Reviews

Detroit Stories

Label: earMusic (2021)

Eines vorweg: Von allen Werbekampagnen für neue Platten, die ich in den letzten Jahren erleben kommte, war die für Detroit Stories diejenige, mit dem besten Timing, der bestmöglichen Taktik und des gelungensten Anfütterns. Seit gut vier Monaten tröppeln in gut gesetzten Abständen Informationen ein, die dann an strategisch günstigen Stellen mit virtuellen Singleauskopplungen (leider nicht auf Vinyl), Videopräsentationen etc, flankiert werden. Soweit so gut.

Doch was nützt die beste Kampagne, wenn das Produkt nichts taugt? An dieser Stelle kann ich die Leser gleich beruhigen. Detroit Stories, diese lange vorbereitete Hommage an die Heimatstadt von Alice Cooper, ist ein rundum gelungenes Werk. Sie bietet das, wofür die Motor City in den 60er Jahren berühmt geworden ist: Energischen weißen Garagenrock voller Muskeln und Steroide, dazu einen überraschenden Hauch dessen, was das afro-amerikanische Äquivalent dieser Musik war: Motown. Ja, richtig gehört. Detroit Stories bietet den einen oder anderen unerwarteten Querverweis zum guten alten Soul, sei es in funky Gitarren oder sogar in rassigen Bläsersätzen.

Detroit Stories besticht aber auch mit Sounds. Alleine die Klänge seiner Gitarristen sind phänomenal, dazu Bassläufe, die nicht nur so klingen wie die von der Originalband, nein, sie wurden zum Teil sogar von Dennis Dunaway eingespielt. Kenner wissen, was ich meine - die extrem hohen Basstönen, mit denen Akzente gesetzt werden. Überhaupt: Schon wieder waren auch Michael Bruce und Neal Smith von damals mit dabei, dazu Steve Hunter aus der Anfangszeit von Alice Coopers Solokarriere (Welcome To My Nightmare bis Lace & Whisky). Dazu Wayne Kramer von MC5, dazu der einzige NIcht-Detroiter der gesamten Plattenproduktion, Joe Bonamassa. Die Mischung der Songs ist großartig, Eigenkompositionen und Covers (z.B. Lou Reeds Hommage aus VU-Zeiten an Detroit, Rock And Roll), die ein großartiges Spektrum abdecken. Hardrock, Soul, Balladen, Garage - alles da. Dazu der dystopische Song Our Love will change the world. Für mich ein ganz starkes Album von The Coop, der sogar schon wieder in der Vorproduktion der nächsten Hollywood Vampires Scheibe steckt mit seinen stattlichen 74 Jahren! Long may he rock!

Frank Scheuermann

10/10