Reviews

Nightchurch

Label: Massacre Records (2004)

Der frühere Yngwie Malmsteen Sänger Mats Leven machte im letzten Jahr wieder von sich reden als er die neue Platte von At Vance („The Evil In You“) einträllerte und hierbei auf beeindruckende Art und Weise den alten Sänger Oliver Hartmann vergessen ließ. Seine neue Band Sabbtail ist eine rein schwedische Formation, die mit „Nightchurch“ ihr erstes offizielles Album herausbringt, nachdem frühere Demos in Japan bereits unter dem Namen „Otherworlds“ erschienen. „Nightchurch“ ist ein Konzeptalbum über Leben und Tod im Allgemeinen, dass den Hörer an den Erfahrungen und Reisen des Hauptdarstellers Sabbtail teilhaben läßt.

Wie bei jeder Progressive Metal Band ist der Drang nach spielerischem Wahnsinn oftmals größer als der Sinn für gescheite Kompositionen. Dies trifft zwar nicht auf Sabbtail zu, dennoch habe ich mich beim ersten Durchgang der Scheibe gefragt, ob so ein Album sein muss. Hauptgrund hierfür waren die in der Setlist früh gespielten ,Night Church’ und ,Wishful Thinking’. Mit Metal hat das teilweise nicht mehr viel zu tun. Beide Tracks sind derart schleppend und langsam gespielt, dass man förmlich spürt, wie die innere Aggression größer und größer wird. Daran können auch die fantastischen Vocals von Mats Leven nicht mehr viel ändern. Zum Glück sind das die einzigen zwei Ausreißer auf der Platte.

Für den Rest der Scheibe gilt: Je öfter man sie hört, desto mehr zieht sie einem in ihren Bann. Erste Anzeichen für Besserung hat ,According To’ zu bieten, ein deutlich lebhafterer Track als die beiden o. g., der durch Akustik Elemente eine harmonische Note bekommt. Die schönen Bass Linien sowie die quitschenden Gitarren lassen erste Lebenszeichen vermelden. Diese werden verstärkt durch ,Don’t You Know’, einf flotter Rocker mit groovigen Gitarren und einem treibenden Sound. ,Contemplation’ ist eines der Highlights der Scheibe: Straighte Rock Hymnen gepaart mit Mittelalter Passagen und verzerrten Keys ergeben eine abwechslungsreiche Reise durch die Musik von früher und heute. Gegen Ende der Scheibe gewinnen die Songs deutlich an Tempo und Härte. ,Dragon Flight’ ist fast schon ein reiner Powermetal Song, ,Your Fear’ und ,Figure This’ (erinnert stark an Avalon) rocken ebenfalls ordentlich die Bude. Für die letztgenannten Tracks hätte man auch mal auf die Keyboards verzichten können, die im gesamtem jedem der Stücke ihren Stempel aufdrücken. Moderne Tastentöne, die teilweise Pop Charakter haben, mögen nicht jedermanns Geschmack sein, sind aber zugleich auch Synonym für die Songs von Sabbtail.

„Night Church“ ist eine interessante Prog Scheibe, die man nicht nach dem ersten Durchgang beurteilen sollte. Die wahre Pracht kommt erst mit der Zeit zum Vorschein.

Oliver Bender