Stories

August 2003

Illuminate beantwortete uns in Person von Johannes Berthold einige interessante Fragen...

In den beiden neuen Veröffentlichungen, vor allem in der "10 x 10 In Black", sind mal ganz andere, extremere Töne und Rhythmen zu hören, sogar DoubleBass. Was inspirierte bzw. bewog dich dazu dieses "Neuland" zu erforschen?

Wir wollten ja keine Best-Of im eigentlichen Sinne veröffentlichen (sprich: die - subjektiv - besten Hits unbearbeitet auf eine CD bannen...wie interessant!), sondern zum 10-jährigen Jubiläum die "Klassiker" von heute und damals ganz neu interpretieren. Hierbei sollte - so kam es dann auch zu dem "Farbkontrast" - die Dualität Illuminates ein wenig unterstrichen werden. Quasi: hart und zart! Da ich seit stark zwei Jahren einen Gitarristen (Jörn) fest im Line-Up habe, der sich auch sehr an der Umsetzung der einzelnen Remixe beteiligt hat, haben vor allem die "schwarzen" Remixe eine ordentliche Portion Gitarren abbekommen. Da Jörn zudem aus der Black- / Death-Metal-Szene kommt, kannst Du Dir vorstellen, warum der ein oder andere Song ordentlich auf die Zwölfe haut!

Wie kam überhaupt die Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Laszlo Wolpert, welcher schon Grönemeyer begleitete, zustande?

Das ist eine ganz unromantische Story: Ich wollte einfach etwas ganz untypisches auf "10 x 10" ausprobieren. Also keine altbekannten Szene-Gäste, die man auf jedem zweiten Sampler auch hören kann (X mixt Y, dafür mixt Y dann mal wieder X, und Z macht von beiden mal einen Remix...gähn!). Da das Saxophon m.E. nach ein echt untypisches Instrument in der schwarzen Szene ist und Laszlo früher für Herbert Grönemeyer tätig war (der auch recht wenig mit den Gothics gemeinsam hat), war klar: den will ich! Da mein Produzent gut mit Laszlo befreundet ist, kam der Kontakt ganz unproblematisch und unspektakulär zustande. Laszlo hat den Song von mir bekommen, fand ihn auf Anhieb toll und hat dann an einem gemütlichen Vormittag im Studio einfach eine Improvisation abgeliefert! Mich hat es fast umgehauen, da der Typ echt ein Genie auf seinem Gebiet ist! Ist schon was besonderes, mit einem Weltklasse-Musiker zusammenzuarbeiten!

Wie sind die beiden "10x10" Scheiben zu sehen? Also eher als ein stilistisches ausprobieren, ein etwas anderes Best-Of-Album oder eine Art Weiterentwicklung des Stils Illuminates?

Ach...da kann man ruhig eine Mixtur aus den ersten beiden Vorschlägen nehmen. Natürlich haben wir viel rum- und ausprobiert (wir haben uns ja für die Aufnahmen zu den beiden Alben fast ein dreiviertel Jahr im Studio Zeit gelassen - viele Ideen entstanden quasi direkt vor Ort) und wollten ja, wie eben schon erwähnt, auch eine ganz besondere Best-Of machen. Ob die "10 x 10" jetzt aber wegweisend für das weitere Schaffen Illuminates sind, wage ich zu bezweifeln. Dafür haben wir uns jetzt doch zu sehr mit den alten Songs auseinandergesetzt. Ein weiteres Zeichen hierfür sind m.E. nach die exklusiven Tracks auf den beiden "10 x 10"-CDs: Diese fallen - im Vergleich zu den Remixen - stilistisch doch sehr aus dem Rahmen.

Hast du dir schon Gedanken über Nachfolgealben gemacht? Wie würde es wohl weitergehen; weiß, schwarz...so wie vorher oder ganz anders?

Nun werden ja im September erstmal die beiden "10 x 10"-Scheiben veröffentlicht. Wir bewegen uns seit Jahren so ziemlich von VÖ zu VÖ - eine große Prognose kann ich also fast noch nicht abgeben. Natürlich arbeite ich schon an dem Nachfolgealbum; ein paar interessante Ideen und Melodien liegen mir da auch schon vor. Ob das nächste Werk aber eher schwarz oder weiß wird, will ich noch nicht verraten!

Die Lyriks als auch die Melodien sind sehr gefühlsbetont und düster. Wie sind deine persönlichen Verbindungen zu diesem Gesamtbild? Wie sehr beeinflussen deine Stimmungen und Gefühle die Lieder?

Da ich ja immer sage, dass Illuminate mein "vertontes Tagebuch" ist, beeinflussen mich mein Seelenleben und mein momentanes Befinden schon sehr stark bei der Komposition und dem Schreiben der Texte. Aber ganz ehrlich, ein ganz klein wenig Phantasie gehört natürlich auch dazu, da ich ja nicht 24 Stunden am Tag romantisch verklärt durch die Welt stolpere! Es gibt natürlich auch Zeiten (das muss ich ganz ehrlich zugeben), wo es mir eher schwer fällt, Illuminate-Songs zu kreieren, da ich viele "Hochphasen" in meinem Leben habe (seit einigen Jahren - Dank meiner Frau und Familie - sogar deutlich mehr als jemals zuvor!). In solchen Momenten einen traurigen Herz-Schmerz-Titel zu komponieren, ist - das wird man hoffentlich nachvollziehen können - nicht ganz einfach, da ich ja trotzdem glaubwürdig bleiben möchte!

Wie war der Auftritt auf dem M'era-Luna? Wie hat dir dort die allgemeine Stimmung und das ganze Festival gefallen?

Ich selbst bin dort ja schon zum vierten Mal (!) aufgetreten - Illuminate gehört beim M'era Luna (ehemals ZILLO-Festival) also quasi schon zum "alten Eisen"! Für mich persönlich war es der schönste Auftritt auf diesem Festival in all den Jahren, da sowohl die Stimmung, wie auch die Organisation drum herum einfach perfekt war! Das kann man schlecht toppen! Bei einem solch großen Event ist einfach unheimlich viel drin, man trifft wahnsinnig viele Bands und Künstler; man wird (im Vergleich zu vielen Club-Gigs) prima von den Veranstaltern umsorgt; das Areal (Flugplatz, Tower, Hangar...) ist echt einzigartig etc.! Ich freue mich schon auf den nächsten Auftritt dort!

Was kannst du uns über Johannes Berthold sagen? Wie würdest du die Musik beschreiben?

Das Album "Narrenturm" erzählt eine Geschichte, die mir schon seit ganz vielen Jahren durch den Kopf spukt. Inspiriert hat mich dazu der - real existierende - Narrenturm in Wien, sowie meine Faszination für Anatomie / Pathologie, die dunklen Seiten der Wissenschaft und der schmale Grat zwischen Lust und Grauen! Ich kann die Story hier nicht in zwei, drei Sätzen wiedergeben - der "Narrenturm" ist eine Geschichte, aus der jeder Hörer etwas anderes mitnehmen kann! Musikalisch bewegt sich das Projekt zwischen den verschiedenen Interpretationen eines Themas (gespielt von einem Kammerorchester) und diversen schrägen Samples, Melodien und Effekten. Mit Illuminate hat das also - so finde ich jedenfalls - recht wenig zu tun. Daher haben ich die beiden Projekte auch ganz deutlich voneinander getrennt!

Wie sieht die Zukunft des Soloprojektes in Betrachtnahme von Illuminate aus? Sind beide Bands eher gleichberechtigt oder eine eher gewichtiger?

Nein, nein...Illuminate ist und bleibt mein Haupt-Baby! Das Soloprojekt hatte ich ja auch ganz explizit für die Story vom "Narrenturm" ins Leben gerufen - nun ist diese erzählt (also aus meinem Kopf heraus) und auf CD gebannt. Ob es in dieser Form überhaupt noch einmal einen Output geben wird, steht in den Sternen. Ich hatte zwar einen unerwartet großen Erfolg mit dem Projekt (sowohl von den Verkaufszahlen her, wie auch in den Medien), so dass der Drang nahe liegt, hier direkt anzuknüpfen; einfach aus kommerziellem Interesse heraus fände ich es jedoch schäbig, auf Teufel komm raus einen "Narrenturm Part II" zu machen. Entweder, ich habe nochmals einen guten Einfall, der sich mit dem Soloprojekt verwirklichen lässt, oder ich lasse es sein!

Wie sieht es allgemein mit Tourneen und Konzerten aus? Steht nach der Veröffentlichung der beiden Alben erstmal eine Tour ins Haus oder eher eine Erholungspause?

Eine Tour war schon geplant - ist nun aber auf Februar 2004 verschoben worden. Das hat aber den einfachen (oder gravierenden?) Grund, dass ich im Herbst Vater werde. Da möchte ich natürlich "live" dabei sein und nicht gerade auf Europatournee!

Willst du deinen Fans sonst noch etwas auf den Weg mitgeben?

Ich bedanke mich ganz herzlich für Eure Zeit und das Interesse, dieses Interview zu lesen. Vielen Dank auch für Eure Treue und den Support während der letzten 10 Jahre - ohne Euch stünden wir jetzt nicht hier! Auch wenn das nach abgedroschenen Floskeln klingen mag: Bleibt wie und was Ihr seid! Wir sehen uns spätestens Anfang nächsten Jahres auf der Tour, ok?!

Arwén Weber






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