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Underworld

Label: Point Music (2003)

„Sanctus Ignis“ – so lauteten die zwei magischen Worte und zugleich auch der Titel des Adagio Debütalbums im Jahre 2001. Eine Metal meets Klassik Symbiose, wie sie auf derartigem spielerischen Niveau höchst selten in Erscheinung tritt, kurzum: Ein faszinierendes Werk, dass sich vor Lobeshymnen kaum retten konnte und sogar Vergleiche mit Symphony X nach sich zog. Nach dem Release wurde es ruhiger um Adagio und Bandleader Stephan Forté, der sich bereits wenige Wochen nach Veröffentlichung mit dem Nachfolger beschäftigte.

Zwei Jahre später ist die Arbeit nun abgeschlossen, „Underworld“ heißt das Ergebnis. Und das hat es wahrlich in sich. Um es gleich vorweg zu nehmen: Adagio ist keine Band, die man sich nur mit einem Ohr anhören kann. Die Musik als schwere Kost zu bezeichnen, würde sie abqualifizieren und daher nicht gerecht werden aber Zeit und Ruhe sollte man schon investieren, wenn man den Kompositionen folgen will. Neben den bereits auf dem Vorgänger starken Orchestrierungen wurde für „Underworld“ ein weiteres tragendes Element in den Songs eingebunden: Filmmusik, Vorbild für Gitarrist Stephan Forté war hierbei der Komponist John Williams. Gepaart mit der klassischen Schiene ist dem Franzosen hierbei eine überwältigende atmosphärische Balance geglückt, die sowohl Dramatik als auch Dunkelheit in den Songs einfließen lässt. Man nehme nur mal das Epos ,IntroItus / Solvet Saeclum In Favilla’, dessen Intro aus epischen Chor Arrangements (die im übrigen 2 Jahre Arbeit in Anspruch nahmen) besteht, bevor der Song in seine progressiven Züge übergeht, hin und wieder angereichert durch düstere und angsteinflößende Momente. Die Musik erinnert in manchen Phasen stellenweise an die Soundtracks der ersten beiden Batman Teile und deren klassischen Attitüden. Der eingeschlagene Weg von Adagio kommt auch dem neuen Keyboadrer Kevin Kevin Codfert entgegen, der ebenfalls aus der traditionellen Ecke kommt und die Songs durch sein stellenweise an Royal Hunt erinnerndes Spiel vorantreibt. Herausragend ist zudem die Arbeit von Drummer Dirk Bruinenberg zu bewerten, der die zahlreichen Tempo- und Rhythmuswechsel beeindruckend meistert (ähnlich geht’s ja auch bei seiner Band Elegy zu). Das Adagio auch „einfache“ Songstrukturen“ zu kreieren im Stande sind, beweisen sie mit der Ballade ,Promises’ die den Hörer entspannt in wunderschönen Melodien baumeln lässt. Der textlich gesehen persönlichste Song ,From My Sleep... To Someone Else’ überrascht sogar mit kurzartigen Death Metal Parts. Die zahlreichen Facetten des Albums verdeutlicht wohl der Titeltrack und zugleich auch das Highlight schlechthin ,Underworld’ am besten. 13:25 Minuten Musik in vollendeter Form! Allen Musikern sei auch die Homepage der Band empfohlen, die neben sehr vielen Infos und einem coolen Design auch die Noten von einigen Stücken preisgibt.

Underworld“ ist ein würdiger Nachfolger des großartigen Debüts „Sanctus Ignis. Fans von Symphony X, Elegy oder Vanden Plas werden hieran ihre wahre Freude haben.

Oliver Bender