Reviews

Journey

Label: Esoteric Recordings (1973/ 2010)

Den meisten Leuten dürfte Arthur Brown nur noch wegen seiner "Crazy World"-Aufnahmen und dort vornehmlich wegen des Riesenhits 'Fire' geläufig sein, bestenfalls noch wegen seiner Rolle als Priester eines Marilyn Monroe-Kultes neben Eric Clapton in Ken Russell's Tommy-Verfilmung des Jahres 1975. Dass dieser ungewöhnliche britische Künstler ein progressiver Musiker im ursprünglichsten Wortsinne ist und war, das haben viele bereits vergessen. Dazu hat der Musiker vermutlich selbst am meisten durch eine Reihe schwer verdaulicher Veröffentlichungen beigetragen. Trotzdem gibt es in seinem Katalog echte Juwelen, vor allem die Veröffentlichungen, die unter dem Namen Kingdom Come erschienen sind (Vorsicht: Die haben gar nichts mit der deutschen Hardrockband um Lenny Wolf zu tun!).

"Journey" kommt im Kontext der Kingdom Come Scheiben eine gewisse Sonderstellung zu. Nicht, dass die Musiker zum Zeitpunkt der Aufnahmen weniger LSD genommen hätten - ganz im Gegenteil! Aber erstmals in der Rockgeschichte wurde ein ausgeschiedener Drummer nicht durch einen anderen Musiker, sondern durch eine frühe Rhythmusmaschine ersetzt. Aus heutiger Sicht sind die "Drumsounds" eher charmant, damals war deren Verwendung eine kleine Sensation.

Musikalisch bleibt man bei abgehobenen Klangexperimenten zwischen Psychedelic, Space Rock und anderen Dingen, die damals eben en vogue waren. Die wie immer grandios aufbereitete CD-Version von Esoteric Recordings kommt mit einem üppigen Booklet und einer kompletten zweiten CD mit bislang unveröffentlichtem Material und Alternativversionen. Für aufgeschlossene Freunde aufregender und grenzenloser Musik eine echte Entdeckung!

Frank Scheuermann