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Harmonia

Label: Cargo Records (2008)

Seitdem ich das Promoexemplar bekommen habe, quäle ich mich mit der Überlegung, ob ich das Wort denn schreiben solle. Dafür spricht, dass hier Musik geboten wird, wie man sie in der Form in den postmodernen 2000er Jahren nicht hatte erwarten dürfen. Dafür spricht auch die geographische Herkunft der Band. Dafür sprechen die ausufernden Kompositionen - ja, ich meine Kompositionen, nicht Jams! - die auf "Harmonia" zu hören sind. Dafür spricht auch die klassische Instrumentierung mit Gitarre, Hammond, Bass und Drums. Dafür sprechen auch die originellen Gesangslinien, die sich so unkompliziert aus den Boxen mogeln, als hätten sie schon immer so und nicht anders existiert. Hier kommen die Worte des Keith Richards noch einmal zu Bewusstsein: "Ich schreibe keine Songs. Ich fange nur Songs mit meinen Antennen auf, die bereits existieren!".

Dagegen spricht allerdings auch eine Menge: Die Musik klingt kein bisschen antiquiert. Es werden auch andere Instrumente eingesetzt (höre ich da einen Vocoder?). Es gibt keine nicht enden wollenden Jam Passagen, die ausschließlich der Füllung des noch unbespielten Bereichs der CD dienen oder üppigen Drogenexzessen entspringen. Oder beides. Kein endloses Gitarrengegniedel.

"Harmonia" ist ein verdammt gutes Album geworden, das die Qualität des ordentlichen Debüts mühelos hinter sich lässt. Die Harmonien sind groß (bei dem Titel auch kein Wunder!), die Riffs prägnant und nehmen genau die Länge und Dauer ein, die es braucht um die jeweils gewünschte Wirkung zu entfalten: Hypnose oder Exzess. Große Musik von einer großen Band. Und ganz nebenbei ist man noch eine namentliche Hommage an Manfred Manns beste Schaffensperiode.

Ach ja: Das Wort wollt Ihr wissen? Nun, ich dachte zunächst an Krautrock. Oder auch nicht. Was spielt das für eine Rolle?

Frank Scheuermann