Reviews

Ghost Of A Rose

Label: SPV (2003)

Was haben wir denn da edles aus dem Briefkasten gefischt? Die neue Blackmore’s Night und obendrauf auch noch die limitierte Version. Hab selten so eine schöne Aufmachung gesehen. Der Bandname und -titel ist in Gold auf eine grüne Hülle gepresst, die Bilder klappen in alle Himmelsrichtungen auf, bis man im Inneren das richtige Booklet im Zentrum entdeckt. Da hat man sich wirklich Mühe gegeben. Wie sagt man so schön: Der erste Eindruck ist der entscheidende...

Die Musik von Blackmore’s Night in Worte zu fassen fällt schwer. Sei es nun Magie, Zauber, Mystik, Geborgenheit oder Geselligkeit. Ritchie Blackmore schafft es immer wieder auf’s Neue, in seinen mittelalterlichen Stücken eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, der man sich nur schwer entziehen kann. Genauso verhält es sich auch auf dem neuen Studioalbum „Ghost Of A Rose“. 15 neue Songs entführen uns wieder ins 16. Jahrhundert und lassen uns an dem damaligen Gesängen und Braüchen teilhaben. Wie auf den Vorgängern auch finden sich auf diesem Album jede Menge Folk Einflüsse wieder. Die Drums treten lediglich bei ,Rainbow Blues’ in Aktion (im Original von Jethro Tull), ansonsten ist vor allem die Akustikgitarre von Ritchie Blackmore Trumpf. Begleitet wird das frühere Deep Purple Mitglied von den unterschiedlichsten Instrumenten wie z. B. Violine, Cello, Mandoline, Rauschpfeife usw. Das Album als Ganzes kann man in drei Teile splitten: Zum Ersten haben wir hier die typischen Folk Stücke wie ,3 Black Crows’ oder ,Loreley’, die auch in jedem irischen Pub sehr gut ankommen würden. Zum Zweiten gibt es mehrere kurze Instrumentals wie z. B. ,Queen For A Day Part 2’ (das ein wenig an Santana erinnert) oder auch ,Mr. Peagram’s Morris And Sword’, dass komplett auf einer Mandoline vom Meister persönlich gespielt wird. Die dritte Gattung von Stücken ist als Soundtrack für jeden Ritterfilm prädestiniert, mystische und anmutige Stücke wie ,Way To Mandalay’ , der wunderschöne Titeltrack oder das familiäre ,Dandelion Wine’ entfachen immer wieder auf’s Neue ein Feuerwerk von grandiosen Melodien. Sängerin Candice Night hat zudem ihr Talent fürs Songwriting bewiesen; ,Ivory Tower’ stammt aus ihrer Feder und verbindet Gregorian ähnliche Chöre mit geheimnisvollen Momenten, wie man sie auch von Sarah Brightman kennt. Das absolute Sahnehäubchen stellt für mich jedoch ,Diamonds And Rust’ dar. Welch enormes Potential dieses Stück (im Original von Joan Baez) besitzt, fällt vor allem im Vergleich mit der Version von Judas Priest auf. Egal ob die Grundstimmung nun ruhig oder etwas aggressiver gehalten ist, dieser Song begeistert auf jeder Ebene.

Blackmore’s Night ist mit Sicherheit eine einzigartige Kombination in der Musiklandschaft, die mit „Ghost Of A Rose“ erneut ein Meer an wunderschönen Melodien geschaffen hat. Wer sich die limitierte Fassung holt (absolut zu empfehlen), bekommt noch zwei Bonustracks obendrauf, von denen einer (,Mid Winter’s Night’) in der Liveversion aufgenommen wurde.

Oliver Bender