Reviews

This is No fairytale

Label: Deep Symmetry (21.10.2016)

 

5 Jahre sind eine Ewigkeit im Musikbusiness. Umso bemerkenswerter, wenn eine Gruppe nach so langer Zeit ins Rampenlicht zurückkehrt. Oder neu anfängt. Immerhin handelt es sich beim vorliegenden Album der Gruppe aus Oregon nicht um ausschließlich neues Material, sondern um die „offizielle“ Erstveröffentlichung, nachdem man das erste Album in Eigenregie vertrieben hatte.

Hierzu hat man sich auch niemand geringeren als Krischan Wesenberg von ROTERSAND ins Boot geholt, der bei der Überarbeitung der Songs unterstützt hat.

Augen- oder vielmehr ohrenscheinlichste Auffälligkeit ist die Stimme von Frontfrau Rose Z Vine, die den Großteil der Stücke auch dominiert. Klanglich mag man an „Siouxsie and the Banshees“ denken, persönlich finde ich den Vergleich zu „Birthday Massacre“ oder „I:Scintilla“ aber naheliegender. Und wenn in den Remixes der elektronische Einschlag deutlicher wird, kann man sich durchaus auch an Kirlian Cameras Elena Fossi erinnert fühlen.

Während der Opener melancholisch-dramatisch auch in einen Soundtrack passen würde, wird die Stimmung im weiteren Verlauf des Albums – mit Ausnahme des fetzigeren „Skinny Bitch“, das deshalb auch etwas deplaziert auf seinem Track wirkt – noch schmerzlicher und düsterer. Wer nach locker-leichter Musik für zwischendurch sucht, ist hier definitiv fehl am Platz. Wer sich jedoch darauf einlässt erhält in großen Teilen Stücke, die durchaus mehr Tiefgang aufweisen, als es beim ersten Hören den Anschein erweckt.

Das gilt auch für die textliche Seite: keine leichte Kost, sondern passend wie die Faust aufs Auge für jeden, der grad einen Verlust erlebt hat und bedächtig-melancholisch ein ums andere Mal in Zustimmung nicken wird.

Aber macht es das zu einem schlechten Album? Ich denke nicht. Sicherlich eine Scheibe, die einem emotional so einiges zumutet. Aber immerhin reden wir hier von Gothic Rock (ein sicher nur teilweise passendes Label... aber soviel handlicher als „retro-synth electronic atmospheric rock with a goth/industrial edge“) und nicht von Plastikpop. Ein bisschen mehr Abwechslung im Arrangement kann man sich noch wünschen – was sicher auch der tragenden Rolle von Rose und der einhergehenden Dominanz der Stimme geschuldet ist – aber das ist eine Anforderung, die ich an das hoffentlich nächste Album stelle.

Lauschtipps:

Frail

Mr Shadow

 


8,5/10

 KoJe






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