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Tales Of The Crown

Label: SPV (2008)

Bislang gab es Konstanten auf diesem Planeten, die durch nichts zu erschüttern waren: Bayern hatte eine absolute Mehrheit der CSU, Reggaemusiker waren immer stark bekifft und jede Axel Rudi Pell Platte began mit einem Song, der auch als Opener auf einer Rainbow CD hätte stehen können (Uptempokracher mit Unisono-Zwischenspiel von Gitarre und Keyboard). Nun, lasst es mich so ausdrücken: Das einzige, was davon noch stimmt ist die Sache mit dem bekifften Rastaman….. „Tales Of The Crown“ überrascht mit einem geradezu schleppenden „Higher“ als erstem Song, das zwar so auch von Herrn Blackmore stammen könnte, jedoch in seiner Positionierung überaus überraschend rüberkommt. Natürlich kümmert sich der sympathische Blondschopf auch auf seinem (wenn man Steeler mitrechnet) 25. Output mit keinem Gedanken um Neuerungen oder Aktualisierungen seines Sounds.

Und das ist auch verdamt gut so. Johnny Gioli singt sich wie immer mit seinem Götterorgan die Seele aus dem Leib, Mike Terrana prügelt sich virtuos wie immer durch die Felle und Volker Krawczak und Ferdy Doernberg liefern das solide harmonische Gerüst, auf welchem Axel Rudi Pell seine wie immer klassisch angehauchten Soloeskapaden ausleben kann. In einer Zeit, in der sich viele Leadgitarristen sich augenscheinlich ihres Instruments schämen finde ich ARP als Stilikone absolut unverzichtbar. Er reißt seine Stratocaster nach wie vor gen Himmel und post um sein Leben. Dass er dabei die Kunst nicht vernachlässigt ist aller Ehren wert. Mir ist nach wie vor solch ein Musiker, der Spaß an der Sache zeigt, um Welten lieber als all die depressiven Dilettanten, die es kaum noch abwarten können, sich die Schrotflinte in den Mund zu stecken.

Und nachdem Ritchie Blackmore kürzlich verkündet hat, dass er nicht gedenke, Deep Purple oder Rainbow noch einmal zu beleben, können auch alle Fans dieser Band sich weiterhin bei ARP schadlos halten. "Tales Of The Crown" bietet dazu jeden Anlass!

Frank Scheuermann