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Minnenspiel

Label: Steamhammer (2002)

Mystisch, geheimnisvoll und archaisch ist das Mittelalter für unsereins heute, Minnesänger und Troubadoure sind den meisten nur aus Erzählungen bekannt...

Adaro sind moderne Minnesänger, deshalb heißt ihr aktuelles Album auch „Minnespiel“ und nimmt den Hörer mit auf eine Reise in Liebesabenteuer der damaligen Zeit. Beeindruckend dabei ist unter anderem die Vielzahl an verwendeten Instrumenten, wie zum Beispiel Bombarde, Landsknechttrommel und Krummhorn als exotische Instrumente neben Dudelsack und Drehleier. Letzteres wird bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit von Frontfrau Konstanze Kulinsky gespielt, die zudem mit ihrer wunderschön süßen Stimme auch einen Großteil der Lieder mitprägt. Die Texte sind in Mittelhochdeutsch geschrieben, was es sehr schwer macht, den Sinn der Lieder zu verstehen. Genau dies aber macht das geheimnisvolle der Songs aus, die allesamt auf ihre Weise einzigartig sind: Adaro schlagen eine Brücke zwischen moderner Pop-Musik und längst Vergangenem. Der Gesang und grossteile der Melodien im Opener ‚Mich wundert harte’ sind schon fast poppig, trotzdem kommt ein Gefühl der Sehnsucht nach vergangenen Zeiten im Hörer auf. In ‚Ich zoch mir einen valken’ wird der Hörer durch die zuckersüße Stimme von Konstanze Kulinsky verführt, die den Kontext des Liedes (eine Frau ist eifersüchtig auf ihren Mann und geht ihm hinterher...) annähernd perfekt wiedergibt. Der gelegentliche Elektrosound im Hintergrund oder die Gothic-Vibes stehen in allen Liedern im perfekten Zusammenspiel, keinerlei Gegeneinaderspiel oder unmelodische Überschneidungen. Bestes Beispiel hierfür ist das Lied eines listigen Minnesängers ‚Owe diu minne’, bei dem fast alle stilistischen Elemente verwendet werden und das Lied zu einem wahrlichem Schmankerl werden lassen. Genau diese Bezeichnung würde ich auch der ganzen CD zukommen lassen, diese stellt ein absolutes Sahnestück dar und kann wie kaum eine andere verzaubern und seinen mystischen Charakter auf den Hörer übertragen! Einsame Spitze!

Thomas Schmitt