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Disclaimer II

Label: Sony (2004)

Seether holen ein zweites Mal Anlauf um nun endlich den großen Sprung zu schaffen, der ihnen 2003 mit „Disclaimer“ nicht gelungen ist. Damals saß Jay Baumgardner hinter den Reglern, der auch schon bei Korn, Limp Bizkit und Papa Roach seinen Dienst tat. Dieses Mal gibt es noch 4 Tracks drauf, bei dem unter anderem Amy Lee mitgewirkt hat. Das ausgerechnet die Frontfrau von Evanescence bei dem alten Seethersong mitgearbeitet hat, ist bei ihrer Beziehung mit Sänger Shaun nicht allzu verwunderlich. Gefruchtet hat das Ganze ja bereits, denn ‚Broken’ landete direkt auf Platz 12 der Singlecharts. Das gesamte Album wurde von Bob Marlette, der bei Black Sabbath und Alice Cooper sein Können bewies, komplett neu gemixt und gemastered. Die Sterne stehen gut, denn bei soviel Unterstützung können die Südafrikaner nur Erfolg haben.

Schwere Rocksounds kommen aus den Lautsprechern, wenn man die CD einlegt und ‚Gasoline’ in die Ohren eindringt. Direkt und ohne Spielereien bringen die Gitarren Shauns Stimme zum Zuhörer, damit er seine Emotionen, Geschichten und Erfahrung teilen kann. Der Klang ähnelt dem von Nickelback, ist aber schwerer, härter und tief greifender. ‚Fine Again’ ist ein etwas langsamerer Song, der es in die Top 40 der amerikanischen Charts schaffte. Das gab Auftrieb in ihrer Wahlheimat und man konnte fast sorglos weiterarbeiten. Shaun Morgan sind Chartplatzierungen egal, denn er will mit seiner Musik die Menschen berühren. Er erreicht sein inneres Gleichgewicht, indem er seine Gedanken in Liedtexten ausdrückt, die in alle möglichen Richtungen feuern. Ausdrücken kann er sich dabei diplomatisch wie in ‚Pig’ oder auch direkt und rabiat wie in ‚Fuck It’. Die 4 neuen Tracks klingen klarer, sauberer strukturiert und heben sich dadurch etwas vom Rest ab. ‚Broken’ wurde komplett neu überarbeitet, denn es sind außer Amys Stimme noch diverse andere Sounds eingespielt worden um den Song etwas gewaltiger und kräftiger klingen zu lassen. ‚Cigarettes’ sollte man sich unbedingt anhören, denn der Song ist sehr dynamisch, schnell und hört sich einfach genial an.

Mehr als bei „Disclaimer II“ kann man einfach nicht machen. Wie Evanescence damals, könnte auch Seether wie eine Bombe in die Charts einschlagen.

Winfried Bulach