren die Relfs schon lange weitergezogen und Keith brauchte wohl wieder etwas Krach, weil er die unglaublich gute Hardrockformation Armageddon gründete - und bald darauf unter tragischen Umständen verstarb.

All The Falling Angels ist nun die erste umfassende Werkschau seiner nur sehr vereinzzelt erschienenen Solostücke und ein paar wenige Kollaborationen. Das Spektrum ist beeindruckend und zeit auf fulminante Art, wie kreativ und wegweisend die Kunst dieses Mannes noch hätte werden können. Balladen, Blues, Psychedelic und die letzten Aufnahmen durchweg interessante elektronische Experimente - toller Stoff für aufgeschlossene Menschen. Ich könnte trotz aller Inhomogenität gar nicht genug bekommen und hoffe insgeheim, dass man dermaleinst noch weitere Keith Relf Solojuwelen zutage fördert, oder aber ein komplettes Armageddon-Konzert. Bis dahin bleibt dieses Scheibchen erst einmal noch ein paar Wochen in meinem Auto CD-Player!

Frank Scheuermann

9/10 






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