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This Is My World

Label: Dockyard1 (2005)

Neben dem Re-Release von Persuader hat auch das zweite hoffnungsvolle Flagschiff von Dockyard 1 dieser Tage ein neues Album auf den Markt geworfen. Die Finnen von Dyecrest, die sich ebenso wie ihre schwedischen Labelkollegen Gewinner des Noise Young Metal Gods Wettbewerbs nennen dürfen, haben trotz des relativ jungen Bandalters schon einiges durchgestanden (Labelprobleme, Line-up Wechsel etc.). Geprägt durch die nicht immer strahlende Welt der Musikszene sind sie daraus gestärkt hervorgegangen und präsentieren mit „This Is My World“ ihr hoffnungsvolles zweites Studioalbum.

Obwohl die Band als Melodic Speed Metal Formation angepriesen wird, sind sie weit davon entfernt, wie ihre Landsleute von Stratovarius oder Sonata Arctica zu klingen; die Truppe bewegt sich eher im Fahrwasser von Misery Inc. und Thunderstone, sprich: Melancholischer und gefühlvoller Melodic Metal, der auch die Wurzeln des klassischen Hard Rock nicht verleugnet und hier und da mit leichten progressiven Einlagen Abwechslung in die Stücke bringt. Das Album beginnt recht schleppend, da den ersten Stücken der letzte Kick abgeht. Gute Songs, die jedoch keine Bäume ausreißen. Erste Steigerungen sind bei ,Man Who Was Me’ zu erkennen: starke Gesangslinien, schöne Backingvocals und eine gute Mischung in der Rhythmusvariation leiten den Aufwärtstrend ein. Getoppt wird das Ganze vom besten Track der Scheibe namens ,Dream Of Crown’. Als Halbballade beginnend entwickelt das Stück eine fesselnde und treibende Wirkung, die ihren Höhepunkt in dem genialen Chorus findet. Die folgenden Songs entwickeln allesamt mehr Zug und Tempo, sodass man ab ,Banished’ fast schon von reinrassigen Powermetalsongs sprechen kann. Die Scheibe wurde soundtechnisch nicht mit übertriebener Härte aufgenommen und ergänzt somit bestens das vorliegende Songmaterial. Sehr stark kommt hierbei Basser Jukka Matilainen rüber, der im Verbund mit Drummer Niko Takala eine präsente und funktionierende Rhythmussektion bildet. Die beiden Gitarristen runden das positive Gesamtbild und ergänzen sich in punkto Spielwitz sehr gut. Da auch Frontmann Kimmo Blom mit starken Gesangslinien und flexiblen Stimmorgan mit Sicherheit seinen Weg in die Notizbücher finden wird, ist die spielerisch starke Formation für die Zukunft bestens aufgestellt. Als Ausklang gibt es mit ,Took My Will To Feel’ noch eine Ballade obendrauf, die das Gefühl der Finnen für gute Melodien noch einmal bestärkt.

Das erste Drittel der Scheibe wirkt etwas schwerfällig, danach steigern sich Dyecrest jedoch enorm und bestechen durch ausdrucksstarkes und variables Songwriting. „This Is My World“ verbindet spielerische Leichtigkeit mit ausdrucksstarken Elementen. Starke Vorstellung.

Oliver Bender