Reviews

Retrospective 1974-2010

Label: Made in Germany (MIG) (2011)

Kaum ein anderer deutscher Gitarrist hat im Laufe seines Lebens so unterschiedliche Stationen durchlaufen wie Alex Conti. Und kaum ein anderer hat dabei so großen Respekt von Kollegen bekommen wie er. Andererseits fiel es auch den Fans all seiner Bands niemals wirklich leicht, das urtypische Element in all seinen Veröffentlichungen zu erkennen, da er sehr häufig von Soul zu Hardrock, dann wieder zu Disco, dann Rockabilly und schließlich Pop und Blues mit einem kurzen Ausflug ins Heavy Metal Lager hin und her gewechselt hat. Dabei kreuzte er mit wichtigen Musikern der deutschen Rockszene mehr als einmal den Weg. Mit Inga Rumpf, der göttlichen Sängerin von Frumpy und Atlantis tat er sich desöfteren zu beider Vorteil zusammen.

Am besten klingt und klang Alex Conti schon immer, wenn er mit viel Power die einfachen Gefühle auf den Punkt brachte. Das gelang ihm vorbildlich mit Atlantis, das machte die Frühphase von Lake zu einem Genuss und das zeichnete Bands wie Rosebud oder Rockship aus. Daneben gibt es tolle Bluesaufnahmen vor allem der Hamburg Blues Band und von Berlin Blues.

Dieses umfangreiche Lebenswerk, das hoffentlich noch lange nicht abgeschlossen ist, verucht nun das rührige Hannoveraner Label MiG für eine breitere Masse zu erschließen. Dabei schaffen sie es vorbildlich, einen Überblick zu gewähren, der sowohl seine stärksten Momente als auch die in meinen Ohren eher fragwürdigen Experimente geschickt zusammenfasst und dabei die Unterschiedlichkeit all seiner Stile in ihrer ungebrochenen Ambivalenz abzubilden. Bleibt zu hoffen, dass das Label den Rest seines Schaffens früher oder später auch noch zugänglich machen kann, da die meisten seiner Scheiben schon ganz lange nicht mehr lieferbar sind.

Frank Scheuermann