Reviews

Winterheart's Guild

Label: Century Media (2003)

Der letzte Sonata Arctica Output „Live In Tokyo“ lieferte einigen Diskussionsstoff, die Frage nach Sinn oder Unsinn eines Live Albums nach zwei Studioreleases scheint mir auch heute noch berechtigt. Den großen Enthusiasmus konnte diese Scheibe bei mir nicht auslösen, zumal Sänger Tony Kakko auf der Bühne zumeist an seine Grenzen stößt und des Öfteren die Töne verfehlt.
 
Da die Finnen aber bisher mit „Ecliptica“ und „Silence“ zwei exzellente Alben veröffentlicht haben, war natürlich ein gewisse Erwartungshaltung gegeben, wenn ich die neue Scheibe „Winterheart’s Guild“ in den CD-Player werfe. Im Vergleich zu den vorherigen Releases haben Sonata Arctica ihr bisher homogenstes Album aufgenommen. Die Songs wirken in sich noch geschlossener und harmonischer, so dass man fast schon von einer Metal / Pop Symbiose sprechen könnte. Die Keyboards drängen auf diesem Album enorm in den Vordergrund und sind das federführende Instrument. Ist ja auch kein Wunder, wenn man Tastengott Jens Johannson (Stratovarius, Ex-Malmsteen) für einige Stücke gewinnen konnte. Songwriter Tony Kakko beweist auch auf diesem Album sein Gespür für schöne Melodien, die Gesangslinien sind sehr vielseitig ausgefallen, jetzt gilt es, dass auf der Bühne auch mal umzusetzen. Der Opener ‚Abadonend, Pleased, Brainwashed, Exploited’ schlägt sofort eine hohe Taktzahl an, schnelle Drums und richtungsweisende Keys prägen diesen Uptemposong, der zum Teil auch durch aggressive Vocals auffällt. Das darauf folgende ‚Gravenimage’ ist sicherlich eines der Sahnestücke des Album: Ruhiger, balladenähnlicher Beginn, Klavierbegleitung, es folgen Bass, Drums und Gitarre bevor ein urplötzlicher Tempowechsel auftritt. Der Song hat majestätischen Charakter und einen etwas eigenwilligen Refrain der ihn zugleich unverwechselbar macht. ‚The Cage’ und ‚Victoria’s Secret’ vereinbaren eine hohe Schlagzahl mit ausdruckstarken Melodien. Sehr vielseitig ist auch ‚Champagne Bath’ ausgefallen, dass durch die dominanten Gitarren härter zum Ausdruck kommt, bei diesem Stück wurde auch ein Keyboard-Gitarren Duell eingebaut. Mit ‚Broken’ hat man ein ähnlich starke und treibende Halbballade hingelegt wie es auf dem Vorgänger ‚Sing In Silence’ war. Das großartige Feeling der Band für Balladen kommt auch auf diesmal wieder voll zur Geltung (‚The Misery’), bei so viel Klasse kann man sich auch zwei davon erlauben. Den Höhepunkt gibt’s fast gegen Ende: ‚The Ruins Of My Life’ heißt das gute Stück und ist mit Abstand der schnellste und härteste Song der Platte (erinnert an ‚Wolf & Raven), der auch einige düstere Momente zu bieten hat. Der Sound genügt auch diesmal wieder höchsten Ansprüchen und stammt aus dem Studio, in dem u. a. auch Nightwish, HIM oder Stratovarius ihre Platten veredeln.

Sonata Arctica bleiben ihrem Stil treu ohne sich zu wiederholen. „Winterheart’s Guild ist die erwartet starke Scheibe, nicht nur für Metaller empfehlenswert.

Oliver Bender