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Schweineherbst

Label: Indigo (1993)

Der Name dürfte bekannt sein, denn Slime haben den Deutschpunk wie keine andere Band geprägt. Im Gegensatz zu den vielen anderen Deutschpunkbands, die auf der politischen Schiene fahren waren Slime immer diejenigen die Texte mit Köpfchen geschrieben haben und dazu spielen sie auch noch mehr als drei Akkorde pro Song. Okay ganz ohne Parolen geht es auch bei Slime nicht, aber lasst euch mal überraschen...

Mit ‚Schweineherbst’, dem Titelsong, gehen Slime gleich zu Beginn in die Vollen, wobei sie Aggressivität und Provokation so zu verbinden wissen, dass der Chorus auch von jedem noch so besoffenen pöbelnden Punk mitgegrölt werden kann, textlich geht es natürlich um den so oft besungenen „Braunen Brei“. In den folgenden Songs ‚Stillstand’ und ‚Zweifel’ wird das Thema Staat mal typisch verbissen, mal ruhiger behandelt, so dass auf jeden Fall ihr Statement in den Songs rüberkommt. Eine ungewöhnliche Verspieltheit stellt man in ‚Zusammen’ fest, denn selten erlebt man Slime so melodisch und Detailgetreu. Nun folgt ein wahres Highlight der Bandhistory: ‚Gewalt’. Hier geht es ruhiger zur Sache und die Hamburger Jungs beweisen hiermit eindrucksvoll, dass sie nicht nur sinnlos losbrettern können, sondern auch mal den Fuß vom Gas nehmen, dadurch dringt auch der Text besser zum Zuhörer (zwar wieder die typischen Parolen, aber man gewöhnt sich dran). Nun ist es an der Zeit auf meine zwei Favoriten ‚Brüllen, zertrümmern und weg’ und ‚Joe ist zurück’ näher einzugehen. Ersterer strotzt wieder einmal voller Energie, Aggressivität und lauthals Mitschrei-Parts, wobei man diesmal lyrisch ein normales Thema behandelt. ‚Joe ist zurück’ hingegen ist meiner Meinung nach der beste Song, den diese Hamburger Buben jemals geschrieben haben, denn mit einer grandiosen Melodyline, eingängigen Textzeilen und mit einfühlsamen (!!!) Gitarren wird ‚Joe ist zurück’ zu einem wirklich unvergesslichem Song.

„Schweineherbst“ ist definitiv die beste Slime CD, wenn nicht sogar die beste ´politische´ Deutschpunk CD der 90er.

Nils Manegold