Reviews

Mondo Blotto

Label: Alleycat Records (2008)

Ich liebe zwar nahezu alle Formen des authetischen Rock'n'Roll, von räudigen Arschtretern bis hin zu ehrlich versponnenen Artrockeskapaden. Allerdings bringt es meine musikalische Herkunft aus den späten 60ern und frühen 70ern einmal mit sich, dass ein Song eben auch einmal über eine komplette Plattenseite gehen darf. Daher gehe ich bei üppigen Playlists immer noch davon aus, dass viele Songs identisch sind mit einer langen Spieldauer. Dass diese Einschätzung zuweilen in die Irre führen kann ist mir spätestens seit dem Debutalbum der Ramones bewusst. Aber dass es tatsächlich noch einmal eine Band mit Plattenvertag schaffen würde, die durchschnittliche Spielzeit eines Ramones Songs zu unterbieten, damit war nicht wirklich zu rechnen! Die 20 Nummern auf dieser Scheibe erreichen nur unwesentlich nach der 30-Minuten-Marke die Ziellinie. Das bedeute im Klartext: die melodischen Punks mit dem lustigen Image halten sich bei den meisten Nummern nicht mit unnötigen Dingen wie Intros oder gar Soli auf und zelebrieren eine Punkshow des Gute-Laune-Typs, die sich gewaschen hat.

Natürlich klingt kaum etwas wirklich originell, dafür ist in den wenigen Sekunden, die einem durchschnittlichen Song bleiben natürlich keine Zeit. Aber die geilen Mitsingrefrains dürften sich spätestens nach dem dritten Durchlauf im heimischen CD-Player dermaßen in den Gehörgängen festfressen, dass man beim Konzert auch mit drei Promille immer noch mitgrölen kann.

Wem das noch nicht als Kaufanreiz genügt, der soll sich noch die "Namen" der Bandmitglieder auf der Zunge zergehen lassen: Don Wanna, F(rank) E Male, Instead Of A Hug und natürlich Namensgeber Henry Fiat. Ich jedenfalls bekomme das dämlich Grinsen seit dem ersten Auflegen der Scheibe nicht mehr aus dem Gesicht! Wer die Toy Dolls schon immer gemocht hat, der kommt an Henry Fiat’s Open Sore kaum vorbei!

Frank Scheuermann