Label: BMG (2021)
Seit vielen Jahren schätze ich Marianne Faithfull als eine wundervolle Künstlerin, die - ähnlich wie Nico- eine sehr eigene Nische in der Pop- und Rockmusik besetzt hält. Trotzdem war mein Zugang zu ihr immer sehr eklektisch. Nach dem Durchhören einer Platte war dann auch für Monate wieder gut.
Und hier kommt dann die Veröffentlichung aus dieser neuen, höchst löblichen Reihe von BMG ins Spiel. Noch nie hat mich eine Platte von Marianne Faithful dermaßen aus den Socken gehauen. Der Mitschnitt von 5 Konzerten, die sie im Lauf der Jahrzehnte beim Jazz Festival von Motreux zum Besten gegeben hat, ist derart intensiv, dass es einem die Sprache verschlägt. Irgendwo zwischen Singer Songwriter und Andy Warhol'schem Avantgarderock a la Velvet Underground hat sie es sich da auf künstlerische Art und Weise unbequem gemacht. Jeder Ton verzaubert, die rauchige, nicht immer tongenaue, aber stets hypnotisierende Stimme.
Das kann man kaum beschreiben. Das muss man hören. Und haben.
Frank Scheuermann
9/10