Reviews

Evilized

Label: Century Media (2003)

Da wäre es also nun, das zweite Album der schwedischen Band Dream Evil, die mich mit ihrem Debüt nicht allzu sehr begeistern konnten, wirkte „Dragon Slayer“ doch wie ein Mix aus den besten Riffs und Vocals großer Powermetalkapellen. Und das, obwohl mit Fredrik Nordström ein anerkannter Produzent und Gus G. ein aufstrebender Gitarrist mit an Bord waren. Als ich die neue Scheibe „Evilized“ in den CD-Player werfe und mir der Opener ‚Break The Chains’ entgegen donnert, hatte ich mich schon darauf eingestellt, ein fade Fortsetzung des Debüts erhalten zu haben. Doch zum Glück ist dieser Track zusammen mit dem kitschigen ‚Made Of Metal’ die Ausnahme. Dream Evil haben mich mit diesem Output positiv überrascht, weil sie es diesmal geschafft haben, wesentlich eigenständiger zu Werke zu gehen und eigene Trademarks zu setzen. Das fängt schon beim Cover, das wesentlich besser zu Band und Album passt, also noch der aufgesetzte Krieger der ersten Scheibe. Ein Hingucker ist das Bildchen allemal, erinnert ein bisschen an die letzte Brainstorm Veröffentlichung und deutet schon gezielt an, worauf die Mucke der Schweden abzielt: Düstere, schaurige Elemente gepaart mit der nötigen Portion Power. Die typischen Uptempotracks à la ‚By My Side’ oder ‚Live A Lie’ sind auch hier wieder vertreten, doch schon anhand dieser Stücke merkt man den Entwicklungsprozess der Band, die sich auf eigene Stärken besinnt. Vor allem das federführende Gitarrenspiel von Gus G. prägt das Gerüst des Albums, der im Gegensatz zu seiner zweiten Band Firewind weniger im Vordergrund steht, dafür aber umso mehr zusammen mit Nordström ein starkes Duo bildet. Das Herzstück dieses Albums besteht aus dem mittleren Abschnitt, angefangen beim überragenden Titelsong ‚Evilized’, ein schleppender Midtempostampfer, der eine düstere Atmosphäre ausstrahlt und einem den Schauder über den Rücken laufen lässt. Dem folgt mit ‚Invisible’ wieder ein schnellerer Track, der vor allem durch den Refrain und das gehauchte Invsisible Schrecken verbreitet. ‚Bad Dreams’ ist mein persönliches Highlight der Scheibe, obwohl relativ einfach gestrickt zündet der Song wie eine Rakete und hat absolute Headbangerqualitäten. Als überragend kann ich auch ohne schlechtes Gewissen die Ballade ‚Forevermore’ bezeichnen, die durch klassische Instrumente (Piano und Geigen) einen majestätischen Eindruck hinterlässt. Erfreulich ist ebenfalls die stimmliche Präsenz von Shouter Niklas Istfeldt, der facettenreicher als noch auf dem Debüt zu Werke geht sowie die deutlich besseren Lyrics, die auch zu mehr Eigenständigkeit beitragen. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, die anfangs erwähnten Stücke sowie das recht durchschnittliche ‚Children Of The Night’ trüben ein wenig das Gesamtbild, aber daran kann man ja beim dritten Album feilen.

„Evilized“ ist eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger, weil man eine Vielzahl an Ideen mit eingebracht hat und sich weniger an anderen Bands orientiert. Beide Daumen hoch!

Oliver Bender