Reviews

Open / Definitely What…!

Label: SPV (1969/2009)

Was könnte man alles über Brian Auger schreiben. Dieser Mann mit dem überaus eigenen und eigenartigen Stil an der Hammond B3. Gleichermaßen Rocklegende und Jazzlegende. An der Seite von Julie Driscoll. Als Sidekick von Rod Stewart und Long John Baldrey. Als Nebenmann von Steve Winwood und Pete York. Als Keyboarder von ex-Whitesnake Bassist Colin Hodgkinson und so weiter und so fort. Ein Keyboarder, über den sogar Jazz-Titan Herbie Hancock und Prog-Gott Keith Emerson nur lobende Worte verloren haben. Ein ganz Großer eben, einer, bei dem die Fachleute mit der Zunge schnalzen und von dem die Normalsterblichen gar nicht wissen, wobei er überall mitgewirkt hat.

SPV haben es sich zur Aufgabe gemacht, fast sein gesamtes Soloschaffen durch etwa fünf Jahrzehnte zu veröffentlichen. Nun sind in den äußerst schmucken Doppeldigipaks die Platten 1-4 jeweils als Doppel CDs erschienen, angereichert um ebenfalls hörenswerte Bonustracks.
Den Anfang macht die zur allgemeinen Verwirrung damals unter dem Namen Jools veröffentlichte Scheibe "Open". Alle Welt hielt die Platte für eine Sologeschichte der Sängerin (die sich als Tippse im Fanbüro der Yardbirds erste Musiksporen verdient hatte). Die Band war damals (allen voran Brian Auger) ziemlich eingeschnappt. Das allerdings ändert nichts daran, dass der Erstling mit seiner Mischung aus Modsounds, Psychedelia und Jazzelementen auch nach vierzig Jahren immer noch sehr hell strahlt. Das liegt einer seits an den gelungenen Kompositionen und andereseits an der überirdischen Interpretation durch Band und Sängerin.

Als kleine Entschädigung durfte Brian Auger nach seinem Schock seine erste Soloplatte mit Gastmusikern aufnehmen. Hier stößt er mit z.T. üppigen Bläserarrangements bereits sehr weit die Tür zum Fusionbereich der 70er auf. Für alle mit aufgeschlossenen Ohren immer noch ganz großes Damentennis!

Frank Scheuermann