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Bitte nicht schon wieder vielleicht

Label: Eigenproduktion (2005)

Felix Culpa (zu Deutsch etwa: glückliche Schuld), kommen aus dem Oldenburger Münsterland, einem sehr gediegenen Stückchen Erde. Dort hat man wohl viel Zeit zur freien Verfügung und so taten sich vier Jungs zusammen um gemeinsam zu musizieren. Das Ganze hat gefruchtet und man gab 2000 sein Debüt mit dem Album „Gone“. 2003 und 2004 folgten zwei Nachfolger und doch hatten sie alle eines gemeinsam, sie waren Eigenproduktionen. Nun soll sich etwas tun, denn das Label Capitol East Road Records will dem Quartett ein wenig zu Hand gehen, wenn es um das jetzige Album „Bitte nicht schon wieder vielleicht“ geht.

Tief gestimmte Gitarren und ein etwas gemächlicheres Tempo charakterisieren das dargebotene Liedgut der Emo Rocker. Im Vordergrund steht dabei stets der melodische, klare Gesang von Christian Niehe. Zusätzlich hat die Band Backing Vocals als Verstärkung, die in ‚Sie sagte’, von weiblichen Gästen beigesteuert wurde. Das wichtigste Element ist dabei der Text, der immer versucht seine tiefgründigen Messages an den Mann/die Frau zu bringen. Ob man nun ‚Auf den Spuren von Robinson Crusoe’ die Einsamkeit sucht und schließlich findet oder ‚Keine Macht für Niemand’ fordert, der Inhalt ist akribisch ausgearbeitet und passt meist zur emotionell, melancholischen Stimmung der Musik. Dass es trotz der ziemlich langsamen Geschwindigkeit noch deutlich hervorgehobene Balladen gibt kann man am Beispiel ‚Die fetten Jahre sind vorbei’ belegen. Spontan fällt der gleichnamige Film ein, doch als Titelstück wäre er wohl nur vom Text her brauchbar, denn die Akustikgitarrenballade hat nichts mit der eigentlichen Handlung des Films am Hut. Abgeschlossen wird das zehn Werke währende Langformat von ‚Starkstrom’, der von einem Virus (dem Starkstrom) im Körper spricht, der alles zerstört. Wenn man den Silberling nach den letzten Tönen noch eine Weile weiterrotieren lässt, gibt die Band noch eine kleine Zugabe, die alle anderen Stücke von der Länge her überflügelt und die Verweilzeit auf eine gute Dreiviertelstunde erhöht.

Langsamer, melancholischer Emo Rock ist nicht jedermanns Sache, doch die Texte von Felix Culpa können durchaus überzeugen. Freunde von langsamer Musik (kein Kuschelrock!), die eher auf depressive Stimmung stehen, sollten unbedingt mal lauschen.

Winfried Bulach