Reviews

Spock's Beard

Label: InsideOut (2006)

Seit dem Ausstieg von Mastermind Neal Morse infolge seiner Bekehrung zum "Reborn Christian" im Jahre 2003 halten sich die Kontroversen darüber, ob denn Spock's Beard auch ohne ihren Ex-Keyboarder und Sänger noch eine Daseinsberechtigung besitzen. Wurde "Feel Euphoria" noch weitestgehend verrissen und "Octane" geflissentlich ignoriert, so meldeten sich die amerikanischen Vorzeigeprogger eindrucksvoll mit ihrer live aufgenommenen Werkschau "Gluttons For Punishment" zurück.

Mit der selbstbetitelten neuen Scheibe setzt man bewusst einen Neuanfang. Dabei ist die CD überraschend gut gelungen. Dort, wo man auf den letzten beiden (in meinen Ohren gar nicht misslungenen) Platten noch ein wenig den Spagat zwischen der ersten Schaffensphase und einem Neustart versucht hat, bewegt man sich im Jahre 2006 souverän auf neuem Terrain. Dabei bleibt man stilistisch immer noch Spock's Beard, integriert aber geschickt Einflüsse aus allen erdenklichen Genres. So werden Einflüsse aus Blues und Bluesrock genauso in den eigenen Sound integriert wie Jazz, Funk und Soul. Dazu der bewährte Mix aus 5/4, 11/8 und anderen verqueren Takten, die augenscheinlich Tänzer und tanzwillige verhöhnen sollen,und fertig ist der bewährte - wie immer - augenzwinkernde und virtuos zubereitete SB Soundcocktail. Selbst Proggies, die mit den bizarren Elementen von "Feel Euphoria" nichts anfangen konnten, sollten diesen liebevollen Proganarchisten eine erneute Chance geben.

Fazit: Eigentlich sollten Rezensenten Spock's Beard Platten etwa ein Jahr vor deren Erscheinen bekommen, damit sie sich einen umfassenden Überblick über die gebotene Kunst verschaffen können....so komplex sind die Kompositionen eben. Und jetzt an alle Proggies: Kaufen!

Frank Scheuermann