Reviews

Blue Again Live

Label: Made in Germany (MIG) (2010)

Zu den ganz großen Schlagzeugern des britischen Bluesbooms des 60er Jahre zählte mit Sicherheit Mick Fleetwood, der sich seine ersten Sporen (wie so viele damals) bei John Mayall's Bluesbreakers verdiente. Danach gründete er zusammen mit Peter Green und John McVie die inzwischen legendäre Bluesband "Peter Green's Fleetwood Mac", bei der jeder der ursprünglich beteiligten Musiker einen Teil seines Namens für die Bandbezeichnung hergab (auch wenn aufgrund anderweitiger Verpflichtungen der Bass in den ersten Wochen noch aushilfsweise von Bob Brunning bedient wurde).

Im Lauf der Jahre stieg dann zunächst Peter Green aus, der Name der Band verkürzte sich, und nach einer kurzen Phase des bluesigen Progressive Rocks (ja, das gibt es!), wurde die Band immer mehr auf US Mainstreamrock getrimmt - das allerdings auf sehr hohem Niveau. Nun ist Mick Fleetwood zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Dazu hat er sich der Dienste eines treuen Peter Green Schülers in Gestalt des Amerikaners Rick Vito versichert, der mit seinen Gitarren- und Gesangskünsten schon die Fleetwood Mac Scheibe "Behind The Mask" veredelt hatte.

Auf der DVD spielen die beiden nebst ihren Begleitmusikern Blues und Bluesrock der ganz alten Schule. Allerdings haben die beiden dabei derartig viel Spaß in den Backen, dass die Musik richtig gut rockt. Vor allem Rick Vito zelebriert seine extrem ausgefallenen Gitarrenmodelle nebst kleiner Gitarrencombo auf der Bühne. Und der kleine Set mit Miniaturschlagzeug und anderen noch weiter abgespeckten Instrumente kommt unglaublich liebenswert rüber. Dieser Auftritt hat so überhaupt nichts vom Stadionrock seiner Stammband in den späten 70er und den ganzen 80er Jahren, dass mir die Freudentränen laufen wollen. Und natürlich kommen alle essentiellen Frühwerke von Peter Green's Fleetwood Mac zum Einsatz: Von 'Oh Well' über 'Rattlesnake Shake' (ein Song über eine Phase in Mick Fleetwood's leben, in der er keine Freundin hatte...?) bis hin zu 'Albatross', 'Black Magic Woman' und 'Stop Messin' Round' ist alles vertreten, was das Herz begehrt.

Für traditionelle Bluesfreunde ist dieser Auftritt ein echter Leckerbissen, aber auch für alle, die wissen wollen, woher alle anderen Musikstile der letzten 50 Jahre stammen. Sehr schön.

Frank Scheuermann