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Fundamental

Label: Destiny (2003)

Die Single „Angela / Hundgemein” war bereits der erste Vorbote zum mittlerweile siebten Album der Terrorgruppe aus Kreuzberg, Berlin. Welche Überraschungen haben sich die Jungs denn bloß für dieses Album aufgehoben? Weitere Personenkultsongs á la ‚Der Rhein ist tot’ oder dem vorveröffentlichten Politknaller ‚Angela’? Noch mehr Sozialkritik wie ‚Die Gesellschaft ist schuld…’ oder einfach nur mehr Terrorgruppen-Input? Egal die vier Jungs machen ihrem Namen mal wieder alle Ehre und versprühen gute Laune und illustre Texte pur…

Die sonderbare Anschrift der Terrorgruppe war bzw. ist nach wie vor die ‚Hedonistische Heilsfront’ in Berlin. Wer ist das? Warum dieser Name? Die Antwort liegt eindeutig und unverkennbar im Opener des neusten Krachers. Die ‚Hedonistische Heilsfront’ ist eine Sekte und der gleichnamige Song die dazu passende Hymne, zumindest klingt es stark danach. ;) ‚Doktor, Doktor’ werden viele Leute rufen, die diesen ersten Song ungewollt vernommen haben. Der eben schon erwähnte zweite Song ‚Doktor, Doktor’ ist ein Song im Stile von ‚Nazis im Haus’ und geht ebenfalls gegen die oft besungene braune Masse, dementsprechend aggressiv geht es hier zur Sache. ‚Kathedralen’ greift erneut das Thema Religion auf, in dessen Chorus die Terrorgruppe endlich mal ausspricht was uns Ungläubigern schon lange auf der Zunge liegt, achtet auf die perfekten Reime. Im ‚Kleinstadt-Lied’ hingegen besinnt man sich auf ruhigere Töne und den allseits beliebten Ska-Rhythmen, lediglich der Refrain rockt im gewohnt schmutzigen Stil. Auch die Geschehnisse von Erfurt sind an den Berliner Buben nicht spurlos vorübergegangen. Vor allen Dingen die Anschuldigungen der Politiker und den so genannten Psychologen, die allen ernstes behaupteten, dass die Musik und die Computerspiele die jungen Menschen zu solchen Taten treiben, ließen das Fass zum überlaufen bringen. Die Terrorgruppe wählt als Beispiel solcher „Hirnwäsche“ ‚Marylin’ Manson aus und gibt in harter aber ironischer Weise die Ereignisse vor solch einer Tat wieder. Ein Song den man gehört haben muss vor allem wegen dem Chorus: „…Ohh Marylin Manson - er ist schuld, dass ich so bin und dass ich meinen Lehrkörper umbring’…“. Aber nun genug von den ach so kritischen Texten hin zu den eher lustigen Themen und Melodien, der zehnte Song ‚Prinzipien’ eröffnet hierbei den Alber-Reigen. Textzeilen wie „…Doch würd ich nie mit Politessen Familienpizza essen…“ oder „Denn sie würde nie mit Kommissaren ins Autokino fahren“ gehen einem nicht mehr aus dem Kopf und werden zudem gekonnt leichthändig in ein unheimlich melodisches Rock’n'Roll Gewand gepackt und perfekt dargeboten. Ein Highlight folgt dem nächsten, denn ‚Barbara’ ist eine absolut geniale Hommage an Frau Salesch und ihre Kollegen im Nachmittagsfernsehen, der Refrain fällt mit „…Ba Ba Ba Baba da ba du ba...“ recht simpel aus, aber als zungenbrechender Mitgröler unschlagbar. Ungewohnt spacige Töne vernimmt man im nächsten Knaller ‚Du denkst?’, hinzu kommt eine wirklich grandios führende Gitarre, die durch Mark und Beim geht. Den viel zu schnellen Abschluss verkündet der Punksmasher ‚Pogotopia’, der sicherlich seinen Platz im Live-Set finden wird.

Die Terrorgruppe schafft es mal wieder einen drauf zu setzten und bringt eine weiteres must-have Album auf den Markt. Das Non-Plus-Ultra im Deutschpunk.

Nils Manegold