Label: Repertoire (1972/2018)
Atomic Rooster sind heute leider nahezu unbekannt. An der Qualität ihrer Musik kann es nicht liegen, eher an dem etwas unglücklichen Händchen, was die Geschäftsseite angeht. Im Lauf der Jahre sind durch ihre Reihen so berühmte Namen wie Carl Palmer (ELP), Chris Farlowe (Colosseum), Bernie Tormé (Gillan), David Gilmour (Pink Floyd) oder Peter French (Cactus) gegangen.
Die Musik kann man sich auf den ersten drei Platten (Atomic Ro-o-oster, Death Walks Behind You und In Hearing Of Atomic Rooster) als einen düsteren Hybriden aus Deep Purple, ELP und Black Sabbath vorstellen, mit stark orgellastiger Musik.
Danach feuerte Vincent Crane, der ewig rastlose Meister seine komplette Mannschaft und formierte Atomic Rooster mit dem ehemaligen Colosseum Shouter Chris Farlowe neu. Nun stand nicht mehr progressiver Heavyrock an der Depressionsgrenze auf der Tagesordnung, sondern Elemente aus der Black Music, vor allem Funk und Soul hielten Einzug. Das gefiel nicht jedem und nach erneut nur zwei Scheiben (Made In England und Nice'n'Greasy) war es wiederum um die Band geschehen. Vincent Crane machte vorrübergehend wieder gemeinsame Sache mit Arthur "I'm The God Of Hellfire" Brown und die nächste Inkarnation von Atomic Rooster, die wieder in die Heavy Richtung ging, ließ bis 1980 auf sich warten.
Was wir hier vorliegen haben, sind (leider) ausschließlich Aufnahmen aus der Zeit mit funky music. Nicht, dass die gebotene Musik schlecht wäre - dazu wäre Vincent Crane gar nicht imstande gewesen. Aber es sind eben nicht die durchgeknallten Gitarrenakrobatikeinlagen eines John DuCann zu hören und zu sehen. Die Band spielt sich in bester Profimanier durch Songs aller bis dahin gewesenen Lineups, die Highlights bleiben aber die Tracks aus der Death Walks Behind Xou und In Hearing Of... Phase.
Allerdings haben Repertoire mal wieder tolle Arbeit geleistet und bieten hier echt Value for Money, wie man so schön neudeutsch sagt. Es fehlen von BBC und Beat Club einige Aufnahmen, welche das Spektrum wundervoll abgerundet hätten, zumal die Silbertaler alle noch Platz geboten hätten. Hoffen wir also auf einen baldigen Teil 2!
Frank Scheuermann
8/10