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A Glimpse Of Glory

Label: Mystic Records (2001)

Wenn irgendwann in ferner Zukunft einmal das endgültige Geschichtswerk des Hardrock geschrieben werden wird, dann wird auch der Name Ken Hensley im Index in Fettdruck darin verzeichnet sein. Oft geschmäht, dennoch von vielen vergöttert, ist dieser Mann mittlerweile zu einer lebenden Legende geworden. Okay, viele kennen ihn noch als ehemaliges Mastermind mit und hinter Uriah Heep, aber damit war seine Karriere 1981, nach dem Ausstieg bei jener Band genauso wenig beendet, wie sie mit ihr begonnen hatte! War er doch schon zuvor Bandleader bei den Gods, wo Leute wie Mick Taylor (Rolling Stones) oder Greg Lake (Emerson, Lake & Palmer; King Crimson; Gray Moore) seine Songs spielten. In den 80ern war er Mitglied der Südstaaten-Indianer-Metaller Blackfoot, neben Lynyrd Skynyrd Gründungsmitglied Ricky Metlocke. Daneben veredelte er Scheiben von Fleetwood Mac über Cinderella bis hin zu WASP mit seinem brillanten Keyboardspiel (vor allem an der Hammond macht ihm keiner was vor! Wie? Jon Lord? Zu klassisch! Keith Emerson? Zu verspielt Rick Wakeman? Zu esoterisch!). Bei der nun vorliegenden Scheibe handelt es sich um sein Comeback aus dem Jahr 1999, das allerdings im Vergleich zur ursprünglichen Version um fünf Tracks verändert worden ist. Begleitet wird er dabei von der christlichen Band Visible Faith, da auch Mr. Hensley mittlerweile Reborn Christian ist. Das hindert ihn allerdings (Gott sei Dank!) nicht daran, seine Hammond aufs Diabolischste zu quälen und die Slidegitarre zu spielen, als sei das mit dem Glasröhrchen soeben erst seine Idee gewesen. Die Songs stimmen und haben Potential, die Melodiebögen beeindrucken und die Instrumentierung ist perfekt, wie man es bei einem so alten Hasen auch erwartet. Musikalisch bewegt man sich im Bereich Folk, Rock, Country, Gospel und Hardrock. Eine reife Scheibe eines wahrlich reifen Musikers, jenseits aller Klischees! Daumen hoch!

Frank Scheuermann