Reviews

Bossa Nova

Label: Sony (2004)

Michel Van Dyke kann auf eine lange Karriere als Musiker zurückblicken. Seit seiner ersten Platte 1989, die nach ihm betitelt ist, ist viel Zeit vergangen. Mittlerweile ist er bei seiner sechsten Veröffentlichung angekommen. Als Solokünstler blieb er eher im Hintergrund und machte als Schreiberling für die Band Echt Schlagzeilen, deren Hits ‚Wo Bist Du Jetzt’ und ‚Du trägst keine Liebe in Dir’ aus seiner Feder stammen. Der Titel Bossa Nova ist die Beschreibung seiner Musik, denn im Musikwörterbuch findet man unter Bossa Nova einen brasilianischen Gesellschaftstanz der aus Samba und Cool Jazz Einflüssen entstanden ist.

Das er Texte schreiben kann, haben die Erfolge von Echt bewiesen, aber musikalisch polarisiert der Mann sehr. Die Grenze zwischen coolem, außergewöhnlichem Pop und Fahrstuhlmusik ist sehr fein und manchmal wird sie von Michel überschritten. Textlich kann man an ‚Herbst’ nichts aussetzen, aber die Musik ist, obwohl sehr filigran, doch recht gewöhnungsbedürftig. So wie es Negativbeispiele gibt, hat das Album auch tolle Songs, wie etwa ‚Schläfst Du Schon’, das stark an Echt erinnert, oder ‚Kriegenwirschonwiederhin’. Die Themen sind sehr beschränkt auf Liebe, Frauen und Beziehungen, weil das scheinbar das Wichtigste auf der Welt ist, jedenfalls in den Augen von Herrn Van Dyke. ‚Regenwahrscheinlichkeit 100%’ ist der beste Track des Albums. Es sind viele Klangelemente enthalten, die sonst kaum eine Anwendung im Pop finden, besonders schön ist die Orgel, die immer zum rechten Zeitpunkt gespielt wird. Das letzte Werk des Silberlings ist ‚Neu In Dieser Stadt’. Man hört die jazzigen Elemente sehr stark heraus und man hat den variabelsten Titel des Albums in den Ohren, denn so viele Stimmungswechsel gibt es keinem anderen Lied auf Bossa Nova.

Michel Van Dyke kann man lieben und hassen, also sollte man, bevor man zugreift, reinhören, um festzustellen zu welcher Fraktion man gehört. Bossa Nova ist kein normaler Chartspop, sondern seine eigene Interpretation dieser Musikrichtung.

Winfried Bulach






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